Bericht: City & United in Betrugsskandal verwickelt
Die beiden englischen Spitzenklubs Manchester City und Manchester United stehen im Zentrum eines Altersbetrugsskandals, nachdem vermeintliche Beweise aufgetaucht sind, die Zweifel an den Ausweisdokumenten von sechs Nachwuchsfußballern aus den Akademien der Klubs nahelegen. Eltern von Mannschaftskameraden beklagen potenzielle Gefahren.

Der englische Nachwuchsfußball wird gegenwärtig von einem Altersbetrugsskandal heimgesucht. Im Zentrum der Anschuldigungen stehen die beiden Premier League-Klubs Manchester City und Manchester United. Beide Vereine sehen sich mit Fragen zu einigen ihrer im Ausland geborenen Akademiespieler konfrontiert, die mit gefälschten Papieren registriert worden sein sollen.
Konkret geht es dabei laut einem Bericht des ‚Telegraph‘ um sechs Spieler der Stadtkonkurrenten, die in den vergangenen Jahren nach Großbritannien gezogen sind und von denen drei bereits für die Nachwuchsteams der Three Lions aufgelaufen sind. Kürzlich sind der Tageszeitung zufolge Fotos und Dokumente aufgetaucht, die starke Zweifel am angegebenen Alter der Jugendspieler aufwerfen.
Die Namen nennt der ‚Telegraph‘ nicht, da bisher nicht bewiesen ist, dass die Behauptungen der Wahrheit entsprechen und „einige oder alle von ihnen noch schutzbedürftige Minderjährige sein könnten“. Zudem gebe es keine Hinweise darauf, dass die beschuldigten Vereine wissentlich Altersbetrug ermöglicht haben.
Bedenken gab es schon lange
Auf den geleakten Fotos ist zu sehen, dass alle sechs Spieler in ihrem Heimatland in viel älteren Altersgruppen aktiv waren, als es ihrem nach der Einreise angegebenen Alter entsprechen würde. Auch einige der Textdokumente lassen den Schluss zu, dass die Zahlen nicht übereinstimmen können. Bereits vor der Veröffentlichung dieser Indizien hatte es zahlreiche Hinweise von Eltern anderer Spieler gegeben, dass es Bedenken bezüglich des Alters der betreffenden Jugendspieler gebe.
Diese seien jedoch von den Mitarbeitern der Vereine abgetan worden. Laut dem ‚Telegraph‘ haben sowohl „United als auch City, der englische Fußballverband, die Premier League und das Innenministerium eine Stellungnahme abgelehnt, als sie gefragt wurden, ob sie angesichts der Beweise, die gegen sechs Spieler der Vereine aufgetaucht sind, Maßnahmen ergriffen hätten oder ergreifen würden“.
In einer allgemeinen Stellungnahme ließen die Red Devils verlauten: „Wir verpflichten uns, alle Aspekte unserer Akademie im Rahmen der von unseren Leitungsgremien festgelegten Regeln und Vorschriften zu betreiben, auch bei der Rekrutierung und Registrierung von Spielern. Wir nehmen unsere Verantwortung für das Wohlergehen und den Schutz der Spieler sehr ernst.“
Berater wittert Verschwörung
Keiner der sechs Spieler wurde bisher einem wissenschaftlichen Alterstest unterzogen. Dabei ist bekannt, „dass es in einigen Ländern möglich ist, korrupte Beamte zu bestechen, um falsche Ausweispapiere zu erhalten“. Hierzu merkte City laut dem Bericht an: „Eine Quelle gab an, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass die besten und größten jungen Spieler mehrere Jahre über ihrer eigenen Altersgruppe antreten, und dass es nicht akzeptabel sei, Kinder anhand ihrer geografischen Herkunft auf ihr Alter zu testen sowie unpraktisch, alle Akademiespieler zu testen.“
Drei der betreffenden Spieler haben Verbindungen zu einem Fußballagenten, der dem ‚Telegraph‘ Rede und Antwort stand. Dabei dürfen Agenten nach den Regeln der FA keine Spieler unter 16 Jahren unter Vertrag nehmen. Dieser behauptet jedoch, dass es keine bindende Vereinbarung zwischen ihm und den Spielern gebe. Auf die geleakten Fotos angesprochen „lag er zweimal falsch, als er das angebliche Alter der Spieler zum Zeitpunkt der Aufnahme der Fotos und das Alter, das sie an ihrem nächsten Geburtstag erreichen würden, angab“.
Dennoch verwies er die Anschuldigung ins Reich der Fabeln und wittert eine Verschwörungskampagne eines konkurrierenden Agenten: „Hinter den Spielern steht eine Art Mafia. Die Wahrheit wird sich immer durchsetzen. Sie werden diese Jungs nicht aufhalten. Sie haben die Gabe von Gott. Niemand wird ihre Karriere zerstören. Niemand.“
Athletik wichtiger als Talent
Altersbetrug im Fußball ist ein wachsendes Problem, da Athletik eine immer wichtigere Rolle spielt und im Jugendbereich bereits kleine Altersunterschiede einen großen Unterschied ausmachen. Zum Nachteil gerät die Methode vor allem für die Mit- und Gegenspieler. Im Rahmen der Recherche sprach der ‚Telegraph‘ mit vielen Eltern von Jugendspielern aus den Akademien der betroffenen Vereine. Alle wollten anonym bleiben, um negative Folgen für ihre Söhne zu vermeiden.
Der allgemeine Tenor: Die Auswirkungen dieser Praxis auf britische Talente sind groß und wirken sich nicht nur negativ auf die Karrierechancen der jüngeren Kicker, sondern auch auf deren Sicherheit aus. Diese Bedenken rühren laut dem Bericht daher, „dass sie ihren eigenen Söhnen jahrelang dabei zusehen mussten, wie sie gegen Spieler antraten, die ihrer Meinung nach deutlich größer, stärker und schneller waren als die in Großbritannien geborenen Jugendlichen in derselben Altersgruppe. Die aufgetauchten Beweise lassen vermuten, dass einige dieser Spieler sogar erwachsen sein könnten.“
Viel Kritik, aber auch Verständnis
Gleichzeitig warnten einige Eltern auch vor Vorverurteilungen der Spieler und erinnerten an den Fall von Uniteds Amad Diallo. Der Stürmer wurde mit seinem Bruder im Alter von nur zwölf Jahren unter falscher Identität als Opfer eines Menschenhandels aus der Elfenbeinküste nach Italien verschleppt und dort in Jugendteams untergebracht.
Zudem sei das fußballerische Talent des Kindes für manche verzweifelte Familie auch die einzige Chance, wie ein anonymer Elternteil zugab: „Man würde alles für seine Kinder tun. Wenn man also in einem dieser Länder wäre, in dem man nichts hat, und dies die Möglichkeit wäre, dort herauszukommen, würde man es tun. Ich gebe weder den Familien noch den Kindern die Schuld.“
Weitere Infos