Sommertransfers: Die Noten für den VfL Wolfsburg
An den letzten Tagen der Transferperiode ging es noch einmal drunter und drüber beim VfL Wolfsburg. Geschäftsführer Klaus Allofs verkaufte nicht nur Kevin de Bruyne, Ivan Perisic und Aaron Hunt, sondern holte auch neue Kräfte in die Autostadt. FussballTransfers überprüft die Leistungen der Hoffnungsträger.
Volltreffer
Fehlanzeige
Verstärkung
Max Kruse (Borussia Mönchengladbach/12 Millionen Euro): Der Nationalspieler galt bis zum Transferchaos an den letzten Transfertagen lange Zeit als alleiniger Königstransfer von Allofs. Mit der Empfehlung von 24 Scorerpunkten in der Vorsaison nach Wolfsburg gekommen scheint es, als könne er wieder in ähnliche Sphären vordringen. Bisher steht er erst bei einem Treffer, hat aber bereits fünf Tore vorbereitet. Dabei spielt der 27-Jährige in der Autostadt eher in zurückgezogener Rolle, bei den ‚Fohlen‘ war er noch häufig ganz vorne zu finden. Kruse gibt dem VfL aufgrund seiner Vielseitigkeit neue taktische Möglichkeiten und macht ihn somit variabler.
Dante (Bayern München/4,5 Mio.): Der Brasilianer schwang sich gleich nach seinem kurzfristigen Transfer zum Stammspieler auf und verdrängte den zuvor gesetzten Timm Klose. Mit Dante in der Startelf blieb man in der Folge in drei von sechs Spielen ohne Gegentor. Besonders beim Champions League-Comeback der ‚Wölfe‘ gegen ZSKA Moskau (1:0) spielte der 31-Jährige all seine Erfahrung aus und verdiente sich Bestnoten. Seine Gesamtbewertung mindert allerdings das 1:5 in München, bei dem sich Dante an das 1:7 mit seiner Nationalmannschaft gegen Deutschland im WM-Halbfinale 2014 erinnert gefühlt haben dürfte.
Mitläufer
Julian Draxler (Schalke 04/36 Mio.): Der teuerste Neuzugang legte einen starken Start hin: Als Pärchen mit Kruse im offensiven Mittelfeld zeigte er eine ansprechende Leistung gegen Ingolstadt, erzielte das Siegtor gegen Moskau und gab Vorlagen gegen Hertha (2:0) und Bayern. Doch mit Anpfiff der zweiten Halbzeit beim Spiel in München fiel Draxler, wie das gesamte Team, in ein Loch. Beim 1:1 gegen Hannover wurde er nach rund einer Stunde ausgewechselt, im Spiel bei Manchester United (1:2-Niederlage) quälte er sich auf der ungeliebten Position auf dem rechten Flügel, in Möchengladbach folgten, wenn auch krankheitsbedingt, 90 Minuten Bank. Für eine Einladung von Joachim Löw zu den anstehenden Länderspielen reichte es erneut nicht. Von Draxler wird aufgrund seines prominenten Vorgängers de Bruyne und der für ihn nach Gelsenkirchen überwiesenen Ablösesumme viel erwartet. Vielleicht noch mehr als auf Schalke.
Koen Casteels (Werder Bremen/war ausgeliehen): Unverhofft stand der Belgier gleich zu Saisonbeginn im Tor. Wegen der Verletzung des eigentlich gesetzten Kapitäns Diego Benaglio war der 23-Jährige bereits fünfmal in Pflichtspielen gefordert, unter anderem beim Sieg im Supercup gegen die Bayern (6:5 n.E.). Dabei machte er meist einen recht souveränen Eindruck, ohne großartg aufzufallen. Da dies für einen Torwart als Kompliment zu verstehen ist, lässt sich festhalten, dass der VfL einen soliden neuen Ersatzmann gefunden hat.
Enttäuschung
Carlos Ascues (FBC Melgar/1,5 Mio): Vollmundig als ‚Anden-Boateng‘ angekündigt hat der Peruaner bis dato noch keine Pflichtspielminute für den VfL absolviert. Bei der Copa América im Sommer, die sein Land auf Platz drei abschloss, wurde er als einer der besten Verteidiger des Turniers gefeiert. Dass er diese Qualitäten noch nicht in Deutschland zeigen darf, ist enttäuschend. Klaus Allofs jedenfalls hofft, dass er bald „die nächsten Schritte machen kann“.
Ohne Bewertung
Ismail Azzaoui (Tottenham Hotspur/1 Mio): Der 17-jährige Belgier kommt bisher nur in der A-Jugend zum Einsatz und soll behutsam aufgebaut werden. Allerdings könnten ihm schon ab nächster Saison Regionalligaeinsätze winken.
Francisco Rodriguez (FC Zürich/1,2 Mio): Der Bruder von Linksverteidiger Ricardo spielt bisher in der zweiten Mannschaft. Auch er soll langsam an Profieinsätze rangeführt werden. In der Regionalliga Nord erzielte er bisher zwei Tore in sechs Partien.
Fazit
Das Transfer-Hick-Hack der letzten Transferstunden war so nicht geplant. Zwar nahm man für de Bruyne eine Rekordsumme ein, doch wiegt nicht nur der Abgang des Topscorers schwer. Mit Perisic ging ein weiterer Stammspieler, durch Hunts Wechsel nach Hamburg verlor der Kader an Qualität in der Breite. Als Ersatz für diese drei spielstarken Mittelfeldspieler kam am Ende mit Draxler nur ein Offensivmann dazu, was ein gewisses Missmanagement des VfL offenbart. Dennoch: Spieler wie Dante, Kruse und Draxler haben bereits andernorts nachgewiesen, überdurchschnittliche Qualität zu besitzen und Mannschaften besser machen zu können. Wer es schafft, solche Spieler unter Vertrag zu nehmen, hat keinen schlechten Job gemacht. FT vergibt die Note 3-.
*Die anderen Teams