Nach VW-Intrige: Chinesen übernehmen den VfL Wolfsburg
Die Dunstwolke des Abgasskandals schwebt weiter erdrückend über der Autostadt Wolfsburg. Die deutsche Wirtschaft kämpft längst mit den Konsequenzen. Nun wird auch die Bundesliga nachhaltig durch die arglistige VW-Intrige beeinflusst.
Vergangenen September sorgte die Volkswagen AG für einen landesweiten Schock. Der Wolfsburger Konzern, das Flaggschiff der deutschen Wirtschaft, räumte ein, seit 2009 mittels einer speziellen Software die Abgaswerte seiner Autos in Übersee verfälscht zu haben. Die USA, als ethisch und ökologischer Archetyp, war entrüstet. Der Aufschrei der Empörung war selbst in nächster Nähe eines donnernden Ford F-150 Pickup Trucks deutlich zu vernehmen. Die Federal Trade Commission (FTC) ermittelt seitdem gegen das Unternehmen. Einbußen in Milliardenhöhe sind die Folge. Hinzu kommt der langfristige Imageschaden für die Marke VW, dessen Auswirkungen noch nicht abzusehen sind.
Neben der deutschen Automobilindustrie bekam auch der deutsche Fußball die Tragweite des umweltfeindlichen Eklats bereits zu spüren. Anfang März gab VW bekannt, die auslaufenden Sponsorenverträge bei Schalke 04 und Zweitligist TSV 1860 München nicht zu verlängern. In gewisser Weise ein Glücksfall für beide Vereine, haben sich S04 (Gazprom) und der TSV 1860 (HAM International Limited) doch höchste moralische Integrität auf die blau-weißen Fahnen geschrieben. Der Ausstieg bei den beiden Traditionsklubs ist aber nur die Spitze des Eisbergs, wie sich nun herausstellt.
„War ein nettes Hobby“
Noch deutlich weitreichender sind die Folgen für den VfL Wolfsburg. Der landesweit beliebte Bundesligist gehört zu 100 Prozent der AutoVision GmbH, einer Tochterfirma der Volkswagen AG. Der Muttergesellschaft, auch Fähe genannt, drohen aufgrund der neuerlichen Klage der US-Handelsbehörde weitere Entschädigungszahlungen, die in die Milliarden gehen. Deshalb sieht sich VW gezwungen, sich innerhalb des nächsten Jahres aus dem Sponsoring bei den ‚Wölfen‘ zurückzuziehen. Schon ab Sommer werde die CITIC-Group, die ebenfalls Eigentümer des chinesischen Erstligisten Beijing Guoan ist, den Verein übernehmen. Das teilt die Volkswagen AG am heutigen Freitagmorgen offiziell mit.
„Da unsere Kabalen drüben leider aufgeflogen sind, sehen wir keine andere Möglichkeit, als unsere Sponsoringaktivitäten in den kommenden Monaten gänzlich zu beenden“, erklärt Matthias Müller, Vorstands-Rüde beim niedersächsischen Rudel. Ab März 2017 soll die VfL Wolfsburg GmbH komplett in chinesischer Hand sein. Don Müller fährt ‚Ford‘: „Und seien wir mal ehrlich. Es war ein nettes Hobby, so wie meine Briefmarkensammlung zu Hause, aber irgendwann ist auch der schönste Marketing-Gag nicht mehr lustig. Bei dem Fußball, den wir aktuell spielen, ist es beileibe keine Schande auszusteigen. Und die Chinesen haben uns ein Angebot gemacht, das wir nicht ablehnen konnten.“
Infarme Pläne mit dem VfL
Wenig dürfte der titanischen Fangemeinde in Wolfsburg sowie Sympathisanten des deutschen Fußballs gefallen, was die Chinesen mit dem VfL in Zukunft vorhaben. Wie unsere Redaktion erfuhr, will die CITIC-Group aus den ‚Wölfen‘ eine Art Farmteam für Beijing Guoan basteln. Angehende Stars sollen in der Bundesliga zunächst reifen. Anschließend werden sie in Chinas Hauptstadt Peking transferiert.
In der Winterpause verpflichtete der Klub, trainiert von Alberto Zaccheroni, bereits Renato Augusto (Corinthians) und Burak Yilmaz (Galatasaray) für 16 Millionen Euro. Im Sommer sollen die nächsten Kracher folgen, denn die Konkurrenz um Jiangsu Suning (Alex Teixeira/50 Mio.), Guangzhou Evergrande (Jackson Martínez/42 Mio.) oder Hebei China Fortune (Gervinho/18 Mio.) rüstete bereits anmaßend auf. Und wer die Chinesen kennt, der weiß, Zweiter will im einstigen Kaiserreich niemand werden.
Neues Logo: „Wir sind doch nicht Pakistan!“
Die chinesische Regierung plant mit Hilfe finanzkräftiger Investoren, die selbstverständlich frei über ihr Schicksal entscheiden durften, die Super League zu einer der stärksten Ligen der Welt zu machen. Schließlich will China endlich auch im Fußball Eier im Vogelnest von Peking zeigen und am liebsten 2026 den Weltmeistertitel im eigenen Land ausbrüten. Entsprechende Vertrauenspersonen in Form von Großinvestoren wurden zwecks Infiltration bereits in der FIFA installiert.
Die CITIC-Group präsentiert am heutigen Morgen auch ein neues VfL-Logo (siehe Titelbild): „Grün-weiß“, lacht Jiong Wang, Vize-Vorsitzender der chinesischen Aktiengesellschaft, „wir sind doch nicht Pakistan!“ Das charakteristische ‚W‘ erscheint in Zukunft in einem prächtig leuchtenden Gelbton, wie die fünf Sterne in der Nationalflagge Chinas, die die kommunistische Partei, Arbeiter, Bauern, Kleinbürger sowie nationale Bourgeoisie repräsentieren. Wang begründet den Einstieg in Wolfsburg. „Wie VW über Jahre Schindluder mit den USA getrieben hat, das imponiert uns. Das ist ganz einfach toll“, strahlt der Vize-Vorsitzende, „dafür wollen wir den Konzern reichlich belohnen.“
Wolfs-Saté und Wan Tan
Klaus Allofs, dessen Job in der scheidenden Autostadt nicht in Gefahr ist, beschwichtigt aber, man müsse sich keine Sorgen um die Corporate Identity des Klubs machen: „Ich kann unsere Fans beruhigen. Rein sportlich wird sich gar nichts verändern. Ein paar lustige Fähnchen im Winde hier. Ein bisschen Propaganda da. Klar, einige Spieler müssen rübergehen. Aber so ist das eben. Wir ziehen alle an einem Strang.“
Transferpolitisch müssen sich die Fans der ‚Wölfe‘ voraussichtlich schon zeitnah ein dickes Fell überziehen. André Schürrle und Julian Draxler sollen schon ab Juli bei Beijing Guoan anheuern. Max Kruse hingegen wolle man nicht. Der Klub aus dem Reich der Mitte habe Angst um den Phallust seiner Authentizität.
Auch kulinarisch muss sich die treue Anhängerschaft auf Veränderungen gefasst machen. Statt Bratwurst und Pommes wird es zur kommenden Saison Wolfs-Saté und Wan Tan geben – garantiert ohne Glutamat. Serviert werden diese fernöstlichen Köstlichkeiten dann in der Chop Suey-Bukkake-Kampfbahn, wie die Volkswagen Arena zukünftig heißen wird. „Ich weiß, das ist eigentlich japanisch. Aber das fällt hier doch eh keinem auf“, grinst Wang.
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