Serhou Guirassy überstrahlt beim VfB Stuttgart alle. Der Top-Torjäger der Bundesliga ist auf dem Papier auch ein Neuzugang, in unserem Transfer-Zeugnis der Schwaben taucht er aber nicht auf. Schließlich verbrachte er die vergangene Saison bereits am Wasen. Die Note 1 ist im FT-Ranking trotzdem vertreten.
Alexander Nübel – Note 2
Schnell war klar, dass der Leih-Neuzugang vom FC Bayern die neue Nummer eins wird in Cannstatt. Trainer Sebastian Hoeneß wird diese Entscheidung seitdem nicht wirklich bereut haben. Nübel hatte zwar auch einige wenige Patzer in seinem Spiel, vor allem beim 1:5 in Leipzig sah der Schlussmann nicht gut aus. Im Großen und Ganzen ist der 26-Jährige aber genau der Rückhalt, den man sich in Stuttgart seit dem Abschied vom Gregor Kobel gewünscht hat. Und was dazukommt: Nübel ist stark ins Aufbauspiel eingebunden und scheut auch nicht den Risikopass durch die Mitte, um das Spiel schnell zu machen. Das geht zwar nicht immer gut, befördert aber enorm das bislang überaus beeindruckende Kombinationsspiel der Schwaben.
Prognose: Wenn Nübel so weitermacht, bleibt er die klare Nummer eins beim VfB. Und die Bosse werden alles tun, um den Torhüter über das Saisonende hinaus zu halten. Nübels Vertrag in München läuft noch bis 2025.
Woo-yeong Jeong – Note 3
Nach drei Jahren beim SC Freiburg wollte der Südkoreaner eine neue Herausforderung annehmen – zumal mit Coach Hoeneß ein alter Förderer lockte. Für rund drei Millionen Euro ging es nach Stuttgart, wo Jeong zu Saisonbeginn direkt in der Startelf stand. Auf der Zehn machte der flinke Rechtsfuß drei gute bis ordentliche Spiele. Seine Läufe zwischen den Ketten schaffen Räume, dazu präsentierte sich Jeong ballsicher. Vor allem in Sachen Torgefahr muss der 24-Jährige aber noch zulegen. Die vergangenen Spiele verpasste Jeong aufgrund seiner Teilnahme an den Asienspielen, wo er die Gold-Medaille holte. Das verkürzt seinen Militärdienst und bringt Freiburg eine Nachzahlung von knapp einer Million Euro.
Prognose: Gut möglich, dass sich Jeong nach seiner Rückkehr zunächst einmal hinten anstellen muss, denn Enzo Millot und Deniz Undav haben in seiner Abwesenheit gut gespielt. Hoeneß ist aber ein Riesen-Fan vom Südkoreaner und somit wird er seine Chancen wieder bekommen.
Angelo Stiller – Note 1,5
Auch Stiller kam auf expliziten Wunsch von Hoeneß. Und die Empfehlung war bislang ein Volltreffer. Der 22-Jährige ist der Ruhepol im VfB-Spiel, immer anspielbar, pressingresistent und dazu mit einem feinen Auge für den Nebenmann. Dazu spult Stiller im Schnitt zwischen elf und 12 Kilometer pro Spiel ab. Und im Einsatz für den VfB lag seine Passquote nie unter 90 Prozent. Entsprechend ist der so schmerzliche Weggang von Kapitän und Leader Wataru Endo zum FC Liverpool kaum ein Thema in Stuttgart – Stiller sei Dank. Die investierten 5,5 Millionen Euro waren und sind gut angelegt.
Prognose: Es wäre keine große Überraschung, wenn der junge Neuzugang noch einmal in ein Formtief rutscht, bislang ist dieses aber nicht in Sicht. Als Nebenmann von Atakan Karazor ist Stiller fest eingeplant, ihm würde eine schwächere Phase schnell verziehen. Der Ex-Münchner agiert aktuell schon sehr reif auf dem Rasen. Beim VfB darf man sich freuen, dass seine Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. An Stiller wird es auch künftig kein Vorbeikommen geben in Sachen Startelf.
Deniz Undav – Note 2
Der Stürmer musste sich nach seiner Ankunft verletzungsbedingt lange gedulden mit seinem ersten Einsatz im VfB-Dress. Am vierten Spieltag gegen Mainz (3:1) war es dann soweit und Undav brauchte nur vier Einsatzminuten für seinen ersten Assist. In den folgenden Spielen kam er von der Bank und sorgte stets für merklich Belebung. Beim 2:0 in Köln war der 27-Jährige mit einem Doppelpack dann erstmalig der Matchwinner, das Spiel gegen Wolfsburg konnte der VfB ebenfalls nach Undavs Einwechslung drehen. Vor allem seine Flexibilität ist ein dickes Plus. Zuletzt agierte Undav hinter Top-Torjäger Serhou Guirassy auf der Zehn. Eine Rolle, die der Leihgabe von Brighton & Hove Albion bislang gut zu Gesicht steht.
Prognose: Undav wird es weiterhin schwer haben, in die Startelf zu kommen, denn an Guirassy führt kein Weg vorbei. Und Hoeneß schätzt seine Qualitäten als Einwechselspieler ungemein. Spätestens wenn im neuen Jahr aber der Afrika-Cup für Guirassys Abwesenheit sorgt, wird Undav aber mit Sicherheit noch gefragter sein in Stuttgart.
Maximilian Mittelstädt – Note 3,5
Der Linksverteidiger kam für günstige 500.000 Euro von Hertha BSC, verletzte sich dann aber prompt in der Vorbereitung. Bislang ist Mittelstädt eine gute Ergänzung für den Kader, nicht mehr und nicht weniger. Der 26-Jährige kam seit dem zweiten Spieltag immer zum Einsatz, aber im Schnitt lediglich 15 Minuten pro Spiel. Mittelstädt macht seine Sache ordentlich, ohne groß zu glänzen. An Hiroki Ito gibt es ohnehin kein Vorbeikommen.
Prognose: Auch Mittelstädts Zeit könnte kommen, wenn Ito im Januar an den Asienmeisterschaften teilnimmt. Bis dahin setzt Hoeneß als Kaderspieler auf ihn.
Jamie Leweling – Note 4
Die Leihgabe von Union Berlin überzeugt bislang vor allem im Training. Dort präsentierte sich Leweling so stark, dass er Silas zuletzt auf die Ersatzbank verdrängte. Bei seinen beiden Startelf-Einsätzen zuletzt gegen Köln und Wolfsburg blieb der 22-Jährige aber weitestgehend blass. Leweling ist körperlich robust und bringt auch PS auf den Rasen, in Sachen Kombinationsspiel und Torgefahr ist aber noch jede Menge Luft nach oben.
Prognose: Es läuft weiter auf einen Zweikampf mit Silas um die Rolle als Rechtsaußen hinaus. Leweling muss sich steigern, um dauerhaft die Nase vorn zu haben und um sich für eine langfristige Zukunft in Stuttgart zu empfehlen.
Anthony Rouault – Note 3
Der Franzose kam kurz vor Transferschluss als Leihgabe vom FC Toulouse. Zunächst hieß es zweite Reihe, den Ausfall von Dan-Axel Zagadou gegen Köln nutzte Rouault dann aber prompt und spielte ordentlich. Eine Woche später gegen Wolfsburg bekam der 22-Jährige dann den Vorzug. Rouault präsentiert sich bislang solide und nahezu fehlerfrei, sein Einstieg wurde ihm durch die starken Teamleistungen aber auch leicht gemacht. Verbessern muss der Franzose insbesondere noch seine Schärfe und Genauigkeit im Passspiel.
Prognose: Rouault wird sich mit Zagadou um den Platz neben Waldemar Anton streiten. Seine Zukunft liegt definitiv in Stuttgart, denn beim Klassenverbleib greift eine Kaufpflicht in Höhe von drei Millionen Euro. Und dass der VfB in dieser Saison noch einmal hinten reinrutscht, scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.
Leonidas Stergiou – ohne Bewertung
Der Schweizer kam wie Rouault als Ergänzung für die Innenverteidigung und als Ersatz für Konstantinos Mavropanos. Die Leihgabe vom FC St. Gallen ist aber deutlich hintendran. Erst eine Minute war Stergiou in der Bundesliga im Einsatz, eine seriöse Bewertung ist zum aktuellen Zeitpunkt darum noch nicht möglich.
Weitere Transferzeugnisse
Transferzeugnis FC Bayern: Kleiner Kader, gute Noten
BVB-Transferzeugnis: Zwei Enttäuschungen & zweimal Mittelmaß
Transferzeugnis RB Leipzig: Volltreffer, aber auch Enttäuschungen
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