Transferpläne beim HSV: Alles zurück auf Anfang
Der Hamburger SV blickt auf eine ereignisreiche Woche zurück. Sportchef Peter Knäbel wurde entlassen, Investor Klaus-Michael Kühne hat weitere Zahlungen in Aussicht gestellt. Für den HSV ist dies Fluch und Segen zugleich, denn auf dem Transfermarkt muss man nun umdisponieren.
Für fast eine ganze Saison herrschte so etwas wie Ruhe beim Hamburger SV. Nach der Rucksack-Affäre um Peter Knäbel im vergangenen Sommer hatte es Trainer Bruno Labbadia geschafft, den Fokus der Öffentlichkeit zurück auf den Fußball zu lenken. Und tatsächlich weiß der HSV in dieser Spielzeit eher zu überzeugen als in den vergangenen zwei Chaosjahren.
Passend zum Saisonendspurt fallen die Norddeutschen aber nun in alte Verhaltensmuster zurück. Zunächst ist da Jaroslav Drobny, der den HSV verlassen wird und es sich nicht nehmen ließ, bereits vor der Sommerpause ordentlich gegen seinen Noch-Verein nachzutreten: „Das ist Kindergarten. Keiner hatte die Eier, es mir einfach ins Gesicht zu sagen.“ Am kommenden Samstag wird Drobny schon nicht mehr im Kader stehen. „Er hat mir gesagt, dass er glaubt, am Samstag nicht genug Spannung zu haben, um der Mannschaft zu helfen“, begründet Labbadia, der resigniert konstatieren muss, „die letzte Woche passt nicht zu unserem Jahr.“
Denn die Posse um Drobny ist nur die Spitze des Eisbergs. Am Montag wurde Sportchef Knäbel vor die Tür gesetzt – „einvernehmlich“, wie der Klub kommunizierte. Die Wahrheit sieht aber wohl anders aus. Im Laufe der vergangenen Tage wurden Stimmen laut, die Klaus-Michael Kühne mit dem Knäbel-Aus in Verbindung bringen. Demnach soll der Investor die Entlassung des Sportchefs gefordert haben. Erst dann sei er bereit, dem HSV mit neuen Geldspritzen zu helfen. Bis zu 50 Millionen Euro stehen als Investition im Raum.
Neuausrichtung auf dem Transfermarkt
Wie viel Kühne genau zu geben bereit ist, scheint man auch klubintern nicht zu wissen. Das und Knäbels Aus, der sich bisher um die Sondierung des Transfermarkts kümmerte, verkomplizieren die Kaderplanung für die kommende Spielzeit. Laut dem ‚Hamburger Abendblatt‘ geraten auch die bereits als fast fix geltenden Transfers von Christian Mathenia und Bobby Wood ins Wanken.
Auch bei der Suche nach einem neuen defensiven Mittelfeldspieler muss der HSV umdisponieren. Wie die Lokalzeitung berichtet, hatte der Klub bisher vier Namen auf der Liste. Aus der Bundesliga sind dies Kevin Vogt vom 1. FC Köln und Julian Baumgartlinger vom FSV Mainz 05. Zudem beobachtete man Tonny Vilhena, an dem auch Borussia Mönchengladbach Interesse zeigte und den 19-jährigen nigerianischen Nationalspieler Onyinye Ndidi in Diensten von KRC Genk. Mit der Neuausrichtung der Transferpolitik wird das Quartett nun nicht mehr so heiß gehandelt.
FT-Meinung: Der HSV muss darum bemüht sein, wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Mit einem erneuten Eingreifen ihres Investors Kühne könnte dies jedoch schwierig werden. Die Hanseaten befinden sich erneut in der Zwickmühle: Sie sind auf die Finanzspritzen Kühnes angewiesen, doch das Einmischen des 79-Jährigen ins Tagesgeschäft schadet dem Verein.
Dass man nun eineinhalb Monate vor Beginn der Wechselperiode umdisponieren muss und Transfers von lange beobachteten Spielern wohl nicht umgesetzt werden, kann nicht im Interesse der Verantwortlichen sein. Ein kleiner Trost für die Anhänger des HSV: Von den vier gehandelten Mittelfeldspielern wären wohl nur Kevin Vogt und mit Abstrichen der hochveranlagte Ndidi umsetzbare Transferziele. Baumgartlinger steht noch bis 2019 in Mainz unter Vertrag und führt die 05er als Kapitän aufs Feld. Dem HSV fehlen die Argumente, um den Österreicher von einem Wechsel zu überzeugen. Vilhena wird in der kommenden Saison für den AC Mailand auflaufen.
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