Vom Streichkandidaten zum Leistungsträger: Di Santo löst Schalkes Sturmproblem

Als die Schwere der Verletzung von Breel Embolo bekannt wurde, reagierte man auf Schalke bestürzt. Eine schnelle Lösung des verletzungsbedingten Sturmproblems schien nicht auffindbar. Mit Franco Di Santo offenbart sich nun ein Retter, der bei S04 eigentlich schon längst nicht mehr gebraucht wurde.

von Tristan Bernert
3 min.
Franco Di Santo überzeugte mit Kampf und Einsatz gegen den FSV Mainz 05 @Maxppp

Die vergangenen Wochen des FC Schalke 04 lassen sich wohl mit nur zwei Worten zusammenfassen: Ausgerechnet er. Da stecken die Königsblauen in einer tiefen Krise, Neu-Trainer Markus Weinzierl muss den schlechtesten Saisonstart aller Zeiten verantworten und dann kommt Breel Embolo, der Rekordtransfer, der seinen Platz im Team noch nicht gefunden hatte, und schießt Schalke mit zwei Toren gegen Borussia Mönchengladbach zum ersten Saisonsieg. Ausgerechnet er.

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Die Knappen schöpfen neuen Mut, gehen mit Hoffnung in die Partie gegen den FC Augsburg. Und dann verletzt sich Embolo so schwer, dass er in dieser Saison wohl keine große Rolle mehr spielen wird. Ausgerechnet er. Auf Schalke schaute man sich bange die Kaderliste an. Es schien keinen Stürmer zu geben, der den jungen Schweizer adäquat ersetzen konnte: Routinier Klaas-Jan Huntelaar scheint dem Team zuletzt mehr zu schaden als zu nutzen. Donis Avdijaj beschäftigen momentan eher Verletzungen und Haftpflichtversicherungen als Fußball. Eric Maxim Choupo-Moting ist zwar in guter Form, wird jedoch auf dem Flügel gebraucht.

Heidels Streichkandidat

Und dann ist da Franco Di Santo. Seit dem ersten Tag stand der Argentinier auf der Streichliste von Manager Christian Heidel. Der 54-Jährige hätte im Sommer wohl nichts dagegen gehabt, eine der zahlreichen Offerten aus England für den 27-Jährigen anzunehmen, doch Di Santo wollte trotz schwacher Debütsaison nichts von einem Abschied aus Gelsenkirchen wissen. Nun wird Heidel seinem Ex-Reservisten wohl für dessen Sitzfleisch danken, denn Di Santo entpuppt sich als Glücksfall für die Knappen. Und wieder heißt es: Ausgerechnet er.

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Beim in dieser Deutlichkeit überraschenden 3:0-Sieg der Schalker über den FSV Mainz 05 am gestrigen Sonntagabend zeigte Di Santo eine mehr als überzeugende Leistung. Zwar gehörten Doppelpacker Nabil Bentaleb die Schlagzeilen, doch der Argentinier war es, der Königsblau tatsächlich auf die Siegerstraße brachte. Als auffälligster Offensivakteur bereitete er zwei Tore mustergültig vor, eins mit punktgenauer Brustablage, eins durch puren Willen und Einsatzfreude. Wenn Di Santo seine Form auch zukünftig bestätigen kann, stellt sich Heidel womöglich die Frage, ob er im Winter viel Geld für einen Embolo-Ersatz in die Hand nehmen soll, gar nicht erst.

Wachablösung im Schalke-Sturm

Dass Di Santo und nicht Huntelaar, der über viele Jahre im Sturmzentrum unumstritten war, gegen Mainz in der Startelf stand, kommt nicht von ungefähr. Der Niederländer funktioniert im System Weinzierls schlichtweg nicht richtig, wie der katastrophale Saisonstart der Schalker demonstriert. Abgesehen vom Pflichtsieg im DFB-Pokal gegen den unterklassigen FC Villingen, stand Huntelaar in dieser Saison in fünf Pflichtspielen in der Startelf. Die erschreckende Bilanz: Null Punkte und ein Torverhältnis von Minus acht.

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Die Gründe für die Degradierung des Hunters liegen aber wohl nicht in seinem mangelnden Beitrag fürs Offensivspiel. Zwar scheint der 33-Jährige zu unbeweglich für Weinzierls Spiel, doch ist Di Santo auch kein Spieler, der durch Dynamik überzeugt. Der Argentinier hat gegenüber Huntelaar jedoch einen Vorteil: Er kämpft sich ins Spiel. Sowohl defensiv als auch offensiv ackert der 27-Jährige bis in der Veltins Arena das Licht ausgeht, schafft so Räume für seine Mitspieler und bildet die erste Verteidigungsreihe. Weinzierls Sturmproblem löst Di Santo genau zum richtigen Zeitpunkt: Am kommenden Wochenende erwartet Borussia Dortmund Königsblau zum Revierderby. Di Santo kann sich berechtigte Hoffnungen auf einen erneuten Platz in der ersten Elf machen. Ausgerechnet er.

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