Internationale Freundschaftsspiele

DFB-Team: In falschen Rollen von der Rolle

Die deutsche Nationalmannschaft wirkt haltlos. Das liegt auch daran, dass fast kein Spieler in seiner aus dem Verein gewohnten Rolle spielen darf.

von Lukas Hörster
2 min.
DFB-Team: In falschen Rollen von der Rolle @Maxppp

„Man versucht, die besten Spieler die wir haben, auf die beste Position zu packen“, erklärte Julian Nagelsmann nach dem katastrophalen Auftritt beim 0:2 gegen Österreich seine Startelf. Einmal davon abgesehen, dass mit Florian Wirtz Deutschlands allerbester verfügbarer Spieler nur auf der Bank saß: Auf seiner „besten Position“ spielte am Dienstagabend quasi kein deutscher Spieler. Hält sich Nagelsmann also an diese Maxime?

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Tor

Klar, Kevin Trapp spielt auch im Verein im Tor. Doch gerade im Spiel mit dem Ball am Fuß darf er dort häufig zur einfachen Lösung langer Ball greifen. Das war gegen Österreich nicht erwünscht. Deutschland eröffnete immer wieder flach in den Druck des Gegners hinein, womit sich Trapp merklich unwohl fühlte. Marc-André ter Stegen und Manuel Neuer sind – das ist kein Geheimnis – spielerisch um Welten bessere Keeper.

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Abwehr

Mats Hummels und Antonio Rüdiger spielen im Verein jeweils in einer Viererkette, müssen sich nun aber auf einen Abwehrverbund mit drei Innenverteidigern umstellen. Das ist Jonathan Tah aus Leverkusen zwar gewohnt – dort agiert er aber als zentraler Mann der Dreierkette und muss nicht an der rechten Außenbahn verteidigen und aufbauen. Ein gravierender Unterschied.

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Außenbahn

„Joker“, nennt Julian Nagelsmann die Außenbahnspieler, die in seinem System mal Offensiv- und mal Defensivspieler sind. Mit Kai Havertz und Julian Brandt mussten zwei kreative, zentraloffensive Mittelfeldspieler immer wieder die Abwehrkette auffüllen. Rollen, die sie in ihren Vereinen nie spielen. Brandt sollte sogar zwischen hinten rechts und Zehnerraum pendeln. Das war merklich Denksport für den Instinktkicker.

Doppelsechs

Ilkay Gündogan ist als Kapitän gesetzt. Seine Rolle kommt der beim FC Barcelona sehr nahe. Als Partner durfte sich gestern Leon Goretzka versuchen. Seine Formkrise beim FC Bayern überwand er, indem er sich wieder offensiv austoben durfte. Torgefahr und hohe Ballgewinne zeichnen ihn aus. Gegen Österreich aber sollte er Gündogan als tiefer Sechser vor der Abwehr absichern. Genau in dieser Rolle schlitterte er Ende vergangener Saison ins Formloch.

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Leon Goretzka 23 Ilkay Gündogan

Offensive

Leroy Sané spielt beim FC Bayern eine brillante Saison, zuletzt als Linksaußen. Im DFB-Team kommt der 27-Jährige über rechts und soll zuweilen in den Sturm rücken. Gegen Österreich kam Sané so überhaupt nicht ins Spiel und haderte derart mit sich, dass er mit Rot vom Platz flog. Serge Gnabry spielt beim FCB ebenfalls in aller Regel außen, wurde aber nun von Nagelsmann als Zehner aufgeboten. Dafür fehlt ihm offensichtlich die Qualität mit dem Rücken zum Tor und Kreativität. Niclas Füllkrug spielt zwar wie bei Borussia Dortmund zumeist Mittelstürmer, muss aber auch immer wieder auf den linken Flügel ausweichen, falls der linke Joker in den Aufbau eingebunden wird. Auch das kostet Körner, die im Strafraum fehlen können.

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