TSG Hoffenheim: Über den Umgang eines Milliardärs mit einem Trainer
Die Geschichte um den Rücktritt von Ralf Rangnick als Trainer der TSG Hoffenheim schlägt immer weitere Blüten. Offiziell trat der 52-Jährige als Reaktion auf den Verkauf von Luiz Gustavo an den FC Bayern München zurück. Inzwischen kommen weitere Details ans Tageslicht: Das Erdbeben in Hoffenheim war die Lösung des lang schwellenden Machtkampfs zwischen Mäzen Dietmar Hopp und Rangnick.
Dietmar Hopp hat offenbar bereits im Sommer beschlossen, seine Rolle bei der TSG Hoffenheim neu zu definieren. Damals musste Jan Schindelmeiser seinen Hut nehmen. Ersetzt wurde der Manager durch den Hopp-Vertrauten Ernst Tanner. Der Mäzen, der über Jahre Million nach Million in die Kraichgauer pumpte, befand, es sei an der Zeit, dass die TSG nun lukrativ werde.
Schon im Sommer trennte sich die TSG deshalb von Carlos Eduardo. Der Wechsel funktionierte vergleichsweise geräuschlos und spülte 20 Millionen Euro in den Kraichgau. Dann kam jedoch der Winter. Der FC Bayern München klopfte an und erkundigte sich nach Luiz Gustavo. Wie die ‚Bild‘ aufzeigt, entwickelte sich ein fast unglaubliches Drama, das Ralf Rangnick letztlich den Kopf kostete.
Schon am 19. Dezember kam es zu Verhandlungen zwischen Hopp, Tanner und den Bayern. Rangnick erfuhr erst einen Tag später, dass der Rekordmeister Interesse an Gustavo zeigte. Das Treffen wurde ihm verschwiegen. Es folgte die Partie der Kraichgauer gegen Borussia Mönchengladbach. Vor dem Spiel unterzeichneten Hopp, Rangnick und Tanner ein Papier, dass Gustavo einen Wechsel im Winter untersagte. Der Brasilianer erhielt das Dokument nach der Partie und eilte sofort zu Hopp, um diesen umzustimmen. Der Milliardär begann an der eigenen Entscheidung zu zweifeln.
Am 22. Dezember erfuhr Rangnick erstmals, dass es bereits zu Verhandlungen zwischen Hoffenheim und Bayern gekommen war. Als Reaktion schrieb der Coach einen Tag später eine Email an Hopp, in der Rangnick mit Rücktritt drohte. Hopp beschrieb den Ton in der Mail als „extrem heftig“. Der Mäzen entschied, dass der Trainer gehen müsse. Schon über Weihnachten schloss sich der Mäzen deshalb mit 1899-Präsident Peter Hofmann kurz. Das Ende der Amtszeit des Trainers war besiegelt. Hopp informierte Rangnick darüber in einer Email am 30. Dezember.
Zwei Tage später wurde der Wechsel von Gustavo unter Dach und Fach gebracht. Rangnick wurde nicht informiert. Hopp rechtfertigte dieses Vorgehen damit, dass der Trainer ja bereits über das Ende seiner Tätigkeit im Kraichgau in Kenntnis gesetzt worden war. Abgestimmt ist diese Version allerdings nicht. Denn zeitgleich beteuert Manager Ernst Tanner in der ‚Welt‘, er wollte Rangnick durchaus informieren. Aber an seinem Urlaubsort, den Kapverdischen Inseln, habe ein Stromausfall dies unmöglich gemacht. Die Maske der TSG Hoffenheim ist gefallen.
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