Der AC Mailand hat eine turbulente Transferphase hinter sich. Die Rossoneri griffen für italienische Verhältnisse außergewöhnlich tief in die Tasche. Der neue Eigner und die Verantwortlichen stehen unter enormem Druck, die Fans sollen mit Stars besänftigt werden.

Gerade einmal drei Spielzeiten ist es her, da war die Gegenwart beim AC Mailand mehr als rosig. Nach elf Jahren hatten Trainer Stefano Pioli und sein Team endlich wieder den langersehnten Scudetto gefeiert, die Welt schien in Ordnung.
Im Sommer 2024 endete die Pioli-Ära, Paulo Fonseca übernahm – und der Verein schlitterte in chaotische Monate. Neben Pioli verließ in Olivier Giroud eine wichtige Identifikationsfigur den Verein, zahlreiche Neuzugänge um Álvaro Morata sollten die Abgänge kompensieren.
Auch Ibrahimovic in der Kritik
Doch bis auf Youssouf Fofana und in den vergangenen Wochen Strahinja Pavlovic schlugen die Einkäufe fehl, Morata suchte im Winter schon wieder das Weite und zog zu Galatasaray weiter. Der sportliche Misserfolg wurde in der Hinrunde immer wieder von mannschaftsinternen Unstimmigkeiten und Misstönen garniert, daran änderte auch der Trainerwechsel hin zu Sérgio Conceição zunächst nur wenig.
Somit wuchs mit der Zeit auch die Kritik an RedBird, dem Unternehmen, das 2022 die Rossoneri als Eigentümer übernommen hat. Und auch der ewig polternde Zlatan Ibrahimovic, der seinem großen Mundwerk auf dem Platz regelmäßig Taten folgen ließ und bei Transfers ein wichtiges Wörtchen mitzusprechen hat, verlor an Glaubwürdigkeit und Beliebtheit bei den Fans.
Zwei Superstars zur Besänftigung
Die Folge: Für den Winter-Transfermarkt waren die Verantwortlichen bei Milan unter Zugzwang – und legten eine für italienische Verhältnisse atemberaubende Transferoffensive hin. Kyle Walker soll die seit Jahren problematische rechte Abwehrseite endlich qualitativ nach vorne bringen, Santiago Giménez war schon im Sommer die Wunschlösung für den Sturm, ließ sich damals aber nicht realisieren. Warren Bondo soll im zentralen Mittelfeld den zu Olympique Marseille abgewanderten Ismaël Bennacer ersetzen und langfristig ein jüngeres Upgrade auf der Position sein, Riccardo Sottil die Offensive in der Breite verstärken.
Spätestens am Deadine Day gingen die Rossoneri dann endgültig all-in und besänftigten damit vorerst die vielen kritischen Stimmen rund um die Domstadt. João Félix schlägt sein Zelt mindestens bis zum Sommer in Mailand auf und ließ sein Talent in den ersten Spielen auch schon aufblitzen.
Auf dem Papier gab Milan vorerst ‚nur‘ rund 50 Millionen Euro für die zahlreichen Neuzugänge aus, exklusive der hohen Gehälter für Walker und Félix. Auf Platz sieben in der Liga droht den Lombarden dennoch eine Saison ohne Champions League, was aufgrund der hohen Ausgaben einem finanziellen Fiasko und sportlichem Totalschaden gleichkäme.
Durch Königstransfers steigt der Druck
Conceição muss mit seinem Team jetzt liefern. Gespickt mit Superstars und Qualität ist seine Mannschaft zweifellos, der Portugiese steht allen voran in der Offensive vor der schwierigen Aufgabe, Giménez und Félix einzubinden und gleichzeitig dessen portugiesischen Nationalmannschaftskollegen Rafael Leão zu konstanter Form zu bringen.
Die Transferoffensive birgt eine große Gefahr: Zwar bringen die Königstransfers wieder den von den Fans erhofften Glanz nach Mailand, bleiben Ergebnisse und Erfolge in der Rückrunde jedoch aus, werden die hohen Ausgaben den Verantwortlichen im Sommer auf die Füße fallen. Die Formkurve ging mit den Neuzugängen zuletzt nach oben, am Mittwoch (21 Uhr) steht in den CL-Playoffs gegen Feyenoord Rotterdam bereits eine enorm richtungsweisende Partie an.
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