FT-Kurve Premier League

Brighton im Hürzeler-Aufwind: Historisch gute Seagulls

Unter Fabian Hürzeler schwimmt Brighton & Hove Albion auf der Erfolgswelle. Die Seagulls haben den besten Saisonstart ihrer Vereinsgeschichte hingelegt. Dabei war die Fallhöhe für den jungen Coach angesichts der gewaltigen Transferausgaben und dem Auftaktprogramm riesig.

von Georg Kreul
3 min.
Fabian Hürzeler @Maxppp

Als Fabian Hürzeler nach dem Aufstieg mit dem FC St. Pauli in die Premier League zu Brighton & Hove Albion wechselte, waren auf der Insel nicht wenige Experten skeptisch. Zum einen, weil mit Roberto De Zerbi gerade eine recht erfolgreiche zweijährige Amtszeit bei Brighton zu Ende ging. Zum anderen war Hürzelers überschaubare Trainererfahrung im Profibereich sowie das Alter des 31-Jährigen – dem damit jüngsten Premier League-Trainer aller Zeiten – ein Thema.

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Nach inzwischen zwölf Spieltagen ist die Skepsis längst der Bewunderung gewichen. „Ist dies das beste Brighton aller Zeiten?“, fragt der Datenanbieter ‚Opta‘ in seiner aktuellen Analyse zum Klub aus Südengland. Mit einem Sieg am heutigen Freitagabend gegen den Tabellenletzten FC Southampton (21 Uhr) könnte Hürzelers Team vorübergehend auf Platz zwei springen – das ist angesichts des knüppelharten Auftaktprogramms ein großes Kunststück.

Brighton hat bereits auswärts gegen den FC Liverpool, den FC Arsenal, den FC Chelsea und Newcastle United sowie zu Hause gegen Manchester City, Manchester United und Tottenham Hotspur gespielt. Dabei gingen nur die Partien gegen Liverpool und Chelsea verloren. Darüber hinaus stellt kein Team mehr unterschiedliche Torschützen (21 Treffer, elf Torschützen). „Unser Ziel ist es, das Establishment in England zu challengen“, sagte Hürzeler dieser Tage im ‚Bild‘-Podcast ‚Phrasenmäher‘, „alles ist möglich – mit harter Arbeit.“ Aber auch mit einer Menge Geld.

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Nur Chelsea gab mehr aus

Denn nach jahrelanger herausragender Arbeit und lukrativen Verkäufen in den vergangenen Spielzeiten wie denen von Moisés Caicedo, Alexis Mac Allister, Marc Cucurella, Ben White oder Leandro Trossard nahm Brighton im abgelaufenen Transfersommer mehr Geld in die Hand als fast jeder andere Verein in Europa – satte 231 Millionen Euro investierte Brighton in neue Spieler und wurde dabei nur ganz knapp vom FC Chelsea übertroffen.

Das große Transferminus von 182 Millionen Euro konnte sich Brighton dagegen locker leisten. Denn seit Tony Bloom seit 2009 das Sagen hat, hat sich der Wert des Klubs um unglaubliche 4000 Prozent gesteigert und zählt laut Deloitte mittlerweile zu den 30 reichsten Klubs in Europa. Nicht umsonst wurden die Seagulls bereits als „der wahrscheinlich am besten geführte Klub der Welt“ bezeichnet. Einst wurde Bloom durch Poker zum Millionär, wenn es um Brighton geht, zockt der Unternehmer aber nicht und arbeitet so datenbasiert, wie wohl kaum ein Zweiter.

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Trainerwahl nach Algorithmus

„Bei Transfers entscheiden hier erst mal Daten, Daten, Daten. Tony hat einen Algorithmus für das Scouting entwickelt. Auch ich wurde zunächst nur anhand von Daten gescoutet“, sagt Hürzeler, „im Anschluss werden Gespräche geführt, um rauszufinden, ob der Kandidat charakterlich zum Verein passt. So war es auch bei mir.“ Und bisher passt der mutige Ansatz von Hürzeler mit und ohne Ball perfekt zur Rolle des vermeintlichen Underdogs, der die Liga aufmischt.

Dass Bloom zufrieden mit seiner Trainerwahl war, machte der 54-Jährige schon im September deutlich: „Ich bin überrascht, wie schnell und wie gut er sich eingelebt hat. Es ist ein sehr großer Schritt. […] Ich freue mich sehr für ihn und für die Mannschaft und darauf, was wir erreichen können, nicht nur in dieser Saison, sondern auch darüber hinaus.“

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Das Rädchen im System

Stand jetzt befindet sich Brighton klar auf Champions League-Kurs. Ein Verdienst, an dem Hürzeler zwar maßgeblich beteiligt, aber gleichzeitig auch nur ein Teil des Gesamtkonstrukts ist. Eine Arbeitsweise, die auch der 31-Jährige inzwischen verinnerlicht hat: „Mittlerweile habe ich gelernt, dass es darum geht, ein funktionierendes System zu implementieren und eine klare Hierarchie ins Team zu bringen, wo jeder seine Rolle kennt und körperlich topfit ist. Dann kommt die Fachkompetenz und natürlich die Menschenführung.“

Weiter führt Hürzeler beim ‚Phrasenmäher‘-Podcast aus: „Deine Spieler, den Staff und die Mitarbeiter nicht nur zu kennen, sondern alle abzuholen und sie daran teilhaben zu lassen, dass eine emotionale Befriedigung an harter Arbeit entsteht, mit der du langfristig erfolgreich bist. Am Ende entsteht daraus deine Identität. Und wenn du die konsequent verfolgst – da es kein links und rechts gibt – erzielst du Resultate.“ Und die liefert der Ex-St. Pauli-Coach wie noch nie zuvor.

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