Ein Virtuose am Scheideweg: Wohin zieht es Raffael?
In Gladbach hat Raffael längst Kultstatus erreicht und wird dennoch in wenigen Tagen vertragsfrei. Der begnadete Techniker wird heute sein Abschiedsspiel bei den Fohlen absolvieren. Der Routinier wäre für den ein oder anderen Klub immer noch eine Bereicherung.
Mit dem FC Zürich wurde der Fußballer mit dem klangvollen Namen Raffael Caetano de Araujo 2005 und 2006 Meister in der Schweiz. In Deutschland blieb dem sympatischen Brasilianer ein vergleichbarer Titel verwehrt. Dabei hätte es ihm wohl jeder Fußballfan von Herzen gegönnt.
Wohlfühlfußballer
Sein Trainer damals war kein geringerer als Lucien Favre. Er setzte seinen Schützling allerdings bei Heimspielen ein, da er auswärts nicht in sein Defensiv-System passte. Der damals 21-Jährige entschied sich daraufhin der Team-Versammlung fernzubleiben und blieb zehn Tage verschwunden, um seinen Wechsel zu forcieren.
Die Geschichte zeigt: Raffael braucht das Vertrauen, das Gefühl zu Hause zu sein, um richtig aufzublühen. Nach den Stationen Hertha BSC, Schalke 04 und Dynamo Kiew, fand er dieses zu Hause bei Borussia Mönchengladbach. Das Warten zahlte sich aus. Zum dritten Mal hieß sein Trainer Lucien Favre. Doch diesmal harmonierten die Beiden.
Neue Heimat
Der Publikumsliebling konnte seit 2013 in 200 Spielen für die Fohlen 71 Tore erzielen und 35 Treffer vorbereiten. Starke Werte die seinen Status am Niederrhein unterstreichen. Am heutigen Samstag könnte noch ein Spiel hinzukommen, sollte sich der quirlige Rechtsfuß rechtzeitig von seiner Fußverletzung erholen. Über seinen nahenden Abschied ist Raffael zwar traurig, betont jedoch: „Ich bin niemandem böse und habe weiter zu jedem Einzelnen ein richtig gutes Verhältnis. Borussia und die Menschen hier werden immer in meinem Herzen bleiben.“
Für den meist als hängende Spitze agierenden Stürmer steht auf jeden Fall fest, dass er seine Schuhe noch nicht an den Nagel hängen möchte. „Ich liebe den Fußball immer noch sehr. Ich bin gesund, die Muskeln machen gut mit. Ich bin einfach glücklich, jeden Tag mit den Jungs auf dem Platz zu stehen“, sagte Raffael Anfang des Jahres. Im Interview mit der ‚Rheinischen Post‘ ergänzt er: „Ich möchte noch ein, zwei Jahre Fußball spielen.“
Karriereende in Deutschland?
Obwohl der Vertrag ausläuft und nicht verlängert wird, hat Raffael sich im Rhein-Kreis Neuss niedergelassen. Ein klares Zeichen: „Ich will gerne in Deutschland bleiben, am liebsten hier in der Gegend.“ Seine technische Klasse dürfte immer noch attraktiv genug sein, um über seine mangelnden physischen Fähigkeiten hinwegzusehen. Demnach könnte vor allem ein Verein aus der zweiten Liga für den Gladbacher in Betracht kommen.
In einem Gespräch mit dem Portal ‚UOL Esporte‘ ließ der Edeltechniker zudem durchblicken, dass er sich auch vorstellen könne Deutschland nochmal zu verlassen und bei einem Klub in seiner brasilianischen Heimat anzuheuern, sollte es hierzulande nicht für ihn weitergehen. Der Präsident von Ceará SC habe ihm bereits zu verstehen gegeben, dass ihm beim Arbeiterklub aus Fortaleza alle Türen offen stehen. Raffael selbst ist in Fortaleza aufgewachsen, weshalb der Verein wohl seine erste Anlaufstelle wäre.
Der 35-Jährige stellte allerdings klar: „Mein Wunsch, in Brasilien zu spielen, ist gewachsen, aber im Moment wäre es sehr schwierig. Vor allem, weil ich mir in Europa etwas aufgebaut habe. Und vor kurzem habe ich meine deutsche Einbürgerung erhalten, so dass es jetzt etwas komplizierter wird, in Brasilien zu spielen. Aber es wird immer den Wunsch geben. Ich weiß nur noch nicht wann.“
Erste Kontakte
Gut möglich also, dass Raffael noch mal eine Herausforderung in Deutschland annehmen wird. Dass es bereits erste Gespräche mit anderen Vereinen gab bestätigte die Frohnatur bereits gegenüber der ‚Rheinischen Post‘. „Natürlich gibt es hier und dort mal Kontakt“ Bislang habe es jedoch noch „kein konkretes Angebot von einem anderen Verein gegeben.“
Wenn der Brasilianer seine Schuhe endgültig an den Nagel hängt, würde er gerne zu den Fohlen zurückkehren: „Das wäre ein Traum für mich. Ich hoffe, dass es dazu kommen wird, dass ich nach meiner aktiven Karriere zur Borussia zurückkommen kann.“ Damit wäre die Romanze wohl vollendet.
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