FT-Kurve Europameisterschaft

DFB-Debütant Führich: Eine Nominierung mit Signalwirkung

Chris Führich ist zum ersten Mal bei der deutschen Nationalmannschaft dabei. Es ist eine Nominierung mit Signalwirkung.

von Tristan Bernert
4 min.
Chris Führich @Maxppp

Fakten

Alter: 25
Position: Flügelspieler
Verein: VfB Stuttgart
Profispiele/Scorerpunkte: 103/39

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Werdegang

Als Junior tat sich Chris Führich schwer, bei einem Verein langfristig Fuß zu fassen. Auf mehrere Jahre bei Schalke 04 folgte der Wechsel zu Borussia Dortmund, wo er sich nicht durchsetzen konnte. Der erste gefühlte Knick in der noch jungen Karriere des in Castrop-Rauxel geborenen Blondschopfs: Vom BVB ging es zum VfL Bochum, ein halbes Jahr später in die U19 von Rot-Weiß Oberhausen. Dass Führich es bis in die Nationalmannschaft schaffen würde, war zu dem Zeitpunkt alles andere als absehbar.

Zumal seine ersten Stationen im Seniorenbereich wenig Grund zur Hoffnung gaben. Zunächst kam der Flügelspieler in der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln unter, dann holte Mike Tullberg – aktueller Trainer der BVB-U19 und damaliger Coach der schwarz-gelben U23, den Führich aus gemeinsamer Zeit in Oberhausen kannte – ihn nach Dortmund. Von da an ging es kontinuierlich bergauf.

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Eine starke Saison in der Regionalliga erregte 2020 die Aufmerksamkeit des SC Paderborn, ein Jahr später ging es für 2,5 Millionen Euro weiter zum VfB. Seine Leistungen konnte er dort Jahr für Jahr steigern, mittlerweile ist er einer der besten Spieler in der Mannschaft von Sebastian Hoeneß. In Zeiten von Nachwuchsleistungszentren und Talenten, die immer früher den Durchbruch schaffen, ist Führich ein klassischer Spätzünder.

Spielweise

Führichs große Stärke war schon immer seine Fähigkeit, Eins-gegen-Eins-Duelle für sich zu entscheiden. Der 25-Jährige ist schnell, wendig und trickreich und nutzt das aus, um seine Gegenspieler regelmäßig stehen zu lassen. Laut dem Datenanbieter ‚FBref.com‘ führt er die Bundesliga in der aktuellen Saison zusammen mit Leroy Sané und Alphonso Davies bei den progressiven Dribblings an (39). Führich ist dabei seit jeher kein klassischer Flügelstürmer, der an der Außenlinie klebt, sondern zieht mit seinem starken rechten Fuß gern von links nach innen.

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Das große Problem des Stuttgarters war in der Vergangenheit jedoch zu entscheiden, was er mit dem Ball anfängt, wenn er einmal an seinem Gegenspieler vorbeigezogen ist. Zu selten resultierten Führichs Aktionen in einer Torbeteiligung. Das ist in dieser Spielzeit anders. Laut ‚FBref‘ hat er in der Bundesliga zurzeit die meisten Tor-kreierenden Aktionen auf seinem Konto: 1,38 pro 90 Minuten ist er in einen Treffer involviert. Natürlich profitiert der Dribbler dabei von seinem genialen Nebenmann Serhou Guirassy, doch macht Führich umgekehrt auch den Stoßstürmer besser. Unterm Strich stehen für den Neu-Nationalspieler in dieser Saison bereits zwei Tore und fünf Vorlagen zu Buche. Er ist in der Form seines Lebens.

Stimmen

DFB-Coach Julian Nagelsmann: „Er hat gerade ein sehr gutes Momentum. Er ist ein exzellenter Eins-gegen-Eins-Spieler und hat viele Tore gemacht beim VfB, der gerade eine sehr gute Runde spielt. Das Momentum ist ein ganz wichtiger Punkt, es geht darum, Spieler einzuladen, die auf ihrem Peak sind und ihnen eine Chance zu geben. Das Telefonat mit ihm war sehr erfrischend, weil er sich unglaublich gefreut hat und es wird uns gut tun, Spieler zu haben, die leuchtende Augen bekommen, bei der Aussicht, ein Länderspiel spiele zu dürfen.“

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Chris Führich: „Vor einem Jahr hätte ich nicht dran geglaubt, hier dabei zu sein, es ging alles sehr sehr schnell. Ich bin einfach unfassbar dankbar, hier dabei zu sein, es gibt nichts Größeres, als für sein Land zu spielen. Ich arbeite viel, um immer besser zu werden und das nächste Level zu erreichen. Mein Ziel vor der Saison war es, Scorerpunkte zu sammeln, mit der Mannschaft und dem neuen Trainer funktioniert das sehr gut. Jetzt möchte ich einfach soviel mitnehmen wie es geht, ich will alles genießen und alles geben. Quelle: Sportschau“

Perspektive

Die offensiven Flügel sind in der deutschen Nationalmannschaft hochkarätig besetzt. Selbst wenn Führich seine aktuelle Topform über die Saison hinweg halten kann, wird er nach wie vor nur Außenseiterchancen auf ein EM-Ticket haben. Dafür ist die Konkurrenz auf seiner Position zu groß.

Chancenlos ist Führich aber nicht, denn die Personalie ist für Bundestrainer Nagelsmann eine mit Symbolwirkung: Vor der Saison hatte niemand den Stuttgarter auf dem Zettel, jetzt hat er sich mit guten Leistungen in die DFB-Elf gespielt. Der 25-Jährige personifiziert das Leistungsprinzip, das unter so manchem Ex-Bundestrainer schmerzlich vermisst wurde. Durch die Nominierung kann Nagelsmann seinem Team beweisen, dass er dieses Prinzip tatsächlich lebt und nicht nur darüber spricht.

Es wird also an Führich liegen, zu beweisen, dass er in die DFB-Elf gehört. Kann er in den anstehenden Partien gegen die USA und Mexiko stark aufspielen und sein Niveau beim VfB halten, wird Nagelsmann nicht an ihm vorbeikommen. Schwächelt er zukünftig, wird sein Platz wohl anderweitig vergeben.

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