Julián Álvarez ist allerspätestens seit der zurückliegenden Weltmeisterschaft in Katar auf der ganzen Welt bekannt. Seit einigen Wochen geht der Argentinier allerdings sportlich gesehen durch ein tiefes Tal.
Gehen wir ein paar Monate zurück – in den November um genau zu sein: Da sah die Welt des Julián Álvarez noch glücklich aus. Als Argentiniens nächste große Sturmhoffnung wurde er gefeiert, und das nicht ohne Grund. Starke vier Tore schoss der Rechtsfuß bei der Wüsten-WM in Katar. Besonders das Halbfinale gegen Kroatien (3:0) blieb dabei im Gedächtnis, das er mit einem Doppelpack und einem herausgeholten Elfmeter quasi im Alleingang entschied.
Seitdem konnte sich Álvarez nur noch zweimal in die Torschützenliste eintragen. In den vergangenen drei Spielen kam es dann besonders dicke: Enttäuschende zwei Minuten Einsatzzeit stehen zu Buche. Oder anders betrachtet: 268 Minuten lang musste der flinke Angreifer von Bank aus zusehen, wie seine Teamkollegen nur einen einzigen Sieg (3:1 gegen den FC Arsenal) einfahren konnten. So manch City-Fan fragt sich nun, ob mit dem 23-Jährigen an Bord mehr als die 1:1-Unentschieden bei Nottingham Forest und RB Leipzig drin gewesen wären.
Baustelle Torabschluss
Seine Antrittsgeschwindigkeit gepaart mit klugen Laufwegen und forschen Dribblings machten Álvarez beim Titelgewinn unverzichtbar für die Albiceleste. Doch oft wurde auch klar, dass er längst nicht am Ende der Fahnenstange seiner Entwicklung angekommen ist. Verbesserungspotenzial besteht vor allem im Abschluss. Häufig trat Álvarez zu verspielt auf, verpasste dadurch den richtigen Moment für einen Torabschluss.
Ob das der Grund für Peps Bank-Verbannung ist? Gut möglich, aber mit Erling Haaland (22) hat der Weltmeister nun mal einen absoluten Topstürmer vor der Nase. Die wenigen Ballkontakte, die der Norweger oftmals hat, täuschen dabei über Haalands wahren Wert für die Skyblues hinweg. Häufig bindet der Ex-Dortmunder mehrere Verteidiger gleichzeitig und eröffnet seinen Mitspielern dadurch Räume, ihr eigenes Spiel aufzuziehen. 32 Treffer in wettbewerbsübergreifend 32 Spielen machen jede weitere Diskussion überflüssig.
Pokalwettbewerb als Sprungbrett?
Gegen Tottenham Hotspur (0:1) ließ Guardiola seine beiden Stürmer gemeinsam von der Stange und musste mit ansehen, wie das dynamische Duo über 90 Minuten glück- und torlos blieb. Sowohl im Verbund mit Haaland als auch allein konnte Álvarez also keine überzeugenden Argumente sammeln. Auf den ersten Blick mag es zwar befremdlich erscheinen, dass ein Weltmeister nur auf der Bank schmort. Aber pragmatisch betrachtet gibt es für den spanischen Taktikfuchs schlicht keinen Grund, warum er einem 32-Tore-Mann das Vertrauen entziehen sollte.
Seine Rolle als Backup muss der bei River Plate ausgebildete Angreifer akzeptieren und weiter geduldig auf seine Chance warten. Im anstehenden Premier League-Spiel gegen den AFC Bournemouth (Samstag 18:30 Uhr) oder spätestens im darauffolgenden FA-Cup-Duell bei Zweitligist Bristol City sollte ein Einsatz von Beginn an drin sein. Dann hat Álvarez erneut die Chance zu zeigen, was in ihm steckt.
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