Rund acht Wochen ist Carlo Ancelotti beim FC Everton im Amt. Die ungewöhnliche Liaison zwischen Startrainer und Arbeiterklub scheint zu funktionieren. Statt der Angst vor einem Abstieg keimt bei den Toffees eine zarte Euphorie um eine Europapokalteilnahme auf.
Als Carlo Ancelotti kurz vor Weihnachten den Job als Cheftrainer beim FC Everton antrat, lag ein ambitionierter Verein in Scherben. Unter dem glücklosen Marco Silva waren die Toffees auf einen direkten Abstiegsplatz gerutscht, Interimscoach Duncan Ferguson hievte den Klub nach respektablen Ergebnissen gegen den FC Chelsea, Manchester United und den FC Arsenal immerhin auf Rang 15.
Rund acht Wochen später hat Everton sowohl die Red Devils als auch die Gunners überholt. Auf Platz acht liegend fehlen nur noch vier Punkte auf die Startplätze für den internationalen Wettbewerb.
Bester Start seit 1888
Satte 17 Punkte konnte Carlo Ancelotti seit dem Boxing-Day sammeln. Seit William Barclay im Jahr 1888 ist dies keinem Übungsleiter beim FC Everton gelungen. Bis auf die 0:1-Niederlage im FA-Cup gegen den Stadtrivalen FC Liverpool mussten sich die Toffees in der Liga lediglich Manchester City (1:2) geschlagen geben.
Anstelle des 4-2-3-1-Systems von Vorgänger Silva setzt Ancelotti die Umstellung von Interimscoach Ferguson, der dem Italiener mittlerweile assistiert, auf ein 4-4-2-System mit Doppelsechs fort. Statt Silvas alternativloser Formation reagiert Ancelotti auf Veränderungen und passt seine Mannschaft entsprechend dem Gegner an – und das mit Erfolg.
Schlüsselspieler Calvert-Lewin
Ancelotti hat es geschafft, aus einer verunsicherten Mannschaft ein selbstbewusstes Team zu formen. Gylfi Sigurdsson agiert unter dem 60-Jährigen als zurückgezogener Spielmacher als Teil einer Doppelsechs. Obwohl der 30-jährige Isländer nicht mehr ganz so häufig direkt an Toren beteiligt ist, erweist sich der Freistoßspezialist in Abwesenheit der verletzten Jean-Philippe Gbamin (24) und André Gomes (26) als Stabilisator im Mittelfeld.
Ein anderer Faktor für den aktuellen Erfolg ist Stürmer Dominic Calvert-Lewin. Der 22-Jährige galt lange als großes Versprechen an die Zukunft bei den Toffees, konnte jedoch nie so konstant sein Potenzial abrufen wie in den vergangenen Wochen. Sechs Treffer und ein Assist erzielte der junge Engländer in acht Ligaspielen unter Ancelotti und kann getrost als Gesicht des Aufschwungs angesehen werden.
Wochen der Wahrheit
Doch schon bald wird sich zeigen, ob die Flitterwochen im blauen Teil Liverpools weiter anhalten. In den kommenden vier Ligaspielen muss Everton gegen den FC Arsenal, Manchester United, den FC Chelsea und den FC Liverpool antreten.
Auch wenn Ancelottis Punkteausbeute gegen die Ligaschwergewichte nicht so historisch gut ausfallen sollte wie bislang, hat Carlo Fantastico, wie er von den Fans bereits jetzt gefeiert wird, den FC Everton innerhalb weniger Wochen um 180 Grad in Richtung Erfolg gedreht. Dass dies erst der Anfang sein soll, beweist das bis 2024 datierte Arbeitspapier des Italieners.
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