Schalke-Sieg gegen Ulm: Drei Hoffnungsträger, viele Fragezeichen
Mit 3:1 setzte sich der FC Schalke 04 gegen den SSV Ulm durch. Wenngleich der Klassenunterschied zwischen den Teams über weite Strecken der Partie kaum zu sehen war, werden die Königsblauen Hoffnung aus dem Auftritt im DFB-Pokal schöpfen. Vor allem drei Spieler konnten überzeugen.
„Wir müssen die Köpfe der Spieler freibekommen“, hatte Huub Stevens auf seiner Antrittspressekonferenz klargestellt. In seiner fünftägigen Amtszeit wird der königsblauen Klubikone das nur bedingt geglückt sein, der heutige Erfolg seines Teams im DFB-Pokal könnte aber der Stein des Anstoßes für ein besseres Jahr 2021 gewesen sein.
Zugegeben, schlechter geht es aus Sicht des FC Schalke 04 auch kaum noch. Der 3:1-Sieg gegen den SSV Ulm war für den Revier-Klub wettbewerbsübergreifend erst der vierte Pflichtspielsieg im Kalenderjahr 2020. „Es ist wichtig, dass wir endlich wieder einen Sieg errungen haben“, resümierte Stevens nach der Partie bei ‚Sky‘, „jedes Spiel ist wichtig, auch ein Pokal-Spiel. Wir haben gesagt, dass wir eine Runde weiterkommen wollen. Das haben wir geschafft.“
Tatsächlich könnte das 3:1 totgeglaubte Hoffnung in so manchem königsblauen Herz geweckt haben. Schalke demonstrierte, dass in der Mannschaft, die in den vergangenen Monaten teils blamable Leistungen zeigte, eben doch Qualität steckt.
Drei Hoffnungsträger
Vor allem drei Spieler spielten sich gegen Ulm in den Vordergrund. Zum einen ist da Suat Serdar, der schon in den vergangenen Partien bemüht gewirkt hatte, sich nun aber belohnen konnte. Mit einem Traumtor zum zwischenzeitlichen 1:0 brachte der vierfache deutsche Nationalspieler die Schalker auf die Siegerstraße.
Gleich doppelt traf Benito Raman, der vor kurzer Zeit noch harsch von Ex-Trainer Manuel Baum für mangelnden Einsatz in der Defensive kritisiert worden war. Nun demonstrierte der Belgier eine Treffsicherheit, die nicht nur ihm, sondern der kompletten Schalker Mannschaft in der Vergangenheit völlig abging.
Dritter im Bund der potenziellen Hoffnungsträger ist ausgerechnet Amine Harit. Dem technisch begnadeten Marokkaner war zu Beginn der Partie zwar noch eine große Unsicherheit anzumerken, im Spielverlauf agierte er aber zunehmend selbstbewusster. Teils zeigte Harit sogar Aktionen, in denen er spielerische Klasse aufblitzen ließ – ein zuletzt seltener Anblick auf Schalke. Apropos selten: Als der 23-Jährige nach 77 Minuten ausgewechselt wurde, umspielte ein zufriedenes Lächeln seine Lippen. Wann das wohl das letzte Mal der Fall war?
Die Zweifel bleiben
Neben all der Erleichterung, das Fußball-Jahr 2020 mit einem Sieg abgeschlossen zu haben, bleiben aber die Fragezeichen. Offensiv fiel Schalke vor allem in der ersten Halbzeit kaum etwas ein. Ulm war die spielbestimmende Mannschaft. Wie der zukünftige Cheftrainer, der wohl zeitnah vorgestellt wird, einer derart konzeptlos agierenden Mannschaft in kurzer Zeit eine Spielidee einpflanzen soll, bleibt schleierhaft.
Zudem offenbarte die Mannschaft auch gegen Ulm personell teils große Schwächen. Kilian Ludewig, der in der Bundesliga bisher teils überfordert wirkt, agierte auch gegen den Regionalligisten unglücklich und wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Malik Thiaw, der den Rechtsverteidiger ersetzte, erfüllte seine Aufgabe nur unwesentlich besser. Zudem fehlt dem Kader nach wie vor ein physisch starker Spieler, der Bälle festmacht. Ein Fakt, den auch der Raman-Doppelpack nicht vertuschen kann.
Es wird an Jochen Schneider liegen, diese Probleme aus der Welt zu schaffen. Die Skepsis, ob der Sportchef der Aufgabe gewachsen ist, wird auch nach dem Ulm-Sieg bleiben. Nur einer scheint sich auf Schalke derzeit wirklich völlig auf das Positive zu konzentrieren: Huub Stevens. Was er nach seinen fünf Tagen als Trainer für ein Fazit ziehe? „Ich habe Spaß gehabt.“ S04 wird hoffen, dass es Stevens Nachfolger auch so ergehen wird.
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