Aufgrund des desolaten Fitnesszustands kristallisiert sich die Winterleihe von Carney Chukwuemeka mehr und mehr als Missverständnis heraus. 20 Minuten in Leipzig haben aber gereicht, um aufzuzeigen, wie der technisch starke Mittelfeldspieler für Borussia Dortmund doch noch wichtig werden kann.

Wohin mit Carney Chukwuemeka? Dass der Engländer keine Sofortverstärkung ist, war bereits am Deadline Day klar, als er vom FC Chelsea ausgeliehen wurde. Dass es stattdessen eher um Aufbauhilfe für den 21-Jährigen geht, hat sich in den vergangenen Wochen immer stärker herauskristallisiert und wurde auch so von Niko Kovac bestätigt: „Wir müssen ihn punktuell aufbauen, das heißt 10, 15, 20 Minuten, vielleicht auch mal eine halbe Stunde. Das ist das, was im Moment möglich ist.“
Folglich drängt sich zwingend die Sinnfrage auf. Warum leiht man einen solchen Spieler am letzten Wintertransfertag, insbesondere lediglich für ein halbes Jahr? Nach der Niederlage gegen RB Leipzig (0:2) ist die Bundesliga-Saison für Borussia Dortmund quasi gelaufen. Wie unter anderem Pascal Groß und Nico Schlotterbeck eingestehen mussten, ist die Champions League-Qualifikation angesichts von zehn Punkten Rückstand de facto futsch.
Starke 20 Minuten in Leipzig
Lediglich in der Königsklasse geht es noch um Meriten. Und mit dem FC Barcelona wartet im Viertelfinale ein riesiger Brocken auf den BVB. Wie wichtig Chukwuemeka dabei und bei den abschließenden acht Bundesliga-Spielen werden kann, hat er in den knapp 20 Einsatzminuten gegen RB eindringlich unter Beweis gestellt.
Der technisch starke Mittelfeldspieler belebte nach seiner Einwechslung sichtlich die schwarz-gelbe Offensive. Er gab dreimal so viele Torschüsse ab wie Julian Brandt, der über 90 Minuten auf dem Feld stand, und spulte im Verhältnis zur Spielzeit deutlich mehr Kilometer ab als der etatmäßige Zehner.
Das Vakuum auf der Zehn ist der zentrale Malus, den die Dortmunder Offensive bereits über die gesamte Spielzeit mit sich herumschleppt. Brandt durchläuft seine größte sportliche Krise im schwarz-gelben Dress. Da Gio Reyna aber unter ferner liefen agiert, ist der schwächelnde Vizekapitän für Kovac zwangsläufig alternativlos.
Chukwuemeka kann dem BVB laut seines Trainers „eine andere Dimension“ verleihen. Nicht unbedingt als Ersatz für den verletzten Marcel Sabitzer, vielleicht ja aber deutlich offensiver auf der Zehn. Die Ansätze dafür waren in Leipzig unübersehbar.
Großer Haken Fitnesszustand
Grau ist aber alle Theorie und die Pläne bleiben Markulatur, wenn sich der Fitnesszustand des gebürtigen Österreichers nicht drastisch und vor allem schnell verbessert – Einsätze über 20 Minuten helfen weder gegen Barça noch gegen Holstein Kiel. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf der Länderspielpause.
Im Gegensatz zu 13 seiner Mitspieler, die zu Länderspielen aufgebrochen sind, ist der englische Junioren-Nationalspieler in Dortmund geblieben und wird mit Feuereifer an seiner Fitness arbeiten. Im übrigen auch an den Tagen, an denen die anderen verbliebenen Profis freihaben. Es bleibt abzuwarten, ob sich bereits in rund eineinhalb Wochen gegen das formstarke Mainz 05 (30. März, 17:30 Uhr) eine Verbesserung einstellt.
Dann kann es vielleicht auch doch noch eine Zukunft in Dortmund geben. Zwar gilt es laut den ‚Ruhr Nachrichten‘ mittlerweile als ausgeschlossen, dass die 35 Millionen Euro schwere Kaufoption in diesem Sommer gezogen wird, vielleicht ist ja aber eine weitere Leihe samt neuer Kaufoption denkbar. Mindestens zehn Pflichtspiele bleiben Chukwuemeka noch, um dafür Argumente zu sammeln.
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