Spieler-Berater – der missverstandene Beruf?
Im Fußball hat kaum ein Berufsstand einen schlechteren Ruf als die Spieler-Berater. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Deutschland nicht wesentlich von seinen Nachbarländern. Aber im Deutschen scheint sich schon die Sprache gegen die Vermittler zu wenden: Berater – in den Augen vieler Fans klingt das nach Fremdsteuerung ihrer Lieblinge aus niederen Motiven.
Tatsächlich wird so gut wie jeder großer Spieler-Wechsel von Schimpf-Tiraden der eigenen Fans auf den Berater begleitet. Die wechselwilligen Spieler werden häufig überraschend pfleglich behandelt. Die Exempel dafür sind schier endlos. Ein Beispiel der jüngsten Zeit dreht sich um Reza Fazeli. Der Berater von Mesut Özil musste schon in Schalke viel Hass ertragen, in Bremer Foren geht es ihm derzeit nicht anders. Nur aus Geldgier wolle man Özil verkaufen, heißt es immer wieder. Komischerweise ist aber bisher noch kein Eintracht Frankfurt-Fan auf die Idee gekommen, eben jenem Fazeli dafür zu danken, dass Halil Altintop jetzt am Main spielt. Aus Frankfurt war aller Wahrscheinlichkeit nicht das finanziell beste Angebot für den Türken gekommen.
Der Berater ist der Sündenbock. Nicht wenige Fans wünschen sich eine Welt ohne sie. Was aber kaum jemand weiß: Bei einem Auslandswechsel ist die Anwesenheit eines Beraters sogar durch die FIFA vorgeschrieben. Die Tätigkeiten der Männer (und sehr wenigen Frauen) im Hintergrund gehen außerdem weit über die Beteiligung an Transfers hinaus. Wer in diesem Beruf in Deutschland arbeiten möchte, muss eine Prüfung beim DFB absolvieren, um dann eine offizielle Zulassung zu bekommen.
Der ehemalige Duisburg-Manager Gerd Merheim umreißt die Berater-Aufgaben bei ‚FD 21‘: „Ein seriöser Spielerberater hat ein vielfältiges Aufgabengebiet. So sollte er in wirtschaftlichen, steuerlichen, versicherungstechnischen und natürlich sportlichen Fragen beraten.“ Er ist also der Manager des Spielers außerhalb des Platzes. Im angelsächsischen wird deshalb von Agenten gesprochen.
Neben den genannten Aufgaben halten die Berater Kontakte zur Presse, zu Fan-Klubs, müssen im Notfall Scherben auffegen (zuletzt bei Paolo Guerrero) und sinnbildlich ‚die erste Kugel anstelle des Spielers fangen‘. Trägt sich ein Spieler mit Wechsel-Gedanken, wird dies häufig medial durch Berater-Aussagen vorbereitet, was dem Spieler die Möglichkeit gibt, im Bedarfsfall noch zurückzurudern. Zuletzt war es Roger Wittmann, der Kevin Kuranyi diesen Dienst erwies, als er sich von der ‚Bild‘ zitieren ließ, er würde Schalke verlassen.
Es ist wohl eben diese Janusköpfigkeit des Berufs, die die Berater so unbeliebt macht. Denn, will ein Klient wechseln, lautet die zynische Wahrheit: Je besser der Agent seinen Job macht, desto weniger mag ihn der Anhang. Berater verdienen zumeist prozentual mit (was im Spieler-Interesse ist), deshalb wird gerade ihm bei jedem Vertragspoker Gier unterstellt, obwohl er, je mehr er kriegt, auch das Beste für seinen Klienten erreicht hat. Und am Ende des Tages galt (bis auf die wenigen erfolgreichen schwarzen Schafe) im Geschäft sowieso: Wer das sportliche Wohl seines Klienten auf Dauer aus den Augen verlor, konnte sich im Geschäft nicht halten.
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