Sébastien Haller wahrte mit seinem Tor zum 1:2 Borussia Dortmunds Chancen auf das Champions League-Halbfinale – und auf eine Perspektive in schwarz-gelb.
Ein Hauch von Gerd Müller zog am gestrigen Mittwochabend in der 81. Spielminute durch das Wanda Metropolitano. Julian Brandt spielt einen kniehohen Steilpass auf Sébastien Haller. Der BVB-Stürmer geht zum Pressschlag mit Nahuel Molina, landet mit dem Rücken zum Kasten, orientiert sich aber blitzschnell und haut den springenden Ball aus der Drehung ganz trocken ins untere rechte Toreck.
Gerne werden im Sportjournalisten-Jargon derlei Momente als Lebenszeichen bezeichnet. Es war Hallers erstes BVB-Tor seit August – ein sehenswertes und womöglich noch wichtiges. Der Anschlusstreffer zum 1:2 vergrößert Borussia Dortmunds Chancen auf das Champions League-Halbfinale immens. Und auch für den Torjäger persönlich könnte es in der Rückschau ein bedeutungsvoller Moment gewesen sein.
Schwierige Monate liegen hinter Haller
Hallers Perspektive in Dortmund ist fraglich. Die Zusammenarbeit wurde zwar bis 2026 fixiert, könnte aber diesen Sommer vorzeitig enden. Lange war es für den Ivorer eine BVB-Saison zum Vergessen. Der folgenschwere Fehlschuss vom Elfmeterpunkt gegen Mainz 05 im vergangenen Saisonfinale hing ihm lange nach, auch Folgen der Krebserkrankung wurden als Erklärung für die anhaltende Formkrise ins Feld geführt.
Dazu wechselte mit Niclas Füllkrug ein deutscher Nationalstürmer nach Dortmund, der Haller schnell den Rang ablief. Mit dem Gewinn des Afrika-Cups feierte der 29-Jährige zwar ein echtes Karriere-Highlight, doch bezahlte er diesen Triumph mit einer Sprunggelenksverletzung, die ihm den Start in eine für ihn persönlich enorm wichtige Rückrunde verbaute.
Wachablösung im BVB-Sturm?
Zuletzt reichte es für Haller zumindest wieder für Kurzeinsätze. In rund 20 Klassiker-Minuten gegen Bayern München sprang bereits eine Vorlage zum 2:0 heraus, jetzt der Treffer gegen Atlético in gut 30 Spielminuten. Viel Zeit braucht der 30-Millionen-Mann nicht, um Akzente zu setzen. Sportdirektor Sebastian Kehl lobte nach Spielende: „Er hat im Training viel gearbeitet, ist unglaublich professionell und wartet auf seine Chance. Dass er nicht verlernt hat, wo das Tor steht, wissen wir. Er ist sehr wichtig für die Mannschaft.“
Sturm-Rivale Füllkrug steckt derweil in der Torkrise, ackert hart, belohnt sich aber nicht. Seit neun Pflichtspielen hat der EM-Anwärter nicht mehr getroffen, in der Königsklasse in ebenso vielen Partien überdies nur einmal. Fast komplett abgemeldet und aktuell ein noch heißerer Wechselkandidat als Haller ist Youssoufa Moukoko (19).
Übermächtige Konkurrenz sieht anders aus. Dortmunds Mann des Abends wittert Morgenluft. Haller könnte für die Schwarz-Gelben noch zum wichtigen Faktor im Kampf um Champions League-Teilnahme und -Halbfinale avancieren. Weitere Tore werden Kehl, Terzic und Co. wohlwollend zur Kenntnis nehmen – und auch bei der Kaderplanung vor Augen haben.
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