FT-Kurve Bundesliga

Transferzeugnis VfB Stuttgart: Viel Potenzial, zu wenig Erfahrung

Nach der überraschenden Qualifikation für die Champions League in der vergangenen Saison pulverisierten die Verantwortlichen der Schwaben im Sommer den bisherigen Ausgabenrekord. FT zieht eine Zwischenbilanz.

von Lukas Weinstock
5 min.
Nick Woltemade (mittig) im Trikot des VfB Stuttgart @Maxppp

Ermedin Demirovic – Note 2,5

Für rund einen Monat war Demirovic der Rekordtransfer, ehe man Deniz Undav für etwa 27 Millionen Euro von Brighton & Hove Albion verpflichtete. Für Demirovic griff der VfB nach einer überzeugenden Saison beim FC Augsburg mit 21 Millionen Euro dennoch tief in die Tasche. Der 26-jährige Mittelstürmer war der auserkorene Nachfolger für Toptorjäger Serhou Guirassy, den es seinerseits zu Borussia Dortmund zog. Nach 21 Spielen im VfB-Trikot lässt sich sagen, dass der bosnische Nationalspieler die Erwartungen weitestgehend erfüllt hat. Wettbewerbsübergreifend traf Demirovic neunmal, zudem konnte er zwei Tore vorbereiten. Nach einer Durststrecke von acht Spielen ohne Treffer gelangen dem Rechtsfuß zuletzt wieder drei Tore in den vergangenen drei Spielen.

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Jeff Chabot – Note 2

Für schlappe vier Millionen Euro wechselte Chabot von Bundesliga-Absteiger Köln in das Schwabenland. Die Umstellung von Abstiegskampf auf gehobenes Bundesliganiveau gelang dem 26-Jährigen quasi nahtlos. Zwar ist der etwas grobschlächtige Innenverteidiger nicht die ideale Besetzung für den technisch anspruchsvollen Spielaufbau unter Sebastian Hoeneß, macht dies aber durch seine Ruhe und Zweikampfstärke wieder wett. In Stuttgart folgt der Linksfuß auf den zu Bayern München abgewanderten Hiroki Ito, den er bislang sehr gut vertritt. In 19 von 21 möglichen Spielen kam Chabot zum Einsatz. Dass es nicht die volle Ausbeute ist, verhinderten eine Gelbrotsperre sowie eine Muskelverletzung, sonst ist der 1,95-Hüne gesetzt.

Ameen Al-Dakhil – keine Bewertung

Als junger Innenverteidiger für die Zukunft kam Al-Dakhil vom FC Burnley zum amtierenden deutschen Vizemeister. Neun Millionen Euro ließen sich die Verantwortlichen des VfB die Verpflichtung des sechsfachen belgischen Nationalspielerskosten, der großes Talent mitbringt, jedoch auch sehr verletzungsanfällig ist. Dementsprechend nüchtern fällt die bisherige Bilanz des 22-Jährigen aus. Erst zehn Einsatzminuten stehen in der Bundesliga zu Buche, nachdem Al-Dakhil den Saisonstart aufgrund einer hartnäckigen Muskelverletzung verpasst hatte und zuletzt mit einem Infekt ausfiel. Sollte er es schaffen, konstant einsatzfähig zu sein, verfügt der gebürtige Ägypter zweifelsohne über das Potenzial, eine feste Größe in der VfB-Defensive zu werden.

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Fabian Rieder – Note 3

Einen sehr starken Saisonstart erlebte der auf Leihbasis von Stade Rennes gekommene Rieder. Mit drei Torbeteiligungen in den ersten drei Bundesligaspielen konnte der 22-Jährige direkt auf sich aufmerksam machen. Zwar fällt Rieder immer wieder positiv auf, konnte aber seither in wettbewerbsübergreifend 16 Spielen nur eine weitere Vorlage sammeln. Die Erwartungen erfüllte der Schweizer nicht ganz, doch Rieder ist mit seinen jungen Jahren ein aufregender Mann für die Zukunft, sollte der Champions League-Teilnehmer die im Vertrag verankerte Kaufoption von rund zehn Millionen Euro ziehen.

Justin Diehl – Note 3

Nicht ganz reibungslos ging Diehls Wechsel über die Bühne. Weil er beim 1. FC Köln keinen neuen Vertrag unterschreiben wollte, war der mittlerweile 20-jährige Shootingstar zeitweise sogar degradiert worden. Doch das hielt ihn nicht davon ab, den nächsten Schritt zu gehen und den Wechsel nach Stuttgart zu wagen. Aller Anfang ist schwer könnte man sagen, vor allem wenn man wie Diehl vom Verletzungspech heimgesucht wird. Direkt nach Saisonbeginn hatte eine Schulterluxation den deutschen U20-Nationalspieler außer Gefecht gesetzt, der daraufhin sieben Pflichtspiele verpasste. Nach seiner Verletzungspause kommt der dribbelstarke Flügelspieler nun aber immer besser in Fahrt und sammelte in den vergangenen drei Spielen ein Tor und eine Vorlage. Aufgrund seiner jungen Jahre und des ablösefreien Deals ist der gebürtige Kölner ein echtes Versprechen für die Zukunft.

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El Bilal Touré – 2,5

Mit großer Erwartungshaltung begrüßte man im Sommer Touré in der Bundesliga. Der 23-Jährige kam per Leihe mit Kaufoption in Höhe von 18 Millionen Euro von Europa League-Sieger Atalanta Bergamo zum VfB. Nach etwas schleppendem Start ließ sich beim malischen Nationalspieler ein positiver Trend verzeichnen, durch den Tourés starke Anlagen immer besser sichtbar wurden. Seinen bisherigen Höhepunkt im VfB-Trikot erlebte der flexible Angreifer bei seinem 1:0-Siegtreffer gegen Juventus Turin. Als im darauffolgenden Spiel zwei Torbeteiligungen gegen Holstein Kiel folgten, war als Außenstehender fest von einem geplatzten Knoten auszugehen, doch erst kürzlich brach sich Touré den Mittelfuß und ist jetzt monatelang zum Zuschauen verdammt.

Frans Krätzig – Note 5

Enttäuschend verlief bislang der Aufenthalt von Krätzig. Der talentierte Linksverteidiger war im Sommer auf Leihbasis vom FC Bayern nach Bad Cannstatt gewechselt und sollte den etablierten Maximilian Mittelstädt herausfordern. Das Projekt ist – zumindest bislang – krachend gescheitert. Seit dem ersten Spieltag ist der 21-Jährige in der Bundesliga nicht mehr zum Einsatz gekommen, lediglich im DFB-Pokal reichte es für zwei Auftritte. Vor Wochen kursierten sogar Gerüchte, dass der deutsche Rekordmeister über einen vorzeitigen Leihabbruch nachdenke, da Krätzig nicht die gewünschste Spielpraxis sammelt.

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Nick Woltemade – Note 3,5

Das Engagement beim VfB Stuttgart begann für Woltemade denkbar schlecht. Nach seinem ablösefreien Transfer von Werder Bremen zu den Schwaben musste er direkt einen schweren Rückschlag verkraften: Der 22-Jährige wurde überraschenderweise nicht mit in die Spielberichtigungsliste für die Champions League aufgenommen. Darüber hinaus musste sich der deutsche U21-Nationalspieler zu Saisonbeginn mit zahlreichen Kurzeinsätzen zufriedengeben und wurde von einigen Kritikern als Fehleinkauf abgestempelt. Doch der große aber technisch versierte Angreifer verdiente sich mit guten Trainingsleistungen immer mehr Spielzeit und ließ auch Torbeteiligungen folgen. In allen drei DFB-Pokal-Partien war Woltemade erfolgreich, zudem gelang ihm Mitte November der erste Bundesliga-Treffer im Dress des VfB. Insgesamt stehen in zehn Spielen vier Tore und eine Vorlage zu Buche – eine ordentliche Quote.

Yannik Keitel – Note 5

Zwar sammelte er beim SC Freiburg schon Erfahrungen in der Bundesliga, spielt in Stuttgart aber noch gar keine Rolle. Insgesamt drei Einsätze in Supercup, DFB-Pokal und Champions League verzeichnet der 24-jährige Mittelfeldspieler, in der Bundesliga kam Keitel noch gar nicht zum Zug. Zwar ist die Konkurenz mit Atakan Karazor und Angelo Stiller sehr groß, dennoch bleibt der ehemalige U21-Nationalspieler deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Ramon Hendriks – Note 3,5

Der für eine Million Euro von Feyenoord Rotterdam verpflichtete Hendriks fliegt bisher eher unter dem Radar. Zu Saisonbeginn war der Niederländer nur selten eingesetzt worden, doch in den vergangenen sechs Bundesligaspielen sammelte er immer Minuten. Bei den Schwaben agiert Hendriks eher auf der linken Verteidigungsseite als Back-Up für Maximilian Mittelstädt, statt wie zuvor auf seiner angestammten Innenverteidiger-Position. Für die geringe Ablöse ist der 23-Jährige eine solide Aushilfslösung, zu deutlich mehr sollte es aber ohne unerwarteten Leistungssprung nicht reichen.

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