Sportlich kann Borussia Dortmund die Saison nur noch in der Champions League retten. Mit dem Achtelfinaleinzug gegen Sporting Lissabon hat der BVB zumindest auf königlicher Bühne die Aufgabe erfüllt. Dennoch war gestern deutlich mehr drin – auch im Hinblick auf die Bundesliga.

„Ich sehe es als sehr fahrlässig, dass Kapitän Emre Can sich hinstellt und sagt: ‚Wir haben das Nötigste getan und das hat gereicht für den Achtelfinal-Einzug.‘ Was ist denn das für ein Ansatz?“, kritisierte Roman Weidenfeller nach dem gestrigen 0:0 gegen Sporting Lissabon. Der frühere BVB-Schlussmann hat einen Punkt, auf mehreren Ebenen.
Enttäuschung für die Fans
Da sind zum einen die Fans, die teils horrende Summen ausgeben, um einen mitreißenden Champions League-Abend in einem europäischen Fußballtempel zu sehen. Das torlose Remis gegen sich komplett ergebende Portugiesen war vieles; effizient, kräfteschonend, kontrolliert, aber mit Sicherheit nicht mitreißend.
Der Hauptvorwurf gilt dabei sicher Sporting, das schon weit vor Anpfiff das Rückspiel abgeschenkt hatte. Nahm Rui Borges seinen europaweit begehrten Starstürmer Viktor Gyökeres (26) sowie Flügelflitzer Trincão (25) erst gar nicht mit nach Dortmund.
Und genau so traten die Grün-Weißen auch auf. Von Leões war da wenig zu sehen, eher kleine Schoßkätzchen, die sich ihrem Schicksal ergaben. Entschuldigen müssen die sich vor allem bei den mitgereisten Sporting-Fans, wenigstens die präsentierten sich in Champions League-Form.
Verpasste Chance
Aus Dortmunder Sicht gab es am gestrigen Abend aber noch eine andere Ebene, die, der vergebenen Chance. Wenn der Gegner am Boden liegt, sollte man nicht mehr draufhauen. Dieses gesellschaftlich gebotene Gentlemen Agreement hätte der BVB aber gerne außer Acht lassen können.
In der Bundesliga schlingern die Schwarz-Gelben dramatisch, die ersten vier Plätze sind fast komplett außer Sichtweite. Und am Samstag (18:30 Uhr) kommt der unter Steffen Baumgart wiedererstarkte FC Union Berlin nach Dortmund. Das gestrige Rückspiel gegen einen Gegner, der von der ersten Minute an die Weiße Fahne hisste, wäre die ideale Gelegenheit gewesen, sich Selbstvertrauen und Rückenwind abzuholen.
Für Can war das 0:0 ein „gutes Ergebnis“ und „am Ende sind wir weiter, das zählt“. Natürlich, in Addition steht unterm Strich ein 3:0. Gegen Sporting, das vor allem zu Beginn der Saison unter Rúben Amorim Europa das Fürchten lehrte. In Dortmund präsentierte sich aber die schlechte Raubkopie der früheren Mannschaft des heutigen Manchester United-Trainers.
Verstecker Hintergedanke?
Vielleicht dachten sich aber auch Can und Co., dass man nach hochklassigen Abenden in der Königsklasse in der Bundesliga stets ein anderes hässlicheres Gesicht zeigte. Die 0:2-Schlappe gegen den VfL Bochum ist das jüngste Beispiel dafür. Vielleicht will die Kovac-Elf den Bann nun auf diese Weise brechen. Gegen Union wird sich zeigen, ob der vermeintliche Plan aufgeht.
Weitere Infos