Deutschland startete am Dienstagabend mit einem 0:1 gegen Weltmeister Frankreich ins EM-Turnier. Die Aufstellung von Joachim Löw wirft Fragen auf. Ein Kommentar.
„Wir haben alles in die Waagschale geworfen, haben gefightet bis zum Schluss“, konstatierte Joachim Löw nach der EM-Auftaktniederlage gegen Frankreich (0:1) zurecht. Die Einstellung passte beim deutschen Team, aber: „Was uns gefehlt hat, war die Durchschlagskraft im letzten Drittel.“ Auch das stimmt.
Nun geht es für den Bundestrainer an die Ursachenforschung. Und damit auch über zu Personal- und Systemfragen. Vor der Partie hatte Löw die Positionierung von Joshua Kimmich auf der rechten Außenbahn damit begründet, Lücken auf den defensiven Seiten der Franzosen ausgemacht zu haben. Eine Annahme, die sich bewahrheitete. Doch wieso stellte Löw dann mit Kimmich und Pendant Gosens nur zwei Flügelspieler auf?
Das DFB-Team gegen Frankreich
In klassischeren und durchaus erprobten Anordnungen wie dem 4-2-3-1 oder dem 4-3-3 hätten die Außenbahnen gleich doppelt besetzt werden können. Sprich: Mit Kimmich und Gosens plus je einem Offensivspieler davor. Prädestiniert dafür sind die Bayern-Spieler Serge Gnabry, der gegen Frankreich zentral auflief, und Leroy Sané. Deutschlands streitbarer, aber fraglos bester Eins-gegen-eins-Spieler saß nur auf der Bank.
Als Sané in die Partie kam, musste er sich ebenfalls stark Richtung Mitte orientiert einordnen, die Räume dort waren gegen Zweikampfmonster wie Paul Pogba oder N’Golo Kanté eng und quasi nicht bespielbar. Dafür brachte Löw schließlich Kevin Volland für Gosens als linken Flügelspieler. Und der Mittelstürmer schaffte es binnen neun Minuten Einsatzzeit zu beweisen, dass er für die linke Schiene gänzlich ungeeignet ist. Übrigens: Auch wenn Deutschland ein klassischer Mittelstürmer fehlt, sind mit Thomas Müller, Kai Havertz oder nach seiner Rückkehr auch Leon Goretzka genug Kopfballspieler und somit Abnehmer für Hereingaben vorhanden.
Das DFB-Team mit doppelt besetzten Außenbahnen
Fazit: Löw erkannte die Schwachstelle der Franzosen auf den Außenbahnen, die gewählte deutsche Aufstellung war dann aber nicht folgerichtig. Mit einer Doppelbesetzung der Flügel hätten die häufig allein gelassenen Benjamin Pavard und Lucas Hernández noch deutlich mehr ins Schwimmen gebracht werden können – spätestens in der Schlussphase wären eine Umstellung und ein zusätzlicher Offensiv- bzw. Flügelspieler angebracht gewesen. „Wir haben es irgendwie verpasst, komplett ins Risiko zu gehen“, fand auch Kimmich. Dafür hätte Löw aber seine Dreierabwehrreihe opfern müssen – es scheint, als sei das aus Gründen der Absicherung aktuell keine Option für den scheidenden Bundestrainer.
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