„Bürgerkrieg in der Premier League“: ManCity droht anderen Klubs

von Martin Schmitz - Quelle: The Times
4 min.
Pep Guardiola nach dem Spiel @Maxppp

Der Kampf zwischen Manchester City und der Premier League eskaliert komplett. Zwar konnte der Scheichklub mit dem Urteil zu den sogenannten APT-Regeln einen Punktsieg verbuchen, diesen nutzen die Citizens jedoch nicht als Verschnaufpause, sondern gehen in den Angriffsmodus über – gegen die Premier League, deren Vereine und die Integrität des Fußballs.

Während der große Prozess der Premier League gegen Manchester City im Hintergrund weiterläuft und der Klub sich in mehreren Anhörungsterminen in 115 Anklagepunkten wegen finanzieller Verfehlungen verantworten muss, öffnen sich quasi im Tagesrhythmus neue Nebenkriegsschauplätze. Die ‚Times‘ spricht mittlerweile von einem „Bürgerkrieg, der in der Premier League tobt“. Offen ausgetragen wird dieser nicht nur zwischen der Liga und City, sondern mittlerweile längst auch zwischen City und anderen englischen Klubs.

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Am deutlichsten hervorgetan hat sich dabei bisher der FC Arsenal, dessen Vereinsvertreter rund um Trainer Mikel Arteta, der nach dem Duell der beiden Schwergewichte (2:2) durchblicken ließ, dass er von Regelverstößen der Citizens wisse. Die Situation eskalierte derart, dass Pep Guardiola sich zu einer Drohung hinreißen ließ und auf einer Presskonferenz verkündete: „Ihr wollt Krieg? Jetzt führen wir Krieg!“ Diese Ankündigung scheint der Startschuss für den großen Gegenschlag gewesen zu sein.

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Implizite Drohungen

Das bekommen die Ligakonkurrenten nun zu spüren. Zu Wochenbeginn gingen die Skyblues in einem kleineren Rechtsstreit mit der Premier League als Sieger hervor. Die ligainternen Regulierungen von Sponsorenverträgen, die Associated Party Transaction-Regelung (APT), sind von einem dreiköpfigen Expertengremium als „gesetzeswidrig“ eingestuft worden. Die APT gilt seit 2021 und soll verhindern, dass Vereine Sponsoringverträge mit Unternehmen, die in Verbindung mit den jeweiligen Klubeigentümern stehen, über dem üblichen Wert abschließen. Erst vor kurzem wurden City auf dieser Grundlage zwei Verträge untersagt, die der Klub mit Abu-Dhabi-nahen Firmen schließen wollte.

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City behauptet, das Urteil des Tribunals bedeute, dass alle APT-Regeln ungültig sind. Die Premier League besteht darauf, dass nur wenige Teile ihrer Regeln für rechtswidrig erklärt wurden und dass ihr grundlegendes System intakt bleibt – und plant bereits mit der Unterstützung anderer Klubs kleine Änderungen. Dies schmeckt Manchester gar nicht. Der Klub drohte am Dienstag mit weiteren rechtlichen Schritten, falls die Premier League versuchen sollte, sofortige Änderungen an den APT-Regeln vorzunehmen. Zudem versendete der englische Serienmeister einen Brief an die anderen 19 Mitgliedsvereine. Einige von diesen sollen laut ‚Times‘ über den Ton und die implizite Drohung empört sein. In dem Schreiben heißt es unter anderem: „Das Schiedsgericht hat die APT-Regeln für rechtswidrig erklärt. Der MCFC vertritt die Auffassung, dass dies bedeutet, dass alle APT-Regeln nichtig sind, und zwar seit 2021.“

Großes Erdbeben steht bevor

Und weiter: „In der jüngsten Korrespondenz stimmte die PL mit dem MCFC überein, dass dies ein Problem ist, das vom Tribunal gelöst werden muss. Es ist daher bemerkenswert, dass die PL nun versucht, die Mitgliedsvereine in einen Prozess zur Änderung der APT-Regeln einzubeziehen, zu einem Zeitpunkt, an dem sie nicht einmal den Status dieser Regeln kennt.“ Während also die Liga mit der Hilfe einiger Vereine die Regelung und damit die finanzielle Integrität und die Wettbewerbsfähigkeit erhalten wollen, möchte City Schritt für Schritt alle finanziellen Leitplanken einreißen.

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„Es ist deutlich geworden, dass das Urteil, das bei seiner Veröffentlichung am Dienstag einen solchen Aufruhr im englischen Fußball ausgelöst hat, möglicherweise nur das erste Beben war: Die vollständige Erklärung des Tribunals könnte ein größeres Erdbeben für die Zukunft der höchsten Spielklasse bedeuten“, so die ‚Times‘. Insider haben der Zeitung gegenüber bestätigt, die Premier League habe sich darauf geeinigt, dass das Gericht weitere Leitlinien dazu herausgeben muss, was seine Entscheidung in Bezug auf den Status der APT-Regeln bedeutet.

Einfluss auf den gesamten Fußball

Während die Rechtsberatung der Liga laut ‚Times‘ davon ausgeht, dass die APT-Regeln intakt bleiben, einschließlich derer, die die Beweislast auf die Vereine verlagern, um zu zeigen, dass die Geschäfte dem fairen Marktwert entsprachen, sind die Befürchtungen der City-Konkurrenten groß. Diese sind „sehr besorgt über die Zukunft der Liga und die Auswirkungen, die dies auf ihr Image hat. Viele glauben, dass die rechtliche Anfechtung der APT-Regeln ebenso sehr ein Versuch von City ist, den Kampf mit der Premier League auf einem anderen Rechtsgebiet aufzunehmen, wie es ein Ausdruck der Wut des Klubs über die Ablehnung seines neuen Etihad-Deals ist“.

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Die weitere Urteilsbegründung des Expertengremiums wird mit Spannung erwartet. Unabhängig vom genauen Wortlaut des Statements dürfte jedwede Entscheidung die Zukunft des Fußballs in England – und perspektivisch auch in Resteuropa – stark beeinflussen. Und das ganz große Urteil im Zusammenhang mit den Citizens und den 115 Anklagepunkten steht erst noch bevor. Oder wie die ‚Times‘ es formuliert: „Wenn diese Woche schon ein Erdbeben war – das Ergebnis der Anhörung zu den 115 Anklagepunkten wird die Richter-Skala zum Bersten bringen.“

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