Auch wenn Bayer Leverkusen am heutigen Donnerstagabend das Europa League-Achtelfinale nur vom heimischen Sofa aus verfolgen kann, wird die Werkself zurzeit für ihre Form gelobt. Mit einer erfolgreichen Transferpolitik hat der Aufschwung des Klubs aber wenig zu tun.
Seit der Amtsübernahme von Peter Bosz befindet sich Bayer Leverkusen in Topform. Lediglich der FC Bayern steht in der Rückrundentabelle besser da als die Werkelf. Die Rheinländer können sich mittlerweile wieder realistische Hoffnungen machen, die Champions League-Plätze doch noch zu erreichen. Am Ende der Hinrunde und der Amtszeit von Heiko Herrlich war die Königklasse in weite Ferne gerückt.
Der jüngste Erfolg der Leverkusener hat mehrere Gesichter. Neben Bosz sind junge Spieler wie Kai Havertz und Julian Brandt zu nennen, die unter dem Niederländer aufdrehen. Erfreulich für den Klub: Beide machten ihre ersten Schritte im Profibereich unterm Bayerkreuz. Bei einem zukünftigen Verkauf winkt ein saftiges Transferplus. Für einen Klub wie Leverkusen ist eine solche Praktik Teil des Geschäftsmodells und enorm wichtig, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Nur Volland glänzt
Abgesehen von der Abgabenseite müssen jedoch auch getätigte Investitionen sitzen. Und genau hier tat sich Bayer zuletzt schwer. Die fünf teuersten Neuzugänge der Vereinsgeschichte sind zurzeit noch im Verein aktiv. Mit Kevin Volland kommt jedoch nur einer von ihnen auf regelmäßige Einsatzzeit. Der 26-Jährige war bereits 2016 von der TSG Hoffenheim für 20 Millionen Euro ins Rheinland gewechselt, scheint aber jetzt unter Bosz erst richtig angekommen sein. In der Rückrunde verzeichnet Volland bisher starke sechs Tore und fünf Assists. Zudem ist er Vizekapitän.
Abgesehen vom zehnfachen Nationalspieler wissen die Bayer-Großeinkäufe jedoch nicht zu überzeugen. Lucas Alario, für den 2017 bis zu 24 Millionen Euro an River Plate gezahlt wurden, schmort hinter Volland auf der Bank. Formschwächen seines Konkurrenten auf der Neun konnte der Argentinier nie für sich nutzen. In der aktuellen Saison traf der 26-Jährige in der Bundesliga erst dreimal. Im Sommer wird es wohl zur Trennung kommen. Einziger Trost für Bayer: Für Alario könnte trotz schwacher Leistungen eine stolze Ablöse winken.
Bei Aleksandar Dragovic ist eine solche nicht zu erwarten. Der Österreicher war 2016 als absoluter Wunschspieler des damaligen Kaderplaners Jonas Boldt für 18 Millionen gekommen. Nach einem katastrophalen Jahr folgte prompt eine Leihe zu Leicester City. Nach seiner Rückkehr im Sommer hat sich für Dragovic in der Werkself nicht viel geändert. Der 28-Jährige hadert mit seiner Situation und denkt über einen Abschied nach.
Geduld bei den Jungen
Ebenfalls auf ihren Durchbruch warten Panagiotis Retsos und Paulinho – wenngleich aus unterschiedlichen Gründen. Der junge Grieche kam 2017 für 17,5 Millionen, hatte jedoch immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Die aktuelle Saison ist für Retsos eine einzige Leidenszeit. Sein großes Potenzial ließ er aber zumindest schon aufblitzen. Sowohl Spieler als auch Verein werden so schnell die Geduld nicht verlieren.
Das zumindest gilt auch für Paulinho. Als Bayer den 18,5-Millionen-Deal im vergangenen Sommer eintütete, wurde Boldt gefeiert. Sein versprochenes enormes Talent konnte der 18-Jährige bisher aber in keiner Weise nachweisen. Lediglich 431 Einsatzminuten stehen wettbewerbsübergreifend zu Buche. Paulinhos erstes Jahr in Deutschland war aber ohnehin zur Eingewöhnung vorgesehen. Spätestens in der nächsten Saison muss der Offensivspieler aber abliefern oder den Stempel Transferflop riskieren. Er wäre nicht der Erste.
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