Fábio Carvalho ist bei RB Leipzig der bisher einzige Leihdeal in diesem Sommer. Mit Blick auf die abgelaufene Spielzeit beim FC Liverpool ist dessen Rolle beim Bundesligisten unklar. Dennoch kann das Mittelfeldtalent beim Umbruch in der Offensive behilflich sein.
Mit Fábio Carvalho hat RB Leipzig einen für eigene Verhältnisse ungewöhnlichen Deal eingefädelt. Der junge Spielmacher kommt leihweise vom FC Liverpool – eine Kaufoption ist nicht Teil der Vereinbarung. Eigentlich ungewöhnlich für die Sachsen, die sich ursprünglich mal auf die Fahnen geschrieben hatten, Spieler weiterzuentwickeln und mit maximalem Gewinn wieder zu verkaufen.
Nun mag das mit Blick auf die bisherigen Summen bei den Transfers von Christoph Baumgartner (24 Millionen Euro), Benjamin Sesko (24 Millionen Euro) oder Nicolas Seiwald (20 Millionen Euro) nur bedingt zutreffen. Doch eine Kaufoption bei Carvalho wäre eher im Einklang mit dem neuen Kurs. Denn eine Durchlaufstation für Talente ist der zweifache Pokalsieger schon länger nicht mehr.
Denn gerade das hätte Carvalho nötig. Ein Verein, der ihm die nötige Spielpraxis bietet, damit der 20-Jährige im nächsten Jahr endgültig bereit ist, sich an der Anfield Road durchzusetzen. In der Vergangenheit hatte das mehrfach nur dürftig geklappt. Das RB-System stellte schon Talente wie Ademola Lookman, Emile Smith Rowe oder Ethan Ampadu vor Probleme. Kurzfristige oder vorübergehende Lösungen scheinen bei den Sachsen nur bedingt zu funktionieren.
Lehrjahr in Liverpool
Auch bei den Reds funktionierte Carvalho nur zu Beginn der abgelaufenen Spielzeit. Zwölf Einsätze standen nach 13 Spieltagen für den portugiesischen U21-Nationalspieler in der Bilanz – bis Saisonende kamen mickrige acht weitere Premier League-Minuten dazu.
Das Problem für das Mittelfeldtalent: Die Spielmacher-Position, auf der sich Carvalho frei zwischen den Linien bewegen konnte, gab es im System von Jürgen Klopp nicht. Gerade dort hatte der technisch hochveranlagte Rechtsfuß für den FC Fulham in der Aufstiegssaison 2021/22 mit 18 Scorerpunkten in 36 Zweitligaspielen geglänzt und sich so für den Wechsel zu Liverpool beworben.
Bei den Reds musste Carvalho somit häufig auf für ihn ungewohnten Positionen agieren, meistens als Linksaußen. Mit der Ankunft von Cody Gakpo schwanden Carvalhos Spielanteile rapide. Da auch Luis Díaz und Diogo Jota nach ihren Verletzungspausen wieder zur Verfügung standen, war für den Neueinkauf von Fulham kein Vorbeikommen mehr.
Allzweckwaffe für Rose?
In Leipzig sieht die Perspektive für Carvalho auf den ersten Blick deutlich besser aus. Spieler wie Christopher Nkunku, Dominik Szoboszlai, Dani Olmo oder Emil Forsberg waren oder sind nicht auf eine spezielle Position in der Offensive festgelegt. Somit könnte der Neuzugang den arrivierten Kräften schon eher Druck machen als in Liverpool. Denn das Rollenprofil ist perfekt auf Carvalho zugeschnitten.
Klopp-Assistent Pep Lijnders sagte über den Youngster: „Er ist ein Spieler, der sich zwischen den Linien sehr wohl fühlt, der alle Fähigkeiten hat, um die letzte Linie auf verschiedene Arten zu durchbrechen: Mit einem Dribbling, mit einem Pass, mit einer Kombination. In diesen Momenten ist er sehr sicher am Ball. Immer mit dem Ziel vor Augen.“
Was unter Klopp nicht gepasst hat, könnte unter Rose also wieder funktionieren. Leipzig kann hoffen, dass Carvalho einsieht, mit dem Transfer nach Liverpool einen Schritt zu viel gewagt zu haben. Sollte die Leihe anders als in der Vergangenheit Erfolg haben, hätte RB zudem gewisse Argumente, um am Ende doch noch einen Kauf auszuhandeln.
Weitere Infos
Videos & Highlights
Meistgelesen
Erkunden