„Wäre auf der anderen Seite nicht gepfiffen worden“: Bayern-Frust nach Aus gegen Real
Der verfrühte Abseitspfiff und das aberkannte Tor in der Nachspielzeit erhitzten nach dem gestrigen Champions League-Halbfinale die Gemüter. Einige Verantwortliche des FC Bayern nahmen kein Blatt vor den Mund.
Nach einer 1:2-Niederlage bei Real Madrid ist für den FC Bayern Schluss in der Champions League. Die Art und Weise, wie die Niederlage zustande kam, hinterlässt bei den Münchnern aber einen bitteren Nachgeschmack.
Es läuft die 104. Minute: Joshua Kimmich schlägt einen letzten langen Ball vorne rein. Noussair Mazraoui und Matthijs de Ligt lauern. Der Ball wird geklärt, Thomas Müller kommt mit dem Kopf an die Kugel und legt auf de Ligt ab, der Niederländer trifft ins Tor. Aber zu dem Zeitpunkt hatte Schiedsrichter Szymon Marciniak die Szene schon abgepfiffen wegen einer vermeintlichen Abseitsposition. Sein Assistent hatte vorher die Fahne gehoben.
Die Bayern-Spieler sind außer sich, beschweren sich, dass die Situation vorzeitig abgepfiffen wurde. So hatte der VAR keine Chance einzugreifen und zu überprüfen, ob es sich wirklich um hauchzartes Abseits oder ein reguläres Tor gehandelt hat. Nach dem Spiel ließen die Verantwortlichen ihrem Frust freien Lauf.
Thomas Tuchel
Thomas Tuchel erklärte auf der anschließenden Pressekonferenz: „Ich denke, es ist klar, dass es gegen jede Regel des modernen Fußballs verstoßen hat. Der erste Fehler kommt vom Linienrichter: In so einer Situation, in der du nicht 100 Prozent sicher sein kannst, die Eier zu haben, direkt die Flagge zu heben…es ist eine riesengroße Entscheidung und es war die falsche Entscheidung.“
„Der Schiedsrichter hat dann die Chance, trotzdem nicht abzupfeifen, wenn er sieht, dass wir in eine Abschlusssituation kommen. Er entscheidet sich trotzdem zu pfeifen. Das geht gegen jede Regel, es tut mir Leid. Wir akzeptieren, dass wir verloren haben, aber auf der anderen Seite wäre das nicht gepfiffen worden.“
Matthijs de Ligt
De Ligt, Torschütze in der umstrittenen Szene, betonte bei ‚beIN Sports‘, dass die Unparteiischen nach Abpfiff ihren Fehler eingestanden haben: „Wenn es Abseits ist, dann ist es Abseits. Aber ich denke, dass es Regeln im Fußball gibt. Und die Regel ist, dass wenn es nicht klar Abseits war – und es war nicht klar – dann musst du weiterspielen lassen. Ich denke es ist ein sehr, sehr, sehr großer Fehler, so etwas in der letzten Minute des Spiels abzupfeifen. Und es ist eine Schande.“
„Wenn es Abseits ist, dann überprüf es, aber wenn du es nicht überprüfst, wie kannst du dann wissen, dass es Abseits ist? Beim zweiten Tor von Joselu war es auch knapp nicht Abseits und es wurde weiterspielen lassen. Und jetzt wurde bei uns anders entschieden. Das ist eine Schande. Der Linienrichter hat sich hinterher bei mir auch entschuldigt und gesagt, dass er einen Fehler gemacht hat, aber davon kann ich mir nichts kaufen.“
Max Eberl
Sportvorstand Max Eberl zeigte sich vor Medienvertretern in der Mixed Zone ähnlich frustriert: „Der Schiedsrichter hat vor dem Schuss von de Ligt gepfiffen, damit kann kein VAR mehr eingreifen. Der Schiedsrichter hat gesagt, es war sein Fehler. Davon können wir uns einen Scheißdreck kaufen! Bis dahin hat er gut gepfiffen, aber diese Szenen waren für mich schon dubios.“
Eberl führte aus: „Normalerweise regen wir uns darüber auf, dass einer drei Meter im Abseits steht, aber unnötig weitergespielt wird. Und jetzt in der Situation, mit der man mit bloßem Auge nicht erkennen kann, ob es Abseits ist, pfeift er in der 100. Minute eines Halbfinals ab? Wir waren alle für ein deutsches Finale. Alle außer die polnischen Schiedsrichter!“
Carlo Ancelotti
Carlo Ancelotti, Trainer von Real Madrid, wählte hingegen Worte, die in einem starken Kontrast zu den Aussagen der Bayern-Verantwortlichen stehen (zitiert via Fabrizio Romano): „Bayern hat sich über das Abseits beschwert? Okay, dann beschweren wir uns über das nichtgegebene Tor von Nacho, denn Kimmich hat sich hingeschmissen.“
Toni Kroos
Toni Kroos sprach bei ‚DAZN‘ derweil von einem verdienten Finaleinzug für sein Team: „Ich denke, wir waren über 90 Minuten das bessere Team. Bayern schien mir sehr passiv zu sein, sie haben nur auf Konter gespielt. Wir waren nicht so gut im Pressing heute, aber wir waren immer gefährlicher. Wir nehmen die Favoritenrolle für das Finale gerne an. Dortmund stand noch nicht so oft im Finale, wir haben Erfahrung. Ich hoffe, dass wir es schaffen werden.“
Weitere Infos