FT-Kurve Europameisterschaft

Frankreichs EM-Vorschau: Ohne neuen Skandal ein Titelfavorit

Am 14. Juni fällt der Startschuss zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Die Qualität in Frankreichs Kader macht die Mannschaft automatisch zu einem Titelanwärter. FT wirft einen detaillierten Blick auf die Ausgangssituation von Les Bleus.

von Dominik Schneider
5 min.
Frankreich EM Vorschau @Maxppp

Aktuelle Form

Ganz rund lief es für den Vizeweltmeister zuletzt nicht. Im November vergangenen Jahres zerlegte die Équipe Tricolore in einem komplett zu vernachlässigenden Spiel Gibraltar mit 14:0, kurz darauf reichte es gegen Griechenland nur zu einem 2:2-Remis. Auf die spielerisch schwache Leistung am 23. März gegen Deutschland (0:2) folgte dann drei Tage später ein äußerst knapper Sieg gegen Chile (3:2). In den Spielen gegen Luxemburg (3:0) und Kanada (0:0) kurz vor Turnierstart bekleckerte sich der Weltmeister von 2018 auch nicht gerade mit Ruhm. Mit überwältigender Wucht kommen die Franzosen also nicht in Richtung Europameisterschaft gestampft.

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Stärken & Schwächen

Die Dichte an Qualität in der Spitze bei der französischen Nationalmannschaft lässt so manch anderen Trainer vor Neid erblassen. Hinter den etablierten Kräften scharren unfassbar talentierte junge Youngster mit den Hufen. Die Konstellation macht Frankreich automatisch zu einem Mitfavoriten. Große Schwächen lassen sich nur schwer ausmachen. Dennoch hat sich vor allem im Test gegen Deutschland gezeigt, dass kombinationssichere Teams mit schnellem Umschaltspiel eine Gefahr für Didier Deschamps und seine Mannen sein können.

Der Trainer: Didier Deschamps

Didier Deschamps Didier Deschamps 56 Jahre - 92 Pflichtspiele Frankreich
67% 62 Siege 20% 18 Unentschieden 13% 12 Niederlagen

Als Trainer hat Didier Deschamps bereits den ganz großen Coup gelandet. 2018 holte er mit Frankreich den Weltmeistertitel. Die goldene Generation der Franzosen konnte darauf aber nicht aufbauen. Lediglich der Nations League-Titel 2021 folgte. Bei der EM 2020 war schon im Achtelfinale gegen die Schweiz (7:8 n.E.) Schluss, bei der WM 2022 in Katar sorgte Argentinien (5:7 n.E.) mit Superstar Lionel Messi dafür, dass es auf französischer Seite Tränen statt Jubel gab. Nun ist Deschamps wieder gefragt. Es geht darum zu beweisen, dass der Titelgewinn 2018 kein Zufall war und er aus dem unglaublichen Spielermaterial weitere Erfolge herausholen kann.

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Überraschend nominierte Deschamps für dieses Vorhaben auch N’Golo Kanté. Der laufstarke Sechser spielt seit einem Jahr in Saudi-Arabien, ist inzwischen 33 Jahre alt und hat längst nicht mehr das Niveau, das er noch zur Zeit des Gewinns des Weltmeistertitels hatte. Mit Kingsley Coman und Dayot Upamecano hat er auch zwei Profis des FC Bayern ausgewählt. Grundsätzlich gilt Deschamps als Coach, der an verdienten Spielern festhält. Das zeigt sich vor allem bei Coman, der aktuell noch eine Verletzung auskuriert und trotzdem den Vorzug vor fitteren Akteuren erhielt.

Der Star & Kapitän: Kylian Mbappé

Für Kylian Mbappé ist eine aufregende Saison zu Ende gegangen. Mit Paris St. Germain scheiterte der Superstar gegen Borussia Dortmund im Champions League-Halbfinale, allerdings schnappte er sich mit seinem Klub die Meisterschaft und den Coupe de France. All das wurde aber von seinem Wechsel zu Real Madrid überschattet. Mit riesigen Erwartungen wird der Superstar zur kommenden Saison bei den Königlichen aufschlagen.

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Mit diesem Rückenwind will der angehende Madridista auch mit der Nationalmannschaft für Furore sorgen. Mbappé ist Kapitän des Teams, Leistungsträger, Torjäger und Führungspersönlichkeit. Das Mädchen für alles, die eierlegende Wollmilchsau. Natürlich lastet damit auch enormer Druck auf dem 25-Jährigen, der den Hang dazu hat, auch mal abzuwinken und den Kopf hängenzulassen, wenn es nicht so läuft. Auf der anderen Seite ist er aber auch jederzeit in der Lage, ein Spiel durch seine individuelle Klasse zu entscheiden. Es bleibt abzuwarten, welches seiner beiden Gesichter Mbappé bei der Europameisterschaft zeigen wird.

Player to watch: Bradley Barcola

Ein noch gänzlich unbeschriebenes Blatt in Frankreichs Nationalmannschaft ist Bradley Barcola. Der 21-jährige Flügelstürmer ist überraschend für das Großturnier in Deutschland nominiert worden und soll mit seiner Unbekümmertheit einen wichtigen Aspekt in das erfahrene Team von Deschamps einbringen. Vor einem Jahr wechselte Barcola für 45 Millionen Euro von Olympique Lyon zu PSG und hat für den Hauptstadtklub 42 Pflichtspiele absolviert. Dabei trug er sich fünfmal in die Torschützenliste ein und lieferte neun Assists. Das Dribbling ist seine große Qualität, von der auch die Équipe Tricolore profitieren will. Wahrscheinlich aber vorerst als Joker.

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Die Topelf

Die französische Elf

Die FT-Prognose

Mit der vorhandenen Qualität und der Breite im Kader gehört Frankreich wieder mal zu den Top-Favoriten auf den EM-Titel. Sie werden nur schwer zu stoppen sein. Dass es möglich ist, bewiesen Argentinien und die Schweiz aber in den vorherigen Turnieren. Für Deschamps wird es darauf ankommen, eine gute Einheit auf dem Platz zu finden und Nebenkriegsschauplätze zu vermeiden. In der Vergangenheit waren die Franzosen immer dafür gut, auch neben dem Rasen für Schlagzeilen zu sorgen. Da wären das Fiasko von Knysna bei der WM 2010 in Südafrika oder die Probleme zwischen Benjamin Pavard und Deschamps bei der WM in Katar zu nennen. Bleiben solche Geschichten aus, wird die Mannschaft um Mbappé definitiv ein Wörtchen um den Titel mitreden.

Der EM-Kader von Frankreich

Torhüter

  • Mike Maignan (AC Mailand)
  • Brice Samba (RC Lens)
  • Alphonse Areola (West Ham United)

Abwehr

  • Theo Hernández (AC Mailand)
  • Ferland Mendy (Real Madrid)
  • Benjamin Pavard (Inter Mailand)
  • Ibrahima Konaté (FC Liverpool)
  • Jonathan Clauss (Olympique Marseille)
  • Jules Koundé (FC Barcelona)
  • William Saliba (FC Arsenal)
  • Dayot Upamecano (FC Bayern)

Mittelfeld

  • Adrien Rabiot (Juventus Turin)
  • Antoine Griezmann (Atlético Madrid)
  • Aurélien Tchouameni (Real Madrid)
  • Eduardo Camavinga (Real Madrid)
  • Warren Zaïre-Emery (PSG)
  • Youssouf Fofana (AS Monaco)
  • N’Golo Kanté (Al-Ittihad)

Angriff

  • Bradley Barcola (PSG)
  • Kingsley Coman (FC Bayern)
  • Kylian Mbappé (PSG)
  • Marcus Thuram (Inter Mailand)
  • Olivier Giroud (AC Mailand)
  • Ousmane Dembélé (PSG)
  • Randal Kolo Muani (PSG)

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 29. Mai 2024 um 21:06 Uhr und wurde nun kurz vor EM-Auftakt der Franzosen nochmal überarbeitet.

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