Ein Wintertransfer von Aurèle Amenda zu Eintracht Frankfurt scheiterte knapp. Stattdessen holen die Adler den Innenverteidiger im Sommer. Hat der junge Schweizer die Qualität, sich in der Bundesliga nachhaltig durchzusetzen?
Eine Stadt, die für ihre Wolkenkratzer berühmt ist, ist bald um einen Turm reicher. Denn Eintracht Frankfurt hat die Verpflichtung von Aurèle Amenda bekanntgegeben. Laut Klubangaben misst der neue Innenverteidiger der SGE 1,97 Meter. Er wird sich nun im Sommer der Mannschaft von Dino Toppmöller anschließen, nachdem im Januar ein Transfer zur SGE noch scheiterte.
Acht bis zehn Millionen Euro ist das Eigengewächs des BSC Young Boys den Frankfurtern wert. Wer ist dieser Amenda? Die schnellen Fakten: 20 Jahre alt, Rechtsfuß, Schweizer U21-Nationalspieler, physisch beeindruckend – und offenbar extrem ehrgeizig.
Kein Stammplatz in Bern
Anders ist es wohl kaum zu erklären, dass Amenda bereits im Dezember monierte, dass er über keinen festen Stammplatz im Team von Trainer Raphael Wicky verfügt. „Ich möchte mehr Einsatzzeit. Vor allem nach den sechs guten Monaten, die ich in der letzten Rückrunde hatte“, nahm der Innenverteidiger, dem in besagter Rückrunde überhaupt erst der Durchbruch bei den Profis gelungen war, im Gespräch mit dem ‚Blick‘ kein Blatt vor den Mund.
Und weiter: „Das alles führte zu Offerten aus dem Ausland. Ich entschied mich aber, zu bleiben, und nun ist es nicht so gelaufen wie erhofft. Deshalb bin ich ein bisschen enttäuscht.“ Ungewohnt offene Worte für ein Talent, das noch nicht lange im Profigeschäft dabei ist. Und eine fragliche Situation für die Eintracht. Denn ist ein Spieler, der es in der Schweizer Liga nicht zum Stammspieler geschafft hat, wirklich rund zehn Millionen wert?
Besondere Umstände
Die SGE-Verantwortlichen haben augenscheinlich mit „ja“ geantwortet. Und bei genauerem Hinsehen wird offenkundig, dass in dieser Saison mehrere unglückliche Umstände zwischen Amenda und einem dauerhaften Startelf-Platz stehen. Zum einen verpasste er aufgrund seiner Teilnahme an der U21-EM Teile der Vorbereitung. Zum anderen muss er seit Oktober parallel zu seinem Fußballer-Dasein den Grundwehrdienst in der Schweiz absolvieren.
Und dann ist da noch die Kadersituation in Bern. Wicky lässt in der Regel mit Viererkette spielen und legt darauf Wert, dass ein Linksfuß den linken Part der Innenverteidigung bildet. Somit kommt für Amenda nur der rechte Teil in Frage. Und dort muss er sich mit Fabian Lustenberger (35) sowie Mohamed Camara (26) duellieren – Kapitän und Vize-Kapitän der Mannschaft.
Dass sich der Bald-Frankfurter trotzdem über seine Einsatzzeiten beklagt, muss man nicht mögen. Positiv ausgelegt spricht es jedoch für das Selbstvertrauen des 20-Jährigen, der zu wissen scheint, dass er das größte Talent in der Berner Defensive ist. Zumal Amenda abliefert, wenn er gefragt ist, auch unter großem Druck.
Stärken und Schwächen
„Er war in den wichtigen Spielen da, hat seinen Mann gestanden“, sagte Kapitän Lustenberger bereits im Sommer. Geändert hat sich daran nichts. In der abgelaufenen Champions League-Vorrunde, die Bern auf Platz drei beendete, fing Amenda laut ‚FBref.com‘ mehr Bälle ab als 85 Prozent aller Innenverteidiger in der Königsklasse und gewann mehr Zweikämpfe als 79 Prozent.
Es sind starke Werke, die illustrieren, dass der 1,94-Mann seine Physis in der Defensive geschickt einsetzt. An seiner Spieleröffnung muss der U21-Nationalspieler aber noch arbeiten: In puncto progressive Pässe und Läufe bewegt sich Amenda im Vergleich zu seinen Positionskollegen am unteren Ende der Skala.
Allgemein darf man in Frankfurt keinen fertigen Spieler erwarten, wie auch die Tatsache zeigt, dass der junge Schweizer noch nicht den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft hat. Das Potenzial, sich sowohl in der Nati als auch bei der SGE durchsetzen, hat Amenda aber allemal. Oder wie es Lustenberger ausdrückte: „Wenn er so weitermacht, hat er eine große Karriere vor sich.“
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