FIFA weiter unter Beschuss: FIFPro reicht EU-Beschwerde ein
Der Streit um die Überbelastung von Fußballprofis eskaliert. Nachdem sich in den vergangenen Wochen etliche Stars zu Wort gemeldet und den immer volleren Terminkalender angeprangert haben, setzen sich die Profis nun zur Wehr – und ziehen vor die EU-Kommission.
Die FIFA durchlebt gerade eine schwierige Zeit. Nach dem EU-Urteil gegen das momentan geltende Transfersystem im Fußball eskaliert nun der nächste Streit zwischen Spielern und dem Weltverband. Die globale Spielergewerkschaft FIFPro hat sich mit Spielern und Organisationen zusammengetan und am heutigen Montag bei der Europäischen Kommission in Brüssel eine formelle Beschwerde gegen die FIFA eingereicht.
Es ist eine ganz neue Stufe der Eskalation gegen den größten Sportverband der Welt, der aktuell so verwundbar zu sein scheint wie noch nie in seiner Geschichte: Die Vorstände von FIFPro und den European Leagues, der Organisation, die Vereine in über 30 Ländern in ganz Europa vertritt, hatten diesen Schritt bereits angedroht. Dies wurde jedoch allgemein eher als reine Drohgebärde aufgefasst. In der Folge gingen jedoch Stars wie Kevin De Bruyne (33) und Rodri (28) von Manchester City sowie Kylian Mbappe (25/Real Madrid) an die Öffentlichkeit und klagten medienwirksam über zu viele Spiele – alle fallen gegenwärtig mit Verletzungen aus.
FIFA hört nicht zu
Auf einer Pressekonferenz in der belgischen Hauptstadt saßen am heutigen Montag die Vorsitzenden der Spielergewerkschaften aus Frankreich, Italien und Norwegen neben hochrangigen Vertretern der belgischen, englischen und spanischen Ligen und stellten zunächst klar, dass sie keineswegs versuchen möchten, die FIFA zu entmachten oder finanzielle Entschädigungen zu erpressen. Das Ziel sei vielmehr, einen sinnvollen Austausch über den Spielkalender und alle weiteren Terminfragen zu erwirken.
Die Vorwürfe bleiben dabei jedoch deutlich: „Die FIFA weigert sich, den Spielern zuzuhören und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, obwohl sie die wichtigste Arbeitskraft unserer Branche sind. Sie stehen auf dem Spielfeld, sind die Quelle der europäischen und globalen Unterhaltungskultur und belasten ihre Körper bis an die Grenzen“, erklärte David Terrier, Präsident von FIFPro Europe.
Genug ist genug
Dieser Aufgabe habe sich die Spielergewerkschaft angenommen, so Terrier, der eine klare Botschaft an den Weltverband sandte: „Wir haben unseren Spielern zugehört und über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder die gleiche Botschaft erhalten, dass sie zu viel spielen und nicht genug Zeit haben, sich zu erholen. Vor der schlimmsten Saison aller Zeiten in Bezug auf die Arbeitsbelastung haben sich viele auch dafür entschieden, öffentlich mit der gleichen Botschaft zu sprechen: Genug ist genug.“
Der Tropfen, der das Fass nun zum Überlaufen brachte, scheint die von der FIFA reformierte und auf vier Wochen aufgeblasene Klub-Weltmeisterschaft zu sein, die im kommenden Sommer stattfinden soll. Der klare Vorwurf: Bloße Geldmacherei. „Durch die einseitige Einführung neuer Formate und die Ausweitung von Wettbewerben handelt die FIFA ausschließlich in ihrem eigenen Interesse, ohne den daraus resultierenden Schaden für das gesamte Fußball-Ökosystem zu berücksichtigen“, klagte der langjährige FIFA-Kritiker und La-Liga-Präsident Javier Tebas in Brüssel an.
Verband spielt Problem herunter
Die FIFA hat bislang nicht auf die Beschwerde reagiert. In den vergangenen Wochen spielte der Verband die Belastung der Spieler herunter und wies wiederholt daraufhin, dass sie nur für einen kleinen Teil der pro Saison gespielten Spiele verantwortlich ist. Der aktuelle Image- und der drohende Machtverlust geht an Gianni Infantino und Co. jedoch nicht spurlos vorbei. Die FIFA merkt, dass sie etwas ändern muss, um ihre Macht zu erhalten. Im Fall des Transfer-Urteils um Lassana Diarra wurde eine globale Diskussion um geeignete Regeländerungen angestoßen.
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