Im Sommer wäre Desiré Doué fast beim FC Bayern gelandet. Doch schlussendlich erhielt Paris St. Germain den Zuschlag. Mittlerweile wird es nicht Wenige in München geben, die darüber insgeheim froh sind.
Max Eberl war bereit, aufs Ganze zu gehen. Nachdem er im Sommer schon 142 Millionen Euro für Neuzugänge lockergemacht hatte, wollte der Sportvorstand des FC Bayern noch einmal tief in die Tasche greifen. Desiré Doué war der Auserwählte – ein Wunderkind von Stade Rennes.
Dass Eberl es beim 19-Jährigen probiert hat, sorgte Bayern-intern für „Verwunderung“, wie es im Sommer in vereinsnahen Medien hieß. Schließlich hatte Klub-Patron Uli Hoeneß zu jener Zeit angesichts der hohen Transferausgaben öffentlich und gewohnt deutlich verkündet, dass der FC Bayern „keinen Geldscheißer“ habe. Dennoch bot Eberl rund 50 Millionen für Doué. Der entschied sich schlussendlich aber für PSG, das für ebenjene Summe den Zuschlag bekam.
Bayerns Chef-Kaderplaner wird nun etliche Monate später wohl doppelt froh sein, eine Absage vom französischen U21-Nationalspieler bekommen zu haben. Denn auf der einen Seite konnte so ein drohender Konflikt mit Hoeneß verhindert werden, zum anderen hat Doué im PSG-Trikot nur wenig gezeigt, was seine hohe Ablöse rechtfertigen würde.
Der 19-Jährige bekommt von Trainer Luis Enrique kaum Spielzeit – in der Ligue 1 absolvierte er nur 36 Prozent der möglichen Minuten, in der Champions League sind es sogar nur 28 Prozent. Und ausgerechnet das eine Königsklassenspiel, in dem Doué in der Startelf ran durfte, verloren die stolzen Pariser mit 0:2 gegen den FC Arsenal. Eine mickrige Torbeteiligung steht wettbewerbsübergreifend zu Buche.
Kein Vorbeikommen an Barcola
Enrique gab schon vor wenigen Wochen zu verstehen, dass sein neues Wunderkind noch lange nicht da ist, wo es sein sollte. „Manche Spieler tun sich mit der Eingewöhnung schwerer als andere“, so der Spanier vor versammelter Presse, „ein französischer Spieler hat es hier eigentlich leichter, aber jeder Fall ist anders. Es gibt keine Regel. Doué ist ein hochklassiger Spieler für die Zukunft. Aber er braucht die richtige Mentalität, um dem Team zu helfen.“
Erschwerend kommt für Doué hinzu, dass seine Paradeposition auf dem linken Flügel von Bradley Barcola bekleidet wird. Der schickt sich in dieser Saison an, die Kylian Mbappé-große Lücke in PSGs Offensive zu füllen und führt die Mannschaft als Topscorer an. Für den Neuzugang gibt es da aktuell kein Vorbeikommen.
Positionswechsel gegen den Frust?
Glaubt man jüngsten Berichten französischer Medien zeigt sich Doué angesichts seiner aktuellen Situation aber nicht geduldig, sondern frustriert. Er habe sich seinen PSG-Start anders vorgestellt. Enrique war deshalb am heutigen Donnerstag bemüht, die Situation zu entschärfen, als er auf die Berichte angesprochen wurde.
„Bei Doué gibt es nur eine wichtige Statistik: Er ist 19 Jahre alt. Er hat in Rennes ein Jahr lang spektakulär gespielt“, so der Trainer. Gleichwohl gibt er zu, dass es für den Rechtsfuß schwer wird, an Barcola vorbeizukommen. Die Lösung: Ein möglicher Positionswechsel.
„Es ist möglich, dass seine ideale Position im Zentrum liegt. Ich versuche aktuell den Wunsch in ihm zu wecken, ein Spieler zu werden, der auf verschiedenen Positionen spielen kann. Ich habe gesehen, dass er das kann. Es ist positiv, dass ein 19-Jähriger die taktischen und physischen Qualitäten dafür hat“, erklärte Enrique.
Gleichzeitig musste der 54-Jährige aber konstatieren: „Es ist wahr, dass wir uns wünschen würden, dass das alles schneller geht und er sich als wichtiger Spieler etablieren kann. Es ist offensichtlich, dass er gern mehr spielen würde. Aber es ist ein Weg, den er gehen muss.“ Und das in Paris und nicht in München – obwohl Max Eberl bereit war, aufs Ganze zu gehen.
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