FT-Kurve Europameisterschaft

Schmach abgewendet: England bestraft am Boden zerstörte Slowaken

Als die englische Yellow Press die zerstörerischen Schlagzeilen schon formuliert hatte, sicherte Jude Bellingham doch noch die Verlängerung. Wenige Augenblicke später besorgte Harry Kane die Entscheidung. Ein erneut schwacher Auftritt der Briten, der abermals nicht bestraft wurde.

von Remo Schatz
3 min.
Die beiden Torschützen Harry Kane und Jude Bellingham @Maxppp

Nach teils vogelwilden ersten 15 Minuten mit drei Gelben Karten für England und einer für die Slowaken waren die Briten zusehends um Spielkontrolle bemüht. Im Gegensatz zu den minimalistischen Spielen in der Gruppenphase bemühten sich die Engländer zumindest, häufiger die Tiefe zu suchen, was allerdings Räume für die Slowaken öffnete. Dem Team von Gareth Southgate war anzumerken, dass man sich für das Achtelfinale ein anderes Auftreten vorgenommen hatte, vor allem aber die Laufbereitschaft ohne Ball ließ man erneut vermissen. Die Führung der Slowaken durch Schranz war deshalb absolut verdient und die Strafe für viel zu statische Engländer.

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In der 50. Minute wurde den Briten noch richtigerweise aufgrund einer Abseitsposition der Ausgleich genommen, das vermeintliche Foden-Tor war für die Three Lions aber eine kleine Initialzündung – zumindest für fünf Minuten. Im Anschluss ging es mit uninspirierten Ballgeschiebe weiter. Mit seinem Pfostentreffer blies Declan Rice in der 81. Minute zur Schlussoffensive, die erst in der fünften Minute der Nachspielzeit mit dem Traumtor von Jude Bellingham von Erfolg gekrönt war.

Zu Beginn der Verlängerung wurde der Favorit eigentlich das erste und einzige Mal seiner Rolle gerecht und nutze ganz bewusst die Gefühlslage der Slowaken aus. Wenige Augenblicke zuvor sahen sich die Osteuropäer schon im Viertelfinale, binnen zwei Minuten übernahmen aber die Engländer die Führung und verwalteten diese in gewohnter Uninspiriertheit bis zum Ende.

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Torfolge

0:1 Schranz (25.): Wunderbare Kombination der Slowaken: Ein langer Ball landet bei Kucka, der den Luftzweikampf gegen Guéhi gewinnt. Strelec behauptet die Kugel, wartet kurz und spielt passgenau auf den steilgehenden Schranz, der vor Pickford cool bleibt.

1:1 Bellingham (90.+5): Ein Walker-Einwurf von der rechten Seite wird durch Guéhi per Kopf verlängert. Im Strafraum-Zentrum steht Bellingham goldrichtig, erzielt traumhaft per Fallrückzieher den Ausgleich und sichert damit die Verlängerung.

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2:1 Kane (91.): Dubravka blockt einen Palmer-Freistoß und legt damit für Eze auf, dessen Direktabnahme missglückt. Toney bekommt aber den Ball auf den Schädel und köpft überlegt quer rüber zu Kane, der sich die Chance nicht nehmen lässt.

Star des Spiels: Jude Bellingham

Kaum einem Spieler waren die vielen Pflichtspiele in dieser Saison so anzumerken wie dem Superstar von Real Madrid. Den Willen konnte man dem Ex-Dortmunder aber über das gesamte Spiel nicht absprechen. Und Topspieler machen eben wichtige Tore zum richtigen Zeitpunkt. Selten hat die Weisheit besser gepasst als beim Fallrückzieher-Tor des englischen Antreibers.

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Weisheit des Spiels: England macht England-Sachen

Wie eine schlechte Tatort-Episode hatten die Engländer im Achtelfinale überhaupt nichts Überraschendes oder Unvorhersehbares auf Lager und agierten auch beim vierten EM-Auftritt bieder, langweilig und ausrechenbar. Über 94 Minuten konnten die englischen Fans einem leidtun, welch schwache Spiele sie bereits während der gesamten EM ertragen mussten. Am Ende reichten den Briten aber zwei Momente ihrer Superstars, um erneut als Sieger den Platz zu verlassen. Es wäre nicht das erste Mal in der Fußballgeschichte, wenn genau auf diese Art am Ende der Titel herausspringt.

Die Enttäuschten des Spiels: Slowakei

Die Slowaken hatten einen wunderbaren Matchplan, waren perfekt auf vorhersehbare Engländer eingestellt, konnten sich am Ende aber nicht mit dem ersten K.o.-Sieg der Verbandsgeschichte belohnen. Natürlich mit Ausnahme der englischen Fans hätte wohl jeder den Spielern in blau den Erfolg gegönnt. Am Ende müssen sich die Unterlegenen selbst ankreiden, dass sie einfach zu früh das eigene Spiel eingestellt und versucht haben, die 1:0-Führung ins Ziel zu bringen.

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