Deutschland - Armenien: Die DFB-Elf in der Einzelkritik

Letztlich schoss sich die Deutsche Nationalmannschaft mit einem 6:1-Kantersieg gegen Armenien für Brasilien warm. Dabei fiel der Sieg eindeutig zu hoch aus. Insbesondere in Durchgang eins bekam der Zuschauer viel Stückwerk und wenig Ideen zu Gesicht. Mit 0:0 ging es in die Pause. Ganz bitteren Beigeschmack hat die Verletzung von Marco Reus, der kurz vor der Halbzeit böse umknickte. Schürrle traf sehenswert zur Führung, Mkhitaryan glich per Elfmeter aus. Innerhalb von fünf Minuten (72. bis 77. Minute) setzte das Löw-Team den Dolchstoß in persona Podolski, Höwedes und Klose. Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Mario Götze mit einem Doppelpack.

von Lukas Heimbach
5 min.
Der Platz in der Nationalmannschaft ist mehr denn je in Gefahr @Maxppp

Deutschland

Roman Weidenfeller: Kein dankbarer Abend für den Dortmunder Schlussmann. Wurde im Grunde genommen nie wirklich gefordert. Beim Elfmeter von Teamkollege Mkhitaryan machtlos. Note: 3,5

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Jérôme Boateng: Versuchte Dampf über rechts zu machen, hatte in Durchgang eins größtenteils wenig nennenswerte Offensiv-Aktionen. Scheiterte in der 31. Minute haarscharf via Kopf nach einer Reus-Ecke. Zog in Halbzeit zwei gerne auch nach innen. In der 63. Minute zischte sein Distanz-Hammer knapp drüber. Konnte in der zweiten Halbzeit wesentlich mehr zum Angriffsspiel beitragen. Solide Vorstellung auf rechts, auf der sich aufbauen lässt. Note: 3

Per Mertesacker: Selten gefordert. Im Spielaufbau kaum Aufgaben, da Lahm respektive Khedira und Kroos sich darum kümmerten. Stand defensiv solide und fiel durch keinerlei Fehler auf. Wird aufgrund seiner positiven Körpersprache immer mehr zur Führungsfigur in der DFB-Elf. Note: 3,5

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Mats Hummels: Spielte vor dem Führungstreffer einen extrem starken Pass auf Podolski und riss so die armenische Defensive auf. Ähnlich wie Mertesacker defensiv kaum gefordert. Etwas mehr Aufgaben im Spielaufbau. Abgesehen von seinem Podolski-Pass aber wenig in Erscheinung getreten – was bei Innenverteidigern aber selten negativ ist. Note: 3

Benedikt Höwedes: Schaltete sich sinnvoll und effektiv in die Offensiv-Bemühungen ein. Legte ein der 23. Minute gekonnt quer in die Mitte, wo Müller über den scharfen Ball senste. In der 2. Minute brannte es auf seiner Seite lichterloh. Hatte Glück, dass Ghazaryan über den Ball trat. Defensiv merkte man allerdings, dass sich der 26-Jährige auf links nicht zu Hause fühlt. Harmonierte in Halbzeit zwei schön mit dem starken Podolski. Schwebte beim 3:1 wie ein Luftschloss im armenischen Strafraum und setzte zunächst einen Kopfball-Torpedo aufs eurasische Gehäuse. Im Nachsetzen war die Pille drin. Note: 2,5

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Philipp Lahm: Hatte unverkennbar die Aufgabe den Spielaufbau anzukurbeln. Ließ sich bei Ballbesitz stets zwischen die beiden Innenverteidiger fallen. Konnte jedoch wenig Akzente setzen und dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken. Wurde nach Durchgang eins aus dem Spiel genommen, womöglich als Vorsichtsmaßnahme. Note: 4

Sami Khedira: Durfte in ungewohnter Position auf dem Offensiv-Part der deutschen Doppelsechs ran und agierte entsprechend hoch im Spielaufbau und auch im Defensiv-Verhalten. Dem Real-Akteur war jedoch das ein oder andere Mal anzumerken, dass ihm die Spielpraxis fehlt. So ließ er in nicht gewohnter Häufigkeit die Genauigkeit im Kurzpassspiel vermissen. Bewegte sich viel und war fast immer anspielbar. Machte schließlich Platz für Schweinsteiger. Note: 4

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André Schürrle: Wirbelte gemeinsam mit seinen Kollegen Reus, Müller und Kroos im Offensiv-Quartett der Löw-Elf. Mit diesen zog er mehrfach schöne Kombinationen auf und vollzog häufige Positions-Rochaden. Sträunte emsig durch die gegnerische Abwerreihe und war nahezu immer anspielbar. Sorgte per Hacke nach Podolski-Vorlage für die sehenswerte 1:0-Führung. Gute Vorstellung des Londoners. Note: 2,5

Toni Kroos: Sowohl Deutschland- als auch Bayern-Fans fragten sich auch an diesem Fußball-Abend wieder: „Warum schießt Toni eigentlich noch immer Ecken?“ Für wesentlich mehr Gefahr sorgten seine Versuche aus der zweiten Reihe. In der 22. Minute donnerte er einen Strahl Richtung armenisches Tor. Das Leder zischte knapp über den Querbalken. Ansonsten verlegte sich der Stratege auf das, was er am besten kann: Den Ball schnell und passsicher durch die eigenen Reihen laufen zu lassen und zu verteilen. Note: 3,5

Marco Reus: Tauchte vermehrt im Sturm-Zentrum auf. Konnte Torhüter Berezovsky in der 13. Minute zwar tunneln, dem Ball aber nicht mehr ausreichend Schmackes mit den auf den Weg geben. Fußball-Deutschland unter Schock in der 43. Minute: Reus bekommt einen Tritt gegen das Sprunggelenk, knickt um und sinkt zu Boden. Das sah überhaupt nicht gut aus. Eine endgültige Diagnose steht noch aus. Bis dahin heißt es hoffen. Note: 3,5

Thomas Müller: „Ihn als falsche neun zu bezeichnen, wäre sicherlich falsch“, attestierte Reporter Oliver Schmidt trefflich. Trat in der in der 7. Minute bei einer guten Gelegenheit über den Ball, als ihm die Kugel aber eher zufällig, ungünstig auf den linken Fuß fiel. Rotierte immer wieder mit den Außenstürmern Schürrle und Reus. Wie in der 13. Minute, als der 24-Jährige auf links auftauchte und Reus mustergültig bediente. Der Dortmunder Irrwisch scheiterte jedoch knapp an Roman Berezovsky, der den Ball abfälschte und entschleunigte, sodass ein Verteidiger final klären konnte. Kam seiner Rolle als Raumdeuter nach und suchte immer wieder die Lücke im armenischen Defensiv-Verbund. Letztlich ohne Glück. Note: 3,5

ab 44. Lukas Podolski: Kam für den verletzten Reus in die Partie. Rochierte bei weitem nicht so flexibel mit seinem Team-Kollegen wie sein Vorgänger. Bereitete den Führungstreffer vor, als er Schürrle mustergültig, flach und scharf von links auf der Grundlinie bediente. Der Chelsea-Flitzer sagte artig „Danke“ und vollstreckte sehenswert. Klebte zwar meist auf seinem linken Flügel, sorgte dort aber für Furore und harmonierte gut mit dem agilen Höwedes. Bereitete auch das 4:1 und das 5:1 vor. Mit einem Treffer und insgesamt drei herrlichen Torvorlagen war der Kölner in Diensten des FC Arsenal der Mann des Abends. Note: 1,5

ab 46. Mesut Özil: Sorgte endlich wieder für Esprit im deutschen Angriffsspiel. Riss vor dem 1:0 Lücken, ließ auf Hummels klatschen, der die Führung einleitete. Mit einem flinken Haken und seiner blitzsauberen Technik ließ er in der 65. Minute seinen Gegenspieler wie einen nassen Sack stehen. Traf anschließend jedoch nur Aluminium. Seine Genialität loderte insbesondere in der 72. Minute auf, als er Podolski brillant in Szene setzte, der zum 2:1 traf. Leitete auch die Treffer zum 3:1, 4:1 und 5:1 ein. Özil scheint rechtzeitig zurück. Note: 2

ab 59. Bastian Schweinsteiger: Als Führungspersönlichkeit immens wichtig für die DFB-Elf. Ordnete nach dem Ausgleich das Mittelfeld. Zucker seine Vorlage zum 3:1 auf Höwedes. Note: 2,5

ab 67. Miroslav Klose: Machte sich mit seinem Flugkopfball zum 4:1 unsterblich in der DFB-Historie. Mit seinem 69. Treffer im Dress der Nationalmannschaft überholte er Legende Gerd Müller. Setzte vor dem 6:1 stark, mit der Agilität eines 19-Jährigen Heißsporns nach, hielt die Chance am Leben, sodass Götze vollstrecken konnte. Note: 2,5

ab 67. Kevin Großkreutz: Hatte einen denkbar ungünstigen Auftakt. Ging im Strafraum ungestüm gegen Ghazaryan zu Werke und verursachte nur eine Minute nach seiner Einwechslung den Elfmeter, den Dortmunds Mkhitaryan zum Ausgleich einnetzte. Machte seinen Fehler in der 89. wieder wett. Tankte sich auf Rechtsaußen gut durch und legte stark ab auf Klose. Letztlich landete der Ball zum 6:1 im Kasten. Note: 4

ab 75. Mario Götze: Ersetzte den guten Schürrle. Stand in der 82. Minute goldrichtig nach einem weiteren Podolski-Assist und netzte mit der Pieke. Fiel im Spiel nicht sonderlich auf, erwies sich allerdings als kaltschnäuziger Vollstrecker. Machte mit zwei Treffern in jedem Fall nicht viel falsch. Note: 2,5

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