Weil Baptiste Santamaria gelbgesperrt fehlt, winkt Yannik Keitel am kommenden Wochenende der bereits dritte Startelfeinsatz für den SC Freiburg in den zurückliegenden Wochen. Das 21-jährige Eigengewächs hat jedoch auch ohne die Abwesenheit des Rekordeinkaufs eine gute Perspektive im Breisgau – trotz eines beschwerlichen Wegs bis zum Ziel.
Die Fußball-Saison 2020/21 begann für Yannik Keitel vielversprechend. Noch vor dem Start der Bundesliga wurde das Mittelfeldtalent des SC Freiburg von Stefan Kuntz erstmals für die deutsche U21-Nationalmannschaft nominiert. Es folgten drei Einsätze bei der EM-Qualifikation.
In der Bundesliga hatte der Youngster jedoch ein großes Problem vor sich: Baptiste Santamaria. Mit der Ankunft des Freiburger Rekordeinkaufs, der für zehn Millionen Euro vom SCO Angers geholt wurde, sanken auch die Aussichten auf Spielzeit im zentralen Mittelfeld für das Eigengewächs. Im November folgte einen Innenbandverletzung, die ihn zusätzlich zwei Monate außer Gefecht setzte. Eine Situation, mit der Keitel trotz seines Alters schon häufiger konfrontiert war.
Als „spezielle Geschichte“ bezeichnete Cheftrainer Christian Streich dessen Werdegang auf der heutigen Pressekonferenz auf FT-Nachfrage: „Er war in der Jugend schon klasse, aber er war unglaublich lang verletzt. Ewig, Monate, fast Jahre. Das hat ihn sehr gequält. Wenn du so ein junger Mensch bist und willst spielen und weißt, dass du es so gut kannst. Das war psychisch eine enorme Belastung für ihn. Aber wir waren überzeugt und die Jugendtrainer waren immer überzeugt. Er ist super begleitet worden.“
Geduld als oberstes Gebot
Nach der Talsohle kam jedoch der Aufschwung: Seit der Innenbandverletzung im November folgten bislang sieben Einsätze in der Rückrunde, gegen Arminia Bielefeld (0:1) und Borussia Mönchengladbach (1:2) stand Keitel erstmals seit fast einem Jahr wieder in der Freiburger Startelf. „Er ist sehr ehrgeizig und weiß auch, dass er da mithalten kann im Mittelfeld, dass es geht“, sagte Streich und mahnte, dass Keitel „natürlich auch Geduld haben muss, weil du nicht einfach so reinkommst“.
„Ein Spieler muss es bei uns nicht mit 19, 20 schaffen, das geht nicht immer. Hauptsache er schaffts irgendwann“, so Streich weiter, der sich auch nicht scheut, notfalls sein System anzupassen: „Yannik ist auf dem Weg, die Konkurrenz ist groß, aber wir können auch mit drei Mittelfeldspielern spielen. Wir können auch 4-3-3 spielen.“
Gerade in der Zentrale sind mit Platzhirsch Nicolas Höfler und Santamaria fast immer zwei Positionen besetzt, dahinter scharren neben Keitel auch Janik Haberer und Lino Tempelmann mit den Hufen. Streichs Blick richtet sich daher schon auf die Zukunft: „Warten wir mal ab, nächste Saison. Kann durchaus sein, dass wir öfter Yannik, Santa und Chicco (Höfler, Anm. d. Red.) auf dem Platz sehen.“
Der Santamaria-Höfler-Hybrid
Trotz der zahlreichen Optionen im Mittelfeld schätzt Streich die Qualitäten des 21-Jährigen: „Durch einen gewissen Spielertyp kriegst du auch eine neue Option und Yannik hat was vom Chicco und auch was vom Santa, er ist eine Mischform. Da sind wir schon am überlegen, was wir da nochmal für eine neue Möglichkeit kriegen.“
Bei der 0:1-Niederlage gegen Bielefed lief das besagte Trio bereits von Anfang an auf, ein möglicher Fingerzeig für Keitels Zukunft im System von Streich? Der Trend ist zumindest positiv.
Die Chancen für den gebürtigen Breisacher, das nur 30 Minuten von Freiburg entfernt liegt, sind trotz des vermeintlich späten Starts in die Bundesligakarriere gut. „Ich bin optimistisch und es ist toll, weil es ein Junge aus der Fußballschule ist“, freut sich Streich, „er hat einen langen Weg hinter sich, er ist hochprofessionell und wahnsinnig ehrgeizig. Er ist ein richtig guter Fußballer und er versteht das Spiel ganzheitlich.“
In einem Punkt kann sich der 1,86 Meter große Rechtsfuß seinem Trainer zufolge aber noch verbessern: „Manchmal braucht er noch die Ruhe und ein bisschen weniger Nervosität, aber in dem Alter... Er muss einfach auf dem Platz stehen und kicken, weil er es kann.“
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