WM-Vierter 2018, Vize-Europameister 2021: England fährt durchaus als Mitfavorit zur WM in Katar. FT stellt das Team samt Stärken und Schwächen vor.
Der Weg zur WM
Die Qualifikation für Katar absolvierte England souverän. Gegen die Gruppengegner Polen, Albanien, Ungarn, Andorra und San Marino blieben die Three Lions ungeschlagen und wurden mit sechs Punkten Vorsprung Erster. Mit 39 erzielten Toren stellte man sogar den besten Angriff der gesamten Europa-Quali. Wesentlich schlechter lief es dagegen in der Nations League. Gegen Ungarn, Deutschland und Italien gelang kein einziger Sieg, sodass das Mutterland des Fußballs demnächst in der B-Liga antreten muss. Das jüngste Länderspiel war ein 3:3 gegen das DFB-Team in Wembley. Da bewies England zumindest Moral, indem es einen 0:2-Rückstand zwischenzeitlich drehte.
Stärken & Schwächen
Harry Kane, Phil Foden, Raheem Sterling, Bukayo Saka, Marcus Rashford, James Maddison, Mason Mount: England hat riesiges Potenzial im Angriff und ist somit stets in der Lage, jedem Gegner wehzutun. Und dennoch kann man nicht behaupten, dass die Three Lions attraktiven Fußball spielen. Trainer Gareth Southgate setzt eher auf Pragmatismus. Das Team ist jedoch immer mit dem Herzen bei der Sache, körperlich voll auf der Höhe und hat eine gute Mischung aus Turniererfahrung und jugendlicher Unbekümmertheit.
Defensiv liegt allerdings einiges im Argen: Zunächst ist da das traditionelle Torwartproblem. Jordan Pickford ist gesetzt – und sicher hatte England in der Vergangenheit auch schon schlechtere Keeper. Doch Weltklasse verkörpert der Mann vom FC Everton nicht. Insbesondere fußballerisch ist Pickford limitiert. Das gilt auch für Abwehrchef Harry Maguire, auf den viele Augen gerichtet sein werden. Seinen Stammplatz bei Manchester United hat der teuerste Verteidiger der Welt nach zahlreichen Aussetzern verloren. Bei den jüngsten Turnieren war Maguire jedoch oft Englands Fels in der Brandung. Welches Gesicht zeigt er also bei dieser WM?
Der Trainer: Gareth Southgate
Die Ergebnisse sprechen für den Trainer: Das WM-Halbfinale 2018 und EM-Finale 2021 zählen historisch zu Englands größten Erfolgen. Der große Kritikpunkt aber bleibt: Der Pragmatiker Southgate schafft es nicht, seinem Team ein fluides Offensivspiel einzuimpfen. Außerdem wird ihm Nibelungentreue zu seinen Lieblingen wie Maguire und Sterling vorgeworfen. Aufgrund von zuletzt sechs sieglosen Pflichtspielen in Folge ist der Druck im Land groß. Southgate weiß, dass die WM in Katar trotz Vertrag bis 2024 sein letztes Turnier sein könnte.
Der Star: Harry Kane
Drei Tore noch, dann wird Harry Kane seinen Vorgänger Wayne Rooney an der Spitze der ewigen Torschützenliste der Three Lions überholt haben. 51 Mal traf der Kapitän in 75 Länderspielen, wurde dreimal Torschützenkönig der Premier League, bei der WM 2018 sowie in der jüngsten EM-Quali. Doch ein großer Malus bleibt: Kane gewann in seiner Karriere bislang noch keinen einzigen Titel mit seinen Teams. Entsprechend überdenkt er seine Zukunft bei Tottenham Hotspur. Der FC Bayern hat großes Interesse an einem Transfer im Sommer 2023. Erstmal wird Kane aber versuchen, das Nationalteam zum WM-Titel zu führen.
Player to watch: Jude Bellingham
Der 19-Jährige war schon bei der EM als Ergänzungsspieler dabei. Die WM in Katar wird nun Bellinghams erstes Turnier als Stammkraft. Davon ist jedenfalls auszugehen. Der Mittelfeldspieler ist der einzige Legionär im Kader, alle anderen 25 Spieler sind in der Premier League beheimatet. Performt Bellingham nun auch bei der WM wie bei Borussia Dortmund, wird sein Preis weiter in die Höhe steigen. Schon jetzt bräuchte es wohl eine dreistellige Millionenablöse, um den Allrounder im Sommer loszueisen.
Die Topelf
Prognose
Qualität, Erfahrung und Kampfgeist stimmen im englischen Team. Die Gruppe B mit Wales, den USA und dem Iran ist zudem machbar. Aber schon hier könnte sich das Problem zeigen: Ist England in der Lage, auch tiefstehende Gegner mit seinem pragmatischen Stil zu knacken? FT sagt: Meint es der Turnierbaum gut mit den Three Lions, ist erneut das Halbfinale drin. Der Titel wird es aber nicht, dafür fehlt die absolute Klasse in der Abwehr und die ausgereifte Idee im Spiel nach vorne.
Der Kader
Torhüter: Jordan Pickford (FC Everton), Nick Pope (Newcastle United), Aaron Ramsdale (FC Arsenal)
Abwehr: Ben White (FC Arsenal), Kyle Walker (Manchester City), Trent Alexander-Arnold (FC Liverpool), Conor Coady (FC Everton), Eric Dier (Tottenham Hotspur), Harry Maguire (Manchester United), Luke Shaw (Manchester United), John Stones (Manchester City), Kieran Trippier (Newcastle United)
Mittelfeld: Jude Bellingham (Borussia Dortmund), Mason Mount (FC Chelsea), Conor Gallagher (FC Chelsea), Jordan Henderson (FC Liverpool), Kalvin Phillips (Manchester City), Declan Rice (West Ham United)
Sturm: Harry Kane (Tottenham Hotspur), Callum Wilson (Newcastle United), Phil Foden (Manchester City), Jack Grealish (Manchester City), James Maddison (Leicester City), Marcus Rashford (Manchester United), Bukayo Saka (FC Arsenal), Raheem Sterling (FC Chelsea)
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