In Belgien muss Radja Nainggolan vorerst hinter Gitter. Derweil erteilt die FIFA einem unabhängigen Beobachter der Arbeitsbedingungen bei der WM 2034 eine Absage. FT mit der Presseschau am Dienstag.
Zweitkarriere Drogenbaron
Radja Nainggolan hat es faustdick hinter den Ohren. Aus seiner Vorliebe für Zigaretten machte der Belgier, der während seiner Zeit bei der AS Rom zu den besten Mittelfeldspielern der Welt gehörte, nie einen Hehl und auch dem Alkohol war er selten abgeneigt. Mit diversen Eskapaden machte Nainggolan von sich reden. 2017 wurde ihm der Führerschein entzogen, nachdem er mit Alkohol am Steuer erwischt worden war. 2018 verlor er in einem Casino mehrere hunderttausend Euro. Royal Antwerpen suspendierte ihn 2022, nachdem er während eines Spiels auf der Bank eine E-Zigarette rauchte. Doch der neueste Eklat stellt seine alten Skandale in den Schatten.
Der 36-Jährige, der sich kürzlich dem belgischen Zweitligisten Lokeren-Temse angeschlossen hat, wurde bei einer Razzia festgenommen. Wie einem Bericht der ‚Sun‘ zu entnehmen ist, wird dem Rechtsfuß mit der markanten Frisur vorgeworfen, Kokain von Südamerika in den Hafen von Antwerpen importiert zu haben. Danach soll das weiße Gold in Belgien in Umlauf gebracht worden sein. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft bestätigte die Festnahme des Fußballers bereits, insgesamt wurden 30 Verdächtigen die Handschellen angelegt. Vielleicht hätte Nainggolan lieber nach einem Klub in Saudi-Arabien oder der MLS suchen sollen, um im Karriereherbst Geld zu machen. Eine Laufbahn im Drogengeschäft erscheint dem gegenüber wenig sinnvoll.
Kein Gewissen
Geld regiert die Welt – ein Sprichwort, das gerade im Kosmos der FIFA traurige Realität ist. Schon Sepp Blatter hatte als Präsident die Dollarzeichen in den Augen, sein Nachfolger Gianni Infantino treibt es aber auf die Spitze. Dies wird unter anderem durch die mehr als dubiosen Umstände der Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien deutlich. Menschenrechtsorganisationen befürchten ähnliche Zustände wie bei der WM 2022, als sich im Vorfeld zahlreiche Leiharbeiter wortwörtlich zu Tode schufteten. Schließlich scheinen Menschenrechtsverletzungen im Wüstenstaat eine ähnlich große Problematik darzustellen wie im Nachbarland Katar. Eine Lernkurve ist bei der FIFA nicht zur erkennen, wie nun die neuesten Entwicklungen deutlich machen.
Auch im Vorfeld der WM 2034 ist die Arbeitskraft von Leiharbeitern wieder gefragt. Damit sich ein schreckliches Szenario wie bei der WM 2022 nicht wiederholt, hat die ITUC Regional Organisation for Africa, die rund 18 Millionen Arbeiter aus Afrika repräsentiert, die FIFA gebeten, einen unabhängigen Beobachter für die Überwachung der Arbeitsbedingungen zu installieren. Wie der ‚Guardian‘ berichtet, stieß diese Bitte allerdings auf taube Ohren. Demnach seien die bisherigen Maßnahmen vollkommen ausreichend und „dem Standard entsprechend.“ Bleibt zu hoffen, dass dies auch wirklich der Wahrheit entspricht und kein Vorwand ist, um bestimmte Vorfälle zu verschleiern. Transparenz ist dem Verband augenscheinlich weiter suspekt.
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