Premier League

Premier League-Blase: Das Ende ist schon vorprogrammiert

Keine Liga der Welt kann mit den Milliardenausgaben der Premier League mithalten. Beflügelt durch den neuen milliardenschweren TV-Vertrag stellte die englische Topliga in der vergangenen Transferperiode erneut einen Ausgabenrekord auf. Zum Verhängnis könnte den Briten ihr eigener Gehaltstandard werden.

von Remo Schatz
3 min.
Heung-Min Son kassiert bei Tottenham acht Millionen Jahresgage @Maxppp

1,17 Milliarden Euro. Ein irrsinnige Summe, die die 20 Premier League-Klubs allein in den vergangenen zwei Monaten in Neuverpflichtungen investiert haben. Branchenkrösus ist dabei Manchester City, das unter anderem für Kevin de Bruyne, Raheem Sterling und Nicolás Otamendi umgerechnet über 200 Millionen Euro ausgab. Probleme könnten auf die in Geld schwimmenden Klubs aber zukommen, wenn die Millionentransfers nicht zünden.

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„Die Premier League wird Probleme bekommen“

Die Premier League wird später Probleme bekommen, wenn sie ihre überbezahlten Profis nicht mehr loswird, weil in Europa kein anderes Land in der Lage ist, die Gehälter zu bezahlen, die in England verdient werden“, bringt es Bayer Leverkusen-Geschäftsführer Michael Schade gegenüber der ‚Sport Bild‘ auf den Punkt.

Von der Hand zu weisen ist die Prognose des erfahrenen Fußballfunktionärs nicht, wie das Beispiel Heung-Min Son zeigt. Der Südkoreaner schloss sich für 30 Millionen Euro Ablöse Tottenham Hotspur an. Begünstigt wurde der Wechsel wohl vor allem durch die lukrativen Gehaltsversprechen. Acht Millionen Euro soll der Offensivspieler jährlich bei den Londonern einstreichen. Bei der Werkself nahm sich der 23-Jährige regelmäßig schöpferische Auszeiten. Doch was passiert, wenn Son bei den ‚Spurs‘ nicht konstant seine Leistung bringt und eventuell am Ende der Saison in Tottenham vor dem Aus steht?

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Abgänge müssen subventioniert werden

Bis 2020 nahm der 16. der Premier League den 44-fachen Nationalspieler unter Vertrag. Son wäre nicht der erste Spieler, der im ungeduldigen England nicht so funktioniert wie im vergleichsweise behüteten Deutschland. Eine Rückkehr in die Bundesliga ist in einem Jahr so gut wie ausgeschlossen. Wenn die ‚Spurs‘ Son im kommenden Jahr verkaufen wollen, stehen dem Spieler bis zum Vertragsende noch 32 Millionen Euro Gehalt zu. Ein anderer Verein wird dann dem aussortierten früheren Bundesliga-Profi sicherlich kein solch fürstliches Gehalt anbieten. Bedeutet: Tottenham müsste Son bei einem Wechsel in Millionenhöhe abfinden.

Die Premier League wird dann vom eigenen System gefressen, wenn sie jeden Spieler bei der Abgabe subventionieren muss“, führt Schade weiter aus. Zugegeben, Geld spielt in England dieser Tage keine sonderlich große Rolle. Wenn die britischen Klubs aber jedem Spieler, für den man keine Verwendung mehr hat und der verkauft werden soll, eine Abfindung zahlt, schaufelt sich die Premier League ein millionenschweres Grab.

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Auch deutsche Gehälter steigen

Auf der anderen Seite kann sich keine Liga der Welt der englischen Gehaltsexplosion verschließen. „Die Gehälter werden auch in Deutschland steigen“, prognostiziert Gregor Reiter, Geschäftsführer der Spieler-Vermittler-Vereinigung DFVV. Somit stehen auch der Bundesliga vermehrt Szenarien wie in diesem Jahr bei Petr Jiracek (150.000 Euro Abfindung) sowie Maxi Beister (600.000) und dem Hamburger SV sowie dem VfB Stuttgart und Mohammed Abdellaoue (1,5 Millionen) bevor. Das Niveau der Abfindungen hält sich aber hierzulande auf einem vergleichsweise niedrigen Level. Zudem gibt es immer noch die Premier League, die in der Vergangenheit für den ein oder anderen Bundesliga-Manager nur zu gern als Abnehmer aussortierter Spieler diente.

Das Ganze entwickelt sich immer mehr zu einer riesigen Blase. Dieser Wettlauf um Ablösesummen kann nicht der Weg von Borussia Dortmund sein“, gibt BVB-Chef Hans-Joachim Watzke zu bedenken. Das Problem mit solchen Blasen ist, dass sie wie 2000 die Dotcom-Blase früher oder später platzen. Solange das Geld aus den TV-Verträgen noch nach England sprudelt, ist aber kaum ein Ende in Sicht. „In den nächsten zwei Jahren wird uns die Entwicklung sicherlich hart treffen, da auf dem Markt auch die Spieler fehlen, um dieses Geld wieder zu investieren“, prophezeit Schade.

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Der Untergang ist inhärent

Wie bei Börsenblasen ist auch bei der Entwicklung der Premier League der Untergang inhärent. Nicht bald, aber mit Sicherheit irgendwann wird das englische System Probleme bekommen. Sei es durch den Rückzug der Ölmilliardäre von der arabischen Halbinsel, einem so sehnlichst geforderten (funktionierendem) Financial Fairplay oder millionenschwerer Abfindungen für aussortierte und völlig überbezahlte Fußballprofis.

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