Bayern-Legende: Führt Müllers „neue Rolle“ zum Wechsel?
Thomas Müller kommt beim FC Bayern vermehrt nur als Joker ins Spiel. Das dürfte ihm auch hinsichtlich seiner Zukunft zu denken geben.
Es läuft die 77. Minute des Champions League-Spiels zwischen dem FC Kopenhagen und Bayern München. Beim Stand von 1:1 betritt Thomas Müller zusammen mit Mathys Tel und Leon Goretzka das Feld. Das Trio reißt das Spiel sofort an sich und in der 83. Minute setzt sich Müller mit all seiner Erfahrung unwiderstehlich durch und bereitet uneigennützig wie schlitzohrig Tels Siegtreffer vor.
Ob er sich wohlfühle in seiner neuen (Joker-)Rolle, wollte die Journalie anschließend vom 34-jährigen Altmeister wissen. „Ich weiß nicht, ob ich eine neue Rolle habe. Ich bin ein ganz normaler Kaderspieler, der um seine Minuten kämpft. Ich bin auf jeden Fall bissig. Und am Ende stellt der Trainer auf.“ Nur wählt Thomas Tuchel dabei immer seltener Müller. Nur zwei Spiele bestritt Müller, der fast die komplette Vorbereitung verletzt verpasst hatte, in der laufenden Saison von Beginn an und kein einziges über 90 Minuten.
Abgesang ohne Abgesang
Auf der gestrigen Pressekonferenz erklärte der Bayern-Coach dann aber doch ausführlich, dass Müller eine neue Rolle hat: „Thomas hat ein gewisses Alter, ohne da den Abgesang zu starten. Aber Thomas hat seine gesamte Karriere mit extrem viel Aufwand gespielt. Das Spiel wird immer schneller, die Stürmer, die Verteidiger werden schneller. Es ist wahnsinnig komplex geworden.“
Kann Müller also nicht mehr mithalten? Nein, sagt Tuchel, „wir brauchen ihn immer noch.“ Doch klar sei auch: „Es ist ganz normal in dieser Phase seiner Karriere, dass es mal 20 Minuten, mal 30 Minuten sind und mal von Beginn an. Ich glaube es kann nicht mehr 50 Mal von Beginn an sein. Das ist ausgeschlossen und aus meiner Sicht unmöglich auf diesem Niveau mit der Vorgeschichte.“
Müllers „Vorgeschichte“
Eine andere „Vorgeschichte“ sollte Tuchel dabei zu denken geben. Denn Müller verfügt beim Rekordmeister durchaus über eine gewisse Hausmacht. Schon einige Trainer wie Carlo Ancelotti oder Niko Kovac stolperten über den Versuch, Müller dauerhaft aus der Stammelf zu streichen. Nun war der Weltmeister von 2014 damals noch jünger, persönliche Ambitionen hegt er aber ganz sicher immer noch.
Und so drängt sich auch zwangsläufig die Frage nach Müllers Zukunft auf. Der Vertrag des Offensivmanns läuft am Saisonende aus. Für ein Karriereende scheint Müller ebenso zu fit und zu ehrgeizig zu sein wie für eine dauerhafte Jokerrolle. Nimmt der Nationalspieler also nochmal ein neues Abenteuer in Angriff? In einem anderen Trikot als dem des FCB konnte man sich Müller bisher eigentlich kaum vorstellen. Doch seine „neue Rolle“ zwingt ihn vielleicht zum Nachdenken.
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