Die deutsche Nationalmannschaft schlittert ein Jahr vor der Heim-EM durch eine tiefe Krise. Sportdirektor Rudi Völler liefert keine überzeugenden Antworten.
Nach dem miserablen Auftritt der deutschen Nationalmannschaft beim 0:2 gegen Kolumbien nahm Rudi Völler den Bundestrainer aus der Verantwortung. „Am Ende muss man sagen, ist Hansi Flick so ein bisschen die ärmste Sau“, so der DFB-Sportdirektor bei ‚RTL‘. Vielmehr sei „die Qualität nicht mehr die allergrößte. […] In den zwei Wochen hat man gesehen, dass einige [Spieler] an ihre Grenzen gestoßen sind.“ Damit begibt sich Völler gleich in einen dreifachen Widerspruch.
Der erste ist dabei offensichtlich. Kurz nach seinem Amtsantritt zu Jahresbeginn sah der 63-Jährige das DFB-Team noch mindestens auf Augenhöhe mit Weltmeister Argentinien. Mittlerweile räumt Völler immerhin selbst ein, dass er das nun diagnostizierte Qualitätsproblem „am Anfang unterschätzt“ habe.
Die Gegner haben wesentlich weniger Qualität
Doch gibt es dieses überhaupt? Falls ja, darf es in Spielen gegen Mittelklasse-Teams wie die Ukraine (3:3), Polen (0:1) und Kolumbien keine spielentscheidende Rolle spielen, wenn ein bis drei Akteure etwas abfallen. Alle Spieler aus der deutschen Startelf von gestern Abend spielten in der abgelaufenen Saison in der Champions League. Die Ukraine hatte fünf Königsklassenspieler in der Startelf, Polen drei und bei Kolumbien waren es vier. Die Einzelqualität der Spieler entschied die Juni-Länderspiele nicht.
Und wenn es doch Spieler mit erheblichen Mängeln im deutschen Team gibt, so darf der Bundestrainer sie schlicht nicht aufstellen. Insbesondere wenn, wie Völler betonte, Qualitätsprobleme bei einzelnen Spielern schon den gesamten Lehrgang über deutlich wurden. Falls Flick also entgegen Völlers Trainingseindrücken aufstellte, haben beide entweder eine völlig unterschiedliche Sicht der Dinge oder aber Flick hat seine Aufgabe, ein starkes Team in ein Länderspiel zu schicken, verfehlt. Dann ist es ein Widerspruch, den Bundestrainer noch in Schutz zu nehmen. Insbesondere auf Kosten jenes Teams, das in einem Jahr eine erfolgreiche Europameisterschaft im eigenen Land spielen soll.
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