Super-GAU droht: Steigt Milans Investor aus?
Dank frischem Geld aus China konnte der AC Mailand im Sommer 194,5 Millionen Euro in Neuzugänge investieren. Schnellstmöglich soll es zurück an Europas Spitze gehen. Doch jetzt droht der Ausstieg von Investor Yonghong Li.
Mithilfe des zwielichtigen amerikanischen Hedgefonds „Eliott Management Corporation“ kaufte der chinesische Geschäftsmann Yonghong Li im vergangenen April für 740 Millionen Euro den AC Mailand. Das Ziel war schnell klar: Mit neuem Geschäftsführer und Sportdirektor sowie einer Menge Geld sollte es zurück dahin gehen, wo der siebenmalige Champions League-Sieger dem eigenen Selbstverständnis nach hingehört: An die Spitze der Serie A und auf den Fußball-Thron Europas.
Entsprechend wurden im Sommer-Transferfenster dann auch keine halben Sachen gemacht. 194,5 Millionen Euro bedeuteten einen neuen italienischen Ausgabenrekord. Unter anderem kamen die Bundesliga-Profis Ricardo Rodríguez und Hakan Calhanoglu nach Milanello. Dazu Senkrechtstarter wie Franck Kessié, André Silva oder Andrea Conti. Das i-Tüpfelchen war schließlich die Verpflichtung von Leonardo Bonucci von Serienmeister Juventus Turin. Der Star-Innenverteidiger erhielt gleich die Kapitänsbinde von Trainer Vincenzo Montella.
Trainer wackelt
Doch der Start in die neue Saison verlief nicht nach Fahrplan. Nach sieben Spieltagen stehen schon drei Niederlagen und lediglich ein unbefriedigender siebter Tabellenplatz zu Buche. Zuletzt setzte es zwei Pleiten in Folge. Montellas Stuhl wackelt bereits. Dabei sollte es doch schnell gehen mit der Rückkehr an die Spitze.
Nun könnte das Vorhaben aber sogar komplett scheitern. Denn die Mailänder Tageszeitung ‚Libero‘ berichtet, dass Investor und Klub-Inhaber Yonghong Li große Probleme in seiner chinesischen Heimat drohen. Die dort regierende Kommunistische Partei (KpCh) plant dem Bericht zufolge zum 18. Oktober einen Gesetzeserlass, der die Investition größerer Geldbeträge in die „ausländische Vergnügungsindustrie“ verbietet. Die rund 200 Millionen, die Li bislang schon in Milan steckte, müsste der Investor vom Klub zurückfordern und an die KpCh zahlen, heißt es.
Euphorie-Bremse?
Um Schaden von seinem neuen Spielzeug abzuwenden, hofft der 48-Jährige auf die Mithilfe von Sponsoren und weitere Investoren, die bereit sind, die geforderte Summe an die chinesische Regierung zu zahlen. Findet Li diese nicht, müsste er wohl zwangsläufig selbst für sein Vorgehen geradestehen. Kann er auch das nicht (sein geschätztes Vermögen liegt bei 500 Millionen Dollar), werde China eine Beteiligung am AC Mailand fordern. Wie bewusst die Asiaten mit einem der traditionsreichsten europäischen Klubs umgehen würden, ist fraglich.
Nachdem bei den Rossoneri die Hoffnung auf eine goldene Zukunft Einzug gehalten hatte, droht nun schon wieder das Aus auf dem Weg zurück an die Spitze. Dass tatsächlich 200 Millionen Euro zurückgezahlt werden müssen, ist Stand jetzt noch fraglich. Setzt China seinen Gesetzesentwurf aber tatsächlich um, ist zumindest nicht mehr mit weiteren Finanzspritzen des ominösen Yonghong Li zu rechnen. Es droht der Super-GAU.