Interview mit Sami Allagui: "Ich hatte drei Angebote von größeren Klubs"
Trotz der derzeitigen Ergebniskrise ist der FSV Mainz 05 eine der großen Überraschungen der Bundesliga-Saison. Einer, der die Erwartungen mehr als erfüllt hat, ist Neuzugang Sami Allagui. Die französische Korrespondenz von {{FussballTransfers}} sprach mit dem Offensivspieler.
FussballTransfers: Sami, zunächst einmal, wie geht es Ihnen?
Sami Allagui: Im Moment bin ich verletzt. Ich hatte eine kleine Muskelverletzung, aber es ist schon viel besser geworden. Ich hoffe, schon nächste Woche wieder spielen zu können.
FT: Mainz ist in der Bundesliga Tabellendritter. Haben Sie mit so einem Start gerechnet?
Allagui: Stimmt, wir spielen eine gute Runde. Aber in den letzten drei Spielen haben wir dreimal 1:0 verloren. Das tut weh, aber ich hoffe wir gewinnen bald wieder.
FT: Wie lauten die Ziele für diese Saison?
Allagui: Vor der Saison hat man Bayern München, Hamburg oder Schalke 04 als Favoriten eingestuft. Mainz ist ein kleiner Verein, also ist das Ziel, irgendwie so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um nicht Probleme zu bekommen, die Klasse zu halten.
FT: Haben Sie eine bestimmte Anzahl von Toren als Ziel?
Allagui: Nein, ich sage mir nicht, dass ich zehn oder 15 Tore schießen muss. Bisher läuft es, ich habe drei Tore geschossen. Das Wichtigste ist, zu spielen. Es herrscht ein großer Konkurrenzkampf in der Mannschaft und ich bin neu. Ich komme aus der zweiten Liga und habe schon 13 Spiele gemacht. Ich fühle mich gut hier.
FT: Es scheint, als hätten Sie sich sehr schnell eingelebt.
Allagui: Ich glaube, es ist ein Charakterzug von mir, dass ich mich schnell in eine Gruppe integriere. Ich kannte schon zwei, drei Spieler und der Trainer gab mir Vertrauen. Ich hab mich sofort gut gefühlt. Ich versuche, ihm dieses Vertrauen auf dem Platz zurückzuzahlen.
FT: Wer ist Ihr Favorit auf den Titel?
Allagui: Ich denke, diese Saison ist Borussia Dortmund der Favorit. Sie spielen eine unglaubliche Runde. Das ist kein Glück, sie spielen wirklich gut. Danach natürlich Bayern München, das weiß jeder. Sie sind in der Lage, zehn Spiele in Folge zu gewinnen. Im Moment stehen sie nicht so, wie sie sollten. Aber ich denke sie werden zurückkommen, sie sind ja schon wieder in der Spur.
FT: Haben Sie vor, die Bundesliga einmal zu verlassen, um in einer anderen europäischen Liga zu spielen?
Allagui: Ich habe für drei Jahre unterschrieben. Ich wollte beweisen, dass ich mich in der Bundesliga durchsetzen kann. Ich habe schon zwei Jahre in Belgien gespielt und es lief sehr gut. Zu der Zeit konnte ich kein Wort französisch, aber ich habe es schnell gelernt. Heute spreche ich Englisch, Französisch, Deutsch und Arabisch. Ich bin international (lacht).
FT: Werden Sie eines Tages in Frankreich spielen?
Allagui: Ja, ich mag Frankreich. Aber jetzt bin ich in Deutschland. Wenn ein Verein mich haben möchte, muss ich spüren, dass er mich wirklich will. Das ist, was für mich zählt. Ich hatte Angebote von drei oder vier vom Papier her besseren Vereinen, aber ich habe mich für Mainz entschieden, weil ich das Gefühl hatte, mit einem Trainer zu sprechen, der mich wirklich haben wollte. Also habe ich sofort zugesagt. Ich habe es in der zweiten Liga genauso gemacht.
FT: Gibt es französische Mannschaften, die Sie reizen würden?
Allagui: Ja, da sind einige gute Mannschaften wie Paris, Marseille und Bordeaux. Als ich noch klein war, habe ich Marseille geliebt. Sie haben fantastische Fans.
FT: Welche Erinnerungen haben Sie an ihre Zeit in Anderlecht?
Allagui: Ich habe nicht viel gespielt, aber eine Menge gelernt. Ich merke heute, dass das, was ich da gelernt habe, mir sehr hilft.
FT: Sie wurden in Deutschland geboren, haben tunesische Wurzeln und sich für die tunesische Staatsbürgerschaft entschieden. Diese Entscheidung muss Ihnen Kopfschmerzen bereitet haben.
Allagui: Ja, vor allem weil ich mit Deutschland die Chance gehabt hätte, bei einer Weltmeisterschaft zu spielen. Der Verband hat mich kontaktiert, damit ich für Deutschland spiele. Aber am Ende war es eine Entscheidung des Herzens. Ich habe eine große Familie in Tunesien, ich war immer wieder da. Meinen Urlaub verbringe ich in Tunesien. Es war eine Entscheidung des Herzens, ich wollte unbedingt dieses Trikot tragen und ich bin stolz auf diese Entscheidung.
FT: Sie müssen die Hoffnung haben, sich mit Tunesien für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren.
Allagui: Das Ziel ist, dass wir uns schon frühzeitig für die Afrikameisterschaft qualifizieren. Wir wollen uns schon für 2012 qualifizieren und dann sehen wir weiter wegen der Weltmeisterschaft. Natürlich ist es für mich ein Traum, eine Weltmeisterschaft mit Tunesien zu spielen.
Das Interview führte Khaled Karouri.
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