FT-Kurve 2. Bundesliga

Chaos, Schulden, hohe Ansprüche – und jetzt? Nürnbergs Weg aus der Versenkung

Lange klaffte beim 1. FC Nürnberg zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine scheinbar unüberwindbare Lücke. Doch die geduldige Arbeit der vergangenen Monate macht sich schnell bezahlt – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Weg ist dennoch weit.

von Dominik Sandler
3 min.
Drei Top-Transfers von Nürnberg @Maxppp

Neun deutsche Meisterschaften stehen beim ‚Ruhmreichen‘, wie der 1. FC Nürnberg von seinen Fans oftmals stolz genannt wird, auf der Habenseite. Nur der FC Bayern (33) und der BFC Dynamo (10) haben mehr. Beim Club wird Tradition großgeschrieben. Doch die Erfolge alter Tage verblassen in der Neuzeit immer mehr. Chaos, Unruhe und Abstiege sorgten in den vergangenen Jahren seit dem letzten großen Erfolg, dem Sieg im DFB-Pokal 2007, zu oft für Missmut im ohnehin für Pessimismus bekannten Frankenland.

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Die Fans lechzen nach neuen Geschichten. Lief es in den vergangenen Jahren mal gut, war in Gedanken Europa schon nicht mehr weit. Lief es jedoch schlecht, riss der Geduldsfaden bei den Verantwortlichen der zwischenzeitlichen Fahrstuhlmannschaft schnell. Ein Grund: Anspruch und Wirklichkeit klafften zu weit auseinander.

Hochbezahlte Missverständnisse brechen das Genick

Mit dem selbstironischen Leitspruch „Der Glubb is a Depp“ hakten Fans und Verantwortliche Jahr für Jahr schwache Saisons wieder ab, zogen keinerlei Lehren, nahmen sich viel vor – nur um am Ende doch wieder enttäuscht zu werden. Es musste sich etwas ändern. Und es änderte sich etwas. Im Personal, in der Ausrichtung, im Anspruch.

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Zwei wichtige Akteure dafür sind mit Sicherheit Sportdirektor Olaf Rebbe, seit 2021 im Amt, und Sportvorstand Joti Chatzialexiou, der im vergangenen Jahr Dieter Hecking ersetzte. Floppten beim FCN in den vorherigen Jahren noch hochbezahlte Missverständnisse à la Marcos António in erstaunlicher Regelmäßigkeit, so setzen die beiden neuen Sportchefs jetzt voll auf die Jugend.

Geduld und Vertrauen zahlen sich aus

Die Konsequenz: Das Umfeld hat den Anspruch zurückgeschraubt, der FCN ist geduldiger, setzt auf Kontinuität. Dennoch schrecken die Mittelfranken nicht vor großen Namen zurück, wie die Installation von Miroslav Klose als Trainer zeigt. Rebbe und Chatzialexiou verfolgen einen klaren Plan, haben viele Kontakte und schenken ihrem Team das Vertrauen. Auch dann, wenn es nicht läuft. Wie vor der Winterpause, als der Club sieben Spiele in Folge nicht gewinnen konnte.

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Der Erfolg zeigt sich schon jetzt: Stefanos Tzimas, den Rebbe durch seine Kontakte zu PAOK Saloniki zum Club locken konnte, bringt nach allen Abzügen drei bis vier Millionen Euro ein. Durch die Verkäufe von Can Uzun, Nathaniel Brown, Finn Jeltsch und Jens Castrop nimmt der Zweitligist weitere 30 Millionen ein.

„Tank hat nach wie vor ein Leck“

Ein Ausverkauf ist das jedoch nicht, Rebbe und Co. haben bereits vorgesorgt. Caspar Jander und Rafael Lubach werden wohl die nächsten Millionensummen bringen, der 16-jährige Tino Kusanovic hat sich gerade erst gegen den FC Bayern und den AC Mailand und für eine Vertragsverlängerung am Valznerweiher entschieden.

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Wie rosig ist also die Zukunft? Chatzialexiou tritt gemäß der neuen Strategie auf die Euphoriebremse. „Wir haben den Tank vollgemacht, der Tank hat aber nach wie vor ein Leck“, so der Sportvorstand auf die Frage, was mit dem ganzen neuen Geld passiert. Der FCN hat nach wie vor 13,6 Millionen an Verbindlichkeiten, marode Strukturen und befindet sich in mühsam voranschreitenden Planungen für den Neubau des Max-Morlock-Stadions.

Der Großteil des neuen Geldes wird also investiert, um Altlasten loszuwerden. Die Finanzspritze ist dennoch enorm wichtig und die Belohnung für den neuen Weg, den der Club einschlägt. Die Realität heißt aber noch immer Platz zehn in der 2. Bundesliga, die Rückkehr ins Oberhaus lässt noch auf sich warten.

Doch der Club ist in Zukunft nicht mehr auf spontane Verkäufe wie den von Jeltsch am Deadline Day angewiesen, kann die Attacke auf die Bundesliga kontinuierlich vorbereiten. Die Voraussetzungen sind nach den vergangenen beiden Transferfenstern gegeben, damit der „ruhmreiche“ Club mittelfristig nach vielen Jahren aus der Versenkung wieder ins Rampenlicht rückt.

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