U20-Nationalspieler Prömel im FT-Interview: „Die letzten Jahre haben mich auch geflasht“
Grischa Prömel wechselte im Sommer nach starken Auftritten bei der U20-WM von der TSG Hoffenheim zum Karlsruher SC. Beim Zweitligisten eroberte sich der Sechser direkt einen Stammplatz. Mit FussballTransfers spricht er über seinen rasanten Aufstieg zum Juniorennationalspieler, den Sprung ins kalte Zweitliga-Wasser und den Traum von England.
Hallo Grischa, vor einem Jahr waren Sie noch Regionalliga-Spieler in der U23 bei Hoffenheim. Zwölf Monate später haben Sie eine U20-WM auf dem Buckel und einen Profivertrag in der Tasche. Wie würden Sie Ihr Jahr 2015 beschreiben?
Grischa Prömel: Es ist ganz schön viel passiert. Es war ein sehr gutes Jahr, es ging immer voran. Dadurch, dass ich erst spät auf den Zug Leistungsfußball aufgesprungen bin, habe ich sicher auch noch mehr Entwicklungspotenzial als manch anderer. So darf es weitergehen.
Ein Highlight war sicher die U20-WM in Neuseeland. Wie haben Sie das Turnier erlebt?
Es war unglaublich. Ich bin so froh, dort dabei gewesen zu sein. Ich kam ja erst Mitte März zum DFB und hab dann ein, zwei Spiele absolviert und durfte direkt mitfahren. Dass ich dann in so einem gut bestückten Kader so eine große Rolle spiele und alle Spiele durchspiele, das war schon außergewöhnlich.
Sind Sie immer noch enttäuscht über das Ausscheiden im Viertelfinale gegen Mali?
Auf jeden Fall. Alle von uns haben gesagt: Mit der Mannschaft musst du das Turnier eigentlich gewinnen. Wir sind gut ins Turnier gestartet und ohne Punktverlust ins Achtelfinale eingezogen. Aber es waren dann fünf Spiele in 14 Tagen und das nach dem langen Flug und der Temperaturumstellung. Wir kamen aus dem Sommer in den Winter. Dann haben wir erst gegen Nigeria gespielt und anschließend gegen Mali. Das sind Teams, bei denen jeder Spieler eine Pferdelunge hat. Gegen Mali haben sich dann noch Marc Stendera und Julian Weigl verletzt. Am Ende mussten wir zu zehnt spielen. Und dann sind wir im Elfmeterschießen unglücklich ausgeschieden. Wir waren sehr enttäuscht.
Welche Spieler haben Sie bei der WM besonders beeindruckt?
Schwierig, da gibt es allein von unserer Mannschaft viele. Einer wäre Julian Brandt. Wenn man sieht, was der abliefert. Und er ist noch ein Jahr jünger als ich. 1,87 Meter groß, eine Rakete, der läuft jeden in Grund und Boden und hat so eine gute Technik, einen tollen Abschluss. Bei Mali spielte Adama Traoré, der hat auch ordentlich abgeliefert. Nach der WM ist er dann für 14 Millionen zu Monaco gewechselt.
Stand nach dem Turnier für Sie auch fest, dass ein weiteres Jahr in der Regionalliga nichts bringt?
Ja, klar. Weil man sieht, dass man mithalten kann mit Spielern, die zwei, drei Klassen über einem spielen. Wir haben untereinander auch viel darüber geredet, wie es in der zweiten Liga oder in der Bundesliga abgeht. Natürlich ist eine U20 WM eine gute Plattform, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.
Es folgte der Wechsel zum Karlsruher SC. Drei Tage später das erste Spiel gegen den FSV Frankfurt und direkt in der Startelf. Und das auf ungewohnter Position rechts hinten. Wie war das?
Im Nachhinein betrachtet war es der perfekte Einstieg. Du darfst direkt spielen, direkt der Mannschaft helfen. Und wenn man gewinnt, wird man auch schneller in einer Mannschaft akzeptiert.
Dann sind Sie beim KSC nach einem halben Jahr schon voll integriert?
Ich bin sehr schnell angekommen. Beim KSC sind einfach super Charaktere. Pascal Köpke kannte ich zudem von der U20-WM. Der Start wurde mir sehr einfach gemacht. Ich habe mich auf Anhieb wohlgefühlt und freue mich über das entgegengebrachte Vertrauen. Der Schritt vor die Haustür war im Rückblick genau der richtige. Als Pferd aus dem eigenen Stall hat man es manchmal nicht leicht.
War das der Grund für den Abschied aus Hoffenheim?
Ich kam in Hoffenheim eigentlich als Kaderfüller in die U19 und sie haben mich nah an den Profifußball herangeführt. Wofür ich ihnen dankbar bin. Aber leider gab es ein Überangebot an erstklassigen Sechsern. Und nach einigen Gesprächen mit Alexander Rosen und meinem Berater kamen wir zum Entschluss, dass der Weg bei einem guten Zweitligisten der richtige sein könnte.
Gab es im Sommer noch andere Optionen?
Es waren auch noch andere Zweitligisten und auch Bundesligaklubs interessiert. Aber ich habe relativ früh klargemacht, dass ich gerne zum KSC will. Auch aufgrund der räumlichen Nähe. Der KSC ist ein ambitionierter Zweitligist, bei dem immer die Chance besteht, dass es mal hochgeht. Außerdem bestärkten mich die Gespräche mit Markus Kauczinski und Jens Todt in der Entscheidung.
Mit 25 Punkten steht ihr genau in der Mitte der Tabelle. Wo geht es hin in der Rückrunde?
Ich habe ein gutes Gefühl. Wir haben einfach ein bisschen gebraucht, um uns zu finden. Der verpasste Aufstieg war zu Anfang auch noch in den Köpfen. Die Mannschaft verlor vor der Saison wichtige Spieler. Wir mussten uns neu finden und zum Ende wurde es immer besser. Ich denke schon, dass es jetzt weiter nach vorne geht.
Wie lauten Ihre persönlichen Ziele für die Rückrunde?
Ich will nach meinem Ausfall zuletzt wieder voll angreifen und viel spielen. Dann kann ich mich beweisen und auch für die nächsten Aufgaben empfehlen. Was auch immer auf mich zukommt. Die zweite Liga ist eine gute Bühne für junge Spieler.
Hoffenheim hat eine Rückkaufoption und mit Julian Nagelsmann übernimmt nächsten Sommer Ihr ehemaliger Trainer. Was hälten Sie von ihm?
Mit ihm bin ich Deutscher Meister bei den A-Junioren geworden. Er ist ein überragender Trainer, dem ich viel zu verdanken habe. Er hat ein hervorragendes Fußballverständnis und arbeitet super mit den jungen Spielern. Weil er eben auch noch recht jung ist und weiß, wie wir ticken. Er weiß aber auch, wann es Zeit für andere Maßnahmen ist.
Sie sind erst mit 15 aus der Jugend des Bezirksligisten TSV RSK Esslingen zu den Stuttgarter Kickers gewechselt. Gab es damals schon den Gedanken, dass es bis in den Profibereich reichen könnte?
Nicht wirklich. Ich wollte einfach mit besseren Fußballern zusammen kicken. Aber ich wollte natürlich auch sehen, wie weit ich kommen kann. Die letzten Jahre haben mich dann auch geflasht.
Gab es damals auch noch andere Anfragen?
Der VfB Stuttgart hatte auch Interesse. Aber die hatten einen Bombenkader mit Joshua Kimmich und Serge Gnabry zum Beispiel. Bei den Kickers waren die Chancen besser, meine Lieblingsposition zu spielen und den nächsten Schritt zu machen.
Wann war der Moment, als das Ziel Profifußballer erstmals greifbar war?
Das war, als ich mit den Hoffenheim-Profis im Sommer 2014 ins Trainingslager durfte. Wenn man da mit den Bundesliga-Spielern trainiert, dann merkt man, dass man nicht mehr ganz so weit weg ist. Auch wenn es gleichzeitig noch Welten sind. Danach musste ich aber wieder zurück zur U23. Das war dann auch ein kleiner Knick.
Von dem Sie sich schnell erholt haben. Müssen Sie sich manchmal noch zwicken, dass Sie jetzt Fußballprofi sind?
Es geht alles so schnell. Man hat kaum Zeit mal zurückzublicken. Und wenn man auf dem Platz steht, ist man sowieso im Tunnel und fokussiert. Aber wenn ich mal auf der Bank sitze, dann nehme ich das Drumherum viel intensiver wahr.
Gibt es eine Liga, die Sie besonders reizen würde?
England wäre natürlich ein Traum. Vom Spielstil und von den Fans. Wer will nicht mal in der Premier League spielen? Das ist die bekannteste Liga der Welt und die Spiele werden in der ganzen Welt übertragen.
Vielen Dank, Grischa Prömel
Weitere Infos