Kehl: Echte Liebe statt Ruhestand?
Zum Saisonende sollte für Sebastian Kehl eigentlich Schluss sein. Nach 17 Jahren Profifußball wollte der Mittelfeldabräumer seine Fußballschuhe fein säuberlich an den Nagel hängen. Wegen der starken Leistungen in den vergangenen Wochen setzt aber sowohl beim 34-Jährigen als auch bei seinem Arbeitgeber ein Umdenken ein.
1998 begann alles bei Hannover 96. Der 18-jährige Sebastian Kehl wurde aus der U19-Mannschaft der Niedersachsen zu den Profis befördert und feierte am zweiten Spieltag der Zweitligasaison sein Debüt für 96. In der Folge saß der Mittelfeldspieler dann mehr auf der Tribüne als auf der Spielerbank und kam erst in seiner zweiten Profisaison zu regelmäßigen Einsätzen. So richtig auf ging Kehls Stern mit dem Wechsel im Jahr 2000 zum SC Freiburg.
Im Breisgau entwickelte sich der Zweikämpfer und Stratege in kürzester Zeit zum Leader und kam als Sechser und Libero zum Einsatz. Nach eineinhalb Jahren in Freiburg wurde Borussia Dortmund auf Kehl aufmerksam und lotste den 21-Jährigen in den Ruhrpott, wo er sich ohne Eingewöhnungsphase einen Stammplatz erspielte. Nach über zwölf Jahren sollte nun im Sommer Schluss sein – eigentlich.
„Ich sorge dafür, dass er die Karriere nicht beendet“
„Er ist ein großer Spieler, wir werden am Ende der Saison reden“, kündigte BVB-Trainer Jürgen Klopp am Sonntag nach dem 1:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach an, „wenn er am letzten Spieltag so viel läuft und sich so reinhaut und immer noch frisch ist, sorge ich dafür, dass er sie nicht beendet. Aber es ist noch ein bisschen Zeit.“
Ins gleich Horn stößt auch Manager Michael Zorc: „Kehli ist ganz wichtig, gerade in dieser für uns schwierigen Phase, als immer noch prägende Figur auf dem Platz. Er ist in einer absoluten Top-Verfassung. Das sieht überragend aus, wie er im Moment spielt. Wir werden uns sicherlich noch einmal darüber (über das Karriereende, Anm. d. Red.) unterhalten.“ Und Kehl selbst? Der drückt sich vielsagend aus: „Es läuft persönlich ganz gut. Gut, dass ich die Entscheidung treffe.“
Verlängerte Ehrenrunde?
Der Plan war eigentlich klar. Im Sommer gab Kehl die Kapitänsbinde an Mats Hummels weiter. Noch eine letzte Ehrenrunde, sein Herzblut in die letzte Saison legen und dann ab in den Ruhestand: „Ich freue mich auf mein letztes Jahr in der Bundesliga. Anschließend wird für mich der richtige Zeitpunkt für einen neuen Lebensabschnitt gekommen sein, auf den ich mich ebenso freue.“
Der 34-Jährige merkt momentan jedoch selbst, wie viel Fußball noch in ihm steckt. Sowohl in der Champions League als auch in der Bundesliga gehörte ‚Kehli‘ zu den besten BVB-Akteuren. Egal ob mit Binde oder ohne – der Wadenbeißer ist der Leitwolf im Team von Jürgen Klopp, den der Übungsleiter nur sehr ungern an das Fußballer-Seniorenheim verlieren will.
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