Die Modedroge Snus sorgt derzeit für Aufsehen. Ein Großteil deutscher Profi-Fußballer soll das international weit verbreitete Genussmittel konsumieren. Die Einnahme ist hierzulande nicht verboten – das könnte sich allerdings aufgrund der aufputschenden und organschädigenden Wirkung ändern.
Fußballer und Drogen – zu diesem Thema lassen sich wohl ganze Bibliotheken füllen. Legale und illegale Genussmittel waren und sind seit jeher ein verrufener Teil der Branche. Kleine Spuren von Kokain sorgten einst sogar dafür, dass eine Fußball-Nation wie Deutschland einen anderen Bundestrainer bekam als ursprünglich vorgesehen.
Ganz so große Wellen wie der Fall Christoph Daum kurz nach der Jahrtausendwende dürfte das jüngste Kapitel der Geschichte „Drogenkonsum von Fußballern“ nicht auslösen. Dennoch ist das Thema in Zeiten, in denen die Öffentlichkeit jeden Profi-Fußballer skandalisiert, der nicht dem Prototyp des asketisch lebenden Mustersportlers entspricht, durchaus delikat.
Snus – die neue Modedroge aus Skandinavien
Die Rede ist von Snus, einem aromatisierten Kautabak mit Ursprung in Skandinavien. Entsprechend sind Schweden und Norwegen die größten Absatzmärkte dieser nikotinhaltigen Modedroge. Dort ist sie auch legal, wird genauso selbstverständlich konsumiert wie hierzulande Alkohol oder Zigaretten. In Deutschland ist der Konsum nicht strafbar, der Verkauf hingegen schon.
Was Snus (ausgesprochen: „Snüs“) derzeit in die Schlagzeilen rückt: Eine Reihe hochprominenter Fußballer sollen zu den Konsumenten gehören. Jamie Vardy, Stürmerstar von Leicester City, hat sich bereits in seiner Biografie als solcher geoutet. Zudem entlarvte die ‚Zeit‘ Marco Reus von Borussia Dortmund und Ex-BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang als mutmaßliche Snus-Konsumenten.
Reus und Aubameyang regelmäßige Konsumenten
Reus posierte 2015 mit seinem damaligen Mannschaftskollegen Adnan Januzaj auf einem Selfie im Flugzeug. Darauf deutlich zu erkennen: Eine Dose Snus auf dem Platz des Nationalspielers. Sein alter Kumpel Aubameyang, jetzt in Diensten des FC Arsenal, abonniert laut ‚Zeit‘ Social-Media-Accounts, die den Oraltabak verkaufen.
Snus soll bei hohem Nikotingehalt eine heftige, aufputschende Wirkung haben. „Ich habe mir das vorm Training reingefetzt. Mein Zahnfleisch hat wie Hölle gebrannt. Schon beim Schuheanziehen in der Kabine habe ich gezittert. Beim Aufwärmen war mir dann richtig schlecht, ich dachte, ich muss kotzen. Ich hatte Schweißausbrüche. Der Überlebenskampf war aktiviert. Als der aber vorbei war, habe ich richtig heftig gespielt“, zitiert die ‚Zeit‘ einen anonymen Spieler aus der Regionalliga Nord.
Snus im deutschen Profi-Fußball weit verbreitet
Ein Profi des SC Freiburg, der ebenfalls anonym bleiben will, schätzt, dass gut ein Viertel aller Profi-Fußballer in Deutschland Snus nimmt. In unteren Spielklassen sind es wahrscheinlich noch mehr. Aufgrund dessen, aber auch wegen der nachweislich schädigenden Wirkung auf Magen und Bauchspeicheldrüse, fordert die deutsche Anti-Doping-Behörde ‚NADA‘ nun den Verbot von Snus und einen Platz des Mittels auf der Dopingliste.
Weitere Infos