Bayer Leverkusen hat offenbar den ersten Winter-Neuzugang an der Angel. Das junge argentinische Talent Alejo Sarco soll zur Werkself wechseln. FT stellt ihn vor.
Das erste Profi-Tor für seinen Verein zu erzielen, ist wohl für jeden Fußballer etwas Besonderes. Der Debüttreffer von Alejo Sarco für seinen Heimatklub Vélez Sarsfield ist jedoch in so mancher Hinsicht bemerkenswerter als andere seiner Art.
Denn der 18-Jährige traf im Mai dieses Jahres nicht in irgendeinem Spiel, sondern im Finale des argentinischen Ligapokals, nicht zu irgendeinem Zeitpunkt, sondern rund 60 Sekunden nach seiner Einwechslung und nicht bei irgendeinem Spielstand, sondern bei einem 0:1-Rückstand. Sarcos Treffer war es, der Sarsfield in die Verlängerung rettete.
Im Elfmeterschießen musste man sich dann zwar den Estudiantes de La Plata geschlagen geben, doch hinter vorgehaltener Hand werden die Vélez-Verantwortlichen das wohl verkraftet haben. Denn mit Sarco schien nun eines der größten Talente aus der eigenen Jugend endgültig den Durchbruch geschafft zu haben. Bei Sarsfield ist das nicht nur eine schöne Nebensache, sondern überlebenswichtig: Denn der Verein aus Buenos Aires versteht sich als Ausbildungsklub, finanziert sich durch teure Verkäufe von Eigengewächsen.
Das war auch der Plan mit Sarco, doch etwas ging schief. Denn der erste Treffer des Sturm-Talents für seinen Verein war noch auf eine andere Art bemerkenswert: Es war sein letzter. Am 27. Juni – rund eineinhalb Monate nach dem Ligapokal-Finale – veröffentlichte Vélez eine Pressemitteilung, die in ihrer Deutlichkeit kaum zu überbieten ist.
Vertragsdrama und Ausbootung
„Der Klub verkündet, dass der Spieler Alejo Sarco aus dem Profikader gestrichen wurde. Der Vorstand hat diese Entscheidung getroffen, da der Spieler sich weigert, seinen Ende 2024 auslaufenden Vertrag zu verlängern“, hieß es. Über „Monate“ habe man versucht, eine Übereinkunft zu finden, soll von der Spielerseite aber nur „Verzögerungen“ und „Ausflüchte“ erhalten haben.
Daraus resultiere nun „ökonomischer und sportlicher Schaden für einen Verein, der ihn trainiert und in sein professionelles Wachstum investiert hat“. Das Verhalten von Sarco, seiner Familie und seiner Berater beruhe auf reiner „ökonomischer Spekulation“ und zeige einen „totalen Mangel an Dankbarkeit und Anerkennung für das, was der Klub für ihn getan hat“. Heftige Worte.
Ob ein Spieler dafür belangt werden sollte, wenn er seinen Vertrag nur erfüllt und nicht verlängert, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Bosse von Bayer Leverkusen haben diese Frage offenbar verneint. Denn der 18-Jährige soll als erster Winter-Neuzugang der Werkself bereits feststehen.
El Toro unterm Bayer-Kreuz
In der Werkself wird Sarco nominell erst einmal der Stürmer Nummer drei hinter Victor Boniface und Patrik Schick sein. Falls Letztgenannter im Sommer möglicherweise den Klub verlässt – entsprechende Gerüchte machten bereits die Runde – könnte der junge Argentinier in der Hierarchie aufsteigen. Oder aber man legt im Sturm noch einmal nach. Es wird wohl auch von Sarcos Leistungen abhängen.
Allzu viel wird unterm Bayer-Kreuz aber erst einmal niemand vom Neuzugang erwarten. Schließlich hat dieser zwar einiges an Talent, aber eben auch mehr als ein halbes Jahr kein Profitraining geschweige denn -spiel mehr absolviert. Die Eingewöhnungsphase könnte dementsprechend lang werden.
Wenn Sarco fit wird, kann sich Bayer aber auf einen einsatzfreudigen und kämpferischen Stürmer mit einem starken linken Fuß freuen, der trotz einer für seine Position eher geringen Körpergröße von 1,79 Metern eine nicht zu unterschätzende Physis mitbringt. Nicht umsonst erarbeitete er sich während seiner Jugendzeit bei Vélez den Spitznamen El Toro – der Stier.
In Leverkusen baut man darauf, dass der bullige Angreifer über kurz oder lang seinem Ruf als großes argentinisches Sturm-Talent gerecht wird. Irgendwann wird er dann wohl auch sein erstes Tor für die Werkself erzielen. Bei Bayer wird man hoffen, dass es so besonders wird wie das für Vélez. Nur auf das Vertragsdrama kann man gerne verzichten.
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