FT-Kurve Serie A

Hollywoodstars, Weltmeister & ein Haufen Geld: Das Como-Prinzip

In der Serie A macht in dieser Saison ein besonderer Aufsteiger von sich reden. Como 1907 beeindruckt mit einem malerisch gelegenen Stadion, überraschend unterhaltsamen Fußball und einem Transfergebaren in bester Felix Magath-Manier: Viel hilft viel und zur Not kaufen wir uns einen Knickbus, um Platz für alle Spieler zu haben. Denn der Klub hat ehrgeizige Ziele.

von Martin Schmitz
3 min.
Cesc Fabregas steht seit dieser Saison an der Seitenlinie bei Como 1907 @Maxppp

Während der Deadline Day in diesem Winter in der Serie A eher ruhig verlief, kam die Presseabteilung eines norditalienischen Kleinstadtklubs mit den üblichen Social Media-Posts zu vereinseigenen Zu- und Abgängen kaum noch hinterher. 27 Spieler haben sich beim Serie A-Aufsteiger Como 1907 in der abgelaufenen Transferperiode die Klinke in die Hand gegeben. Mit Ausgaben von 49,2 Millionen Euro belegte Como weltweit Rang acht hinter Manchester City, Paris St. Germain und mehreren Wüstenklubs.

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Dabei ist Como kein Spitzenklub und war es auch nie. In relativer Nähe zu den Großmächten Inter und AC Mailand sowie den Turiner Klubs Juventus und FC gab es für die Norditaliener kaum etwas zu holen. Trotzdem lotsten die Lariani in dieser Saison insgesamt 29 Neuzugänge für knapp 100 Millionen Euro in die Lombardei.

Darunter alte Haudegen wie Raphaël Varane, Sergi Roberto, Alberto Moreno, Pepe Reina und Dele Alli, aber auch junge, vielversprechende Talente wie Assane Diao, Yannik Engelhardt und Nico Paz. Alle zieht es an den idyllischen Comersee.

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Reichste Besitzer der Serie A

Doch wie ist das möglich? Dreimal war der beschauliche Verein in den vergangenen zehn Jahren pleitegegangen, zuletzt 2017. Doch zwei Jahre darauf kauften die indonesischen Brüder Budi Hartono und Bambang Hartono den Traditionsklub – damals Viertligist – für ein paar hunderttausend Euro. Die beiden starteten ihr mittlerweile 45 Milliarden Dollar schweres Firmenimperium in den 60er-Jahren mit dem Verkauf von Nelkenzigaretten und sind absolute Marketingprofis – und nebenbei die reichsten Klubbesitzer der Serie A.

Como stellt für die Brüder ein ganz neues Businessmodell dar. Im Zentrum steht der Fußballklub, der das Image vorgibt, das auf anderen Einnahmefeldern für Verkäufe sorgt. Mittlerweile gehören zum Klubuniversum drei Modelinien und eine millionenschwere Kooperation mit Adidas.

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Dazu werden derzeit Kinder-Fußballcamps geplant, für die Eltern gibt es wiederum Wine-Tastings und Bootstouren auf dem Comersee. Außerdem existieren Kooperationsverträge mit Luxushotels und Geschäften der Gegend. Alle profitieren vom hippen Image des Klubs mit dem malerisch am See gelegenen Stadion.

Stars auf dem Feld und der Tribüne

Oder wie der von den Besitzern eingesetzte Como-Präsident Mirwan Suwarso es ausdrückt: „Man kann in jedes Fußballteam der Welt investieren. Aber man kriegt keinen See direkt neben dem Stadion. Was wir haben, ist die Sexyness von Italien, die Sexyness des Comersees und von George Clooney, der hier lebt. Wir haben einfach Glück.“

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Doch Clooney ist nicht der einzige Hollywoodstar, der sich des Öfteren auf der Tribüne sehen lässt. In den vergangenen Monaten lächelten Hugh Grant, Andrew Garfield, Kate Beckinsale, Adrien Brody, Michael Fassbender und Keira Knightley von der Ehrentribüne in die Kameras des vereinsinternen Social Media-Teams.

Doch auch auf und neben dem Platz tummeln sich Weltstars. Trainiert wird die Mannschaft vom spanischen Welt- und Europameister Cesc Fabregas. Der Kader ist gespickt mit Champions League-erfahrenen Spielern und bei Topklubs ausgebildeten Talenten. Nach seinem verletzungsbedingten Karriereende wechselte der französische Weltmeister Varane in den Vereinsvorstand. Der ehemalige Starstürmer Thierry Henry gehört zu den Anteilseignern des Klubs.

Sportlich solide

Trotz der großen Fluktuation in der Mannschaft steht Como sportlich aktuell ganz gut da. Der Aufsteiger steht auf Tabellenplatz 15 und hat zwei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Der AS Rom ging in Como mit 0:2 baden, der größte Erfolg war das 3:2 beim amtierenden Europa League-Sieger Atalanta Bergamo im September.

Alles andere als der Klassenerhalt würde wohl das Image des neuen Lieblingsklubs der Stars beschädigen, der sich anschickt, den FC Venedig – ebenfalls mehr Marketingmaschine als Fußballklub – den Rang abzulaufen. Doch die Investoren denken groß, ein neues und größeres Stadion wird derzeit bereits geplant – natürlich in direkter See-Lage.

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