DFB-Team: Drei Erkenntnisse aus dem Ukraine-Test
Im vorletzten Test vor dem Start der Europameisterschaft im eigenen Land hat sich das DFB-Team mit 0:0 von der Ukraine getrennt. Einstellung und Leistung stimmten – es fehlten jedoch die Tore. FT hat drei Erkenntnisse zum Spiel gesammelt.
Füllkrug wird helfen
Über weite Strecken der Partie umlagerte das DFB-Team den Strafraum der Ukrainer, schlug gerade im zweiten Durchgang zahlreiche Flanken. Doch nur einer der 26 Abschlüsse kam vom zentralen Angreifer Kai Havertz. Der spielerisch veranlagte und durchaus schnelle Neuner passt gegen tiefstehende Gegner wie sie mit Schottland, Ungarn und der Schweiz wohl auch in der EM-Vorrunde warten, nicht ideal. Es bräuchte eine gelernte Kraft mit Torriecher, wuchtigem Kopfballspiel und klinischem Abschluss.
Hinterher konstatierte auch Julian Nagelsmann in der ‚ARD‘: „Ich glaube, so ein Fülle hätte uns heute noch gutgetan für die Flanken, mit seiner Wucht und Kopfballstärke.“ Gemeint war Niclas Füllkrug, der nach seinem Einsatz im Champions League-Finale am vergangenen Samstag gegen die Ukraine nur zuschaute. Im Test gegen Griechenland am Freitag (20:45 Uhr) sollte es Nagelsmann mit Füllkrug in der Startelf versuchen. Der Dortmunder trifft im DFB-Team alle 58 Minuten. Havertz dagegen enttäuschte nicht nur gestern als Stürmer, sondern auch im vorangegangenen Länderspiel gegen die Niederlande (2:1/FT-Note: 5).
Kimmichs Rolle muss angepasst werden
Mehrfach betonte der ehemalige Sechser Joshua Kimmich bereits, dass er jede ihm zugedachte Rolle akzeptieren werde. Nun spielt der Vizekapitän wieder Rechtsverteidiger. Seine Aufgabenstellung gegen die Ukraine war offenkundig, besonders hoch im Feld zu stehen, die Breite zu halten und somit Vordermann Jamal Musiala die Freiheit zu verschaffen, immer wieder in Richtung Spielfeldmitte zu ziehen.
Der Sinn dahinter ist ersichtlich, doch beraubt man Kimmich damit seiner Stärke in der Spielgestaltung. Steht er tiefer, bekommt er mehr Ballaktionen mit Entscheidungsfreiheit, kann auch mal im Zentrum unterstützen oder seine gefürchteten Chipbälle spielen. Ganz rechts außen bleibt dagegen oft nur der Rückpass oder die Flanke aus ungünstigem Winkel. Ein weiteres Problem der hohen Positionierung: Der Weg zurück ist sehr weit. Gegen den pfeilschnellen Mykhaylo Mudryk (36,63 km/h Topspeed) war Kimmich (32,29 km/h) in Umschaltmomenten der Gäste chancenlos. Ein großes Problem bei der Kontersicherung.
Die Joker kennen ihre Rolle
Der Bundestrainer wurde im Zuge der Kader-Nominierung nicht müde zu betonen, wie wichtig es ihm sei, dass gerade die Ersatzspieler sich ihrer Rolle im Team bewusst sind. Gegen die Ukraine wechselte Nagelsmann sechsmal – und offensichtlich identifizierten sich tatsächlich alle Joker voll mit ihrer Aufgabe. Die Stuttgarter Chris Führich und Deniz Undav etwa kamen schon zur Halbzeit und waren an zahlreichen Abschlüssen beteiligt.
Nach einer Stunde brachte Nagelsmann dann noch Thomas Müller, Robin Koch und Maximilian Beier. Keiner der Eingewechselten schnitt schlechter ab als mit der FT-Note 3, alle brachten auf ihre Weise Leben ins Spiel und waren sofort bereit. Beier verdiente sich mit der FT-Note 1,5 sogar die beste aller Spieler, hatte drei gefährliche Abschlüsse und bereitete eine Großchance vor. Im Nachgang sagte er: „Ich kenne meine Rolle. Es ist klar, dass ich von der Bank komme und richtig Stress mache auf dem Platz.“ Auch das dürfte Nagelsmann gefallen haben.