Anfield und Kapitän Gerrard träumen vom Titel – das Geheimnis des Erfolgs
Der FC Liverpool grüßt nach dem beeindruckenden 4:0-Sieg gegen Tottenham Hotspur wieder von der Tabellenspitze. Die Fans der Reds träumen vom ersten Meistertitel seit 1990. Dabei ist es längst nicht nur Weltstar Luis Suárez, der in dieser Saison an der Anfield Road den Unterschied macht.
Die Anfield Road – eine der berühmtesten Fußballstätten der Welt – verfällt dieser Tage endlich wieder in Ekstase. Grund dafür sind die herausragenden Leistungen ihres Teams, das mit einem unorthodoxen Spielsystem, das von vielen Experten womöglich als unmodern, fast antiquiert abgetan wird, explosivem Angriffsfußball und vor allem großer Leidenschaft die Tabellenspitze in der Premier League erobert hat.
Brendan Rodgers scheint den Erfolg zurück an die Anfield Road gebracht zu haben. Zuvor trainierte der Nordire von 2010 bis 2012 Swansea City, wo er ein attraktives, blitzsauberes Kurzpassspiel etablierte und so nachhaltig in Großbritannien auf sich aufmerksam machte. So führte der 41-Jährige die ‚Schwäne‘ als erstes walisisches Team der Geschichte in die Premier League.
Davon beeindruckt schienen auch die Verantwortlichen des FC Liverpool und holten Rodgers im Sommer 2012 schließlich nach Nordengland. Nach einer Saison Eingewöhnungszeit für sich und seine Spieler scheint seine Spielidee in Liverpool richtig angekommen zu sein. Zwar konnte man auch in der vergangenen Spielzeit teilweise mit einem Offensiv-Feuerwerk beeindrucken, jedoch fehlte es damals noch an Konstanz, was ‚Pool‘ des Öfteren wieder zurückwarf. In dieser wirkt die Mannschaft deutlich gefestigter und scheint sich gefunden zu haben.
Entgegen der modernen Systemtheorie
Zu Saisonbeginn ließ Coach Rodgers seine Mannschaft häufig noch in einem flexiblen 5-3-2 spielen, das man heutzutage eigentlich nur noch aus der Serie A kennt. Mittlerweile wurde es aber zu einem 4-4-2 mit Raute ummodelliert. Das macht das Liverpooler Defensiv-Spiel zwar anfälliger für Flügelangriffe des Gegners, sorgt aber für eine große Kompaktheit in der Zentrale.
Davon profitieren vor allem die Liverpool-Legende Steven Gerrard und Jordan Henderson, die insbesondere von ihrer Physis leben. Das Team von der Merseyside verfügt in der Breite sicherlich nicht über einen derart hochklassig besetzten Kader wie etwa die Konkurrenten von Manchester City und dem FC Chelsea. Vielmehr stimmt vor allem die Harmonie in der Truppe und die Spielertypen ergänzen sich hervorragend. Natürlich besticht im Angriff allen voran Top-Torjäger Luis Suárez. Dennoch – Steven Gerrard, Brendan Henderson und Philippe Coutinho kommen bestens miteinander aus.
Neben den beiden körperlich robusten Akteuren sorgen Coutinho und Raheem Sterling für das spielerische Element im Mittelfeld der ‚Reds‘. Beide kommen über ihre Schnelligkeit und sind technisch äußerst versiert. Coutinho, Anfang 2013 als hochveranlagtes Talent von Inter Mailand nach Liverpool gewechselt, brauchte unverkennbar einige Zeit, um in der Premier League Fuß zu fassen, ist in dieser Saison aber voll durchgestartet. Vier Tore und sechs Vorlagen hat der 21-jährige Brasilianer auf seinem Konto. Auch Gerrard erlebt in dieser Saison wieder eine Art zweiten Frühling und traf bereits elfmal.
Die beiden Top-Torjäger der Premier League
In der Abwehr ist man mit gleich vier erfahrenen und körperlich sehr robusten Innenverteidigern gut besetzt. Martin Skrtel, Kolo Touré, Mamadou Sakho und Daniel Agger sind schließlich keine Unbekannten. Auf den Flügeln spielen auch der athletische Glen Johnson sowie Leihspieler Aly Cissokho (FC Valencia) und Eigengewächs Jon Flanagan eine starke Saison.
Trotz alledem. Das alles überstrahlende Prunkstück an der Anfield Road ist in dieser Saison der Sturm. Luis Suárez und Daniel Sturridge treffen wie sie wollen. 88 Tore schossen die ‚Reds‘ in dieser Saison bereits und stellen damit den besten Angriff der Liga. Sage und schreibe 49 Treffer davon fallen den beiden Ausnahme-Torjägern zu. Der Uruguayer traf 29 Mal, der Engländer 20 Mal. Damit belegen die beiden Angreifer Rang eins und zwei in der Torjägerliste der Premier League. Zudem bereitete Suárez 20 Tore vor. Sturridge gab immerhin auch neun Assists. Absolut herausragende Werte.
Hauptkonkurrenten noch zu Gast an der Anfield Road
Nach dem 4:0-Sieg über die ‚Spurs‘ führen die ‚Reds‘ die Tabelle zwei Punkte vor dem FC Chelsea an. Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf Manchester City, das allerdings zwei Spiele weniger auf dem Konto hat. Noch sind sechs Spieltage zu absolvieren. Das Brisante am Endspurt in Englands Eliteklasse ist, dass Liverpool noch auf beide Top-Konkurrenten um den Meistertitel trifft – und das jeweils zu Hause an der berüchtigten Anfield Road. Am 34. Spieltag kommt City, zwei Wochen später die ‚Blues‘.
Entsprechend darf mit einer – wie auch sonst immer – elektrisierenden Hexenkessel-Stimmung gerechnet werden, die Gerrard, Suárez und Co. noch einmal nach vorne peitscht und letztlich das Zünglein an der Waage sein könnte. Zu gönnen wäre es Liverpool nach nun 24 Jahren allemal. Insbesondere Kapitän Gerrard würde sich mit seinem Herzens- und Heimatverein endlich seinen Lebenstraum erfüllen können. Der 33-Jährige spielt schon seit ganzes Leben für die ‚Reds‘, Meister wurde er noch nie.
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