So sehr Arsène Wenger das millionenschwere Wettrüsten der Spitzenklubs in den vergangenen Jahren auch ablehnte, musste sich der Lehrmeister aus dem Elsass eingestehen, dass der FC Arsenal mit der Zeit gehen muss, um den Anschluss an die Elite des europäischen Fußballs nicht zu verpassen. Vergangenen Sommer hatte er bereits mit dem 50-Millionen-Coup bei Mesut Özil überrascht, in diesem Jahr geizte er ebenfalls nicht. Insgesamt verstärkte Wenger den Kader für rund 102 Millionen Euro. Königstransfer war Alexis Sánchez, der für 42,5 Millionen Euro nach Nordlondon kam. Darüber hinaus verstärkten sich die ‚Gooner‘ insbesondere in der Breite.
Volltreffer
Alexis Sánchez (42,5 Millionen/FC Barcelona): Fraglos, der 25-jährige Superstar ist Arsenals Königstransfer in diesem Sommer. Womöglich der beste Transfer von Arsène Wenger seit Robin van Persie im Jahr 2004 (4,5 Mio./Feyenoord Rotterdam). Von den Fans umjubelt ist der chilenische Tempodribbler der neue Hoffnungsträger in Nordlondon. Enorm fleißig ackert der Chilene bei gegnerischem Ballbesitz gegen die Kugel und ist an nahezu jeder Offensivaktion beteiligt. Schoss seinen neuen Klub mit dem Goldenen Treffer zum 1:0 im Rückspiel der Champions League-Qualifikation gegen Besiktas Istanbul in die Königsklasse. Siebenmal traf der Wirbelwind bereits in neun Partien und bereitete zwei Treffer vor. Auch in der Champions League gelangen im zwei Tore. Herausragende Statistik. Bleibt für die ‚Gunners‘ nur zu hoffen, dass er nach seiner Hochform nicht in ein ähnliches Loch fällt wie vergangene Spielzeit Mesut Özil.
Verstärkung
Danny Welbeck (20 Millionen Euro/Manchester United): Unmittelbar vor Toresschluss verpflichtete Arsenal den englischen Nationalspieler von den ‚Red Devils‘, wo ihm unter Louis van Gaal eine ungewisse Zukunft bevorstand. Eingefädelt haben den Transfer übrigens Mikel Arteta und Weltmeister Per Mertesacker, die den Angreifer zuvor in einem Londoner Kraftraum getroffen hatten, als Welbeck mit den ‚Three Lions‘ unterwegs war. Seinen großen Auftritt hatte der 23-jährige Angreifer im Champions League-Heimspiel gegen Galatsaray Istanbul, als er mit einem Dreierpack auftrumpfte. Ganz so steil nach oben ging die Kurve des Engländers zuletzt jedoch nicht mehr. In der Liga traf er erst zweimal. Dennoch ist Welbeck mehr als nur ein Ersatz für den verletzten Olivier Giroud, der es nach seiner Rückkehr zumindest zunächst schwer haben dürfte, wieder in die Startelf zu rücken.
Mitläufer
Matthieu Debuchy (15 Mio./Newcastle United): Eigentlich galt der Franzose nur als zweite Wahl auf das Erbe seines Landsmanns Bacary Sagna, den es zu Manchester City zog. Favorit war zunächst der ivorische Youngster Serge Aurier, der nun aber auf Leihbasis zu Paris St. Germain wechselte. Letztlich zeigte sich Wenger aber auch mit der Verpflichtung Debuchys sehr zufrieden, da er zuletzt vermehrt auf erfahrene, fertige Spieler setzte. Der schnelle Rechtsfuß füllte Sagnas Rolle bislang solide aus. Gut im Spiel nach vorne ließ er aufgrund seines unbändigen Offensivdrangs allerdings Lücken auf seiner Abwehrseite. Zog sich gegen die ‚Citizens‘ eine Verstauchung des Sprunggelenks zu und fällt voraussichtlich noch bis Mitte Dezember aus.
Calum Chambers (20,2 Mio./FC Southampton): Der athletische Youngster wurde insbesondere als Mann für die Zukunft geholt, bevor die Konkurrenz zuschnappt. Im Schatten des Supertalents Luke Shaw ging der ganz große Hype beim FC Southampton vergangene Saison am 19-Jährigen vorbei. Allerdings überraschte der englische Nationalspieler in London gleich zu Beginn und stellte unter Beweis, dass er schon jetzt für bereit für die Startelf ist. Im Community Shield agierte er beim 3:0-Sieg gegen City als Innenverteidiger und durfte in der Premier League zweimal sowie der Champions League-Quali einmal über 90 Minuten ran. Chambers ist in der Verteidigung vielseitig einsetzbar. Nach Debuchys Verletzung ist er hinten rechts gesetzt, spielt dort jedoch nicht immer fehlerfrei.
Enttäuschung
Fehlanzeige
Ohne Bewertung
David Ospina (4 Mio./OGC Nizza): Der Kolumbianer tritt im Kasten des AFC die Nachfolge von Lukasz Fabianski an, den es nach sieben Jahren in London zu Swansea City zog. Allerdings hat der 26-Jährige größere Ambitionen als sein polnischer Vorgänger. Ospina hat das Zeug, Wojciech Szczesny ernsthaft Konkurrenz zu machen und wurde nicht zwangsläufig als Nummer zwei ins Emirates geholt. Bislang schenkte Coach Wenger aber dem etablierten Polen das Vertrauen, wenngleich dieser in der aktuellen Spielzeit durchaus schon patzte. Dennoch kam der Neuzugang lediglich einmal in der Königsklasse gegen Gala für 26 Minuten zum Einsatz, als Szczesny mit Rot vom Platz flog sowie im League Cup.
Fazit
Auch wenn kein Neuzugang wirklich enttäuschte, hinkt Arsenal den Erwartungen wieder einmal etwas hinterher. In der Champions League kämpfen die ‚Gunners‘ nach dem blamablen 3:3 nach 3:0-Führung gegen den RSC Anderlecht aktuell um Platz zwei. In der Liga läuft man Lokalrivale FC Chelsea hinterher. Nachdem die ‚Kanoniere‘ zwischenzeitlich nur auf Platz sieben waren, sprang das Team zuletzt nach dem 3:0-Sieg über den FC Burnley immerhin auf den vierten Rang.
Mit Alexis Sánchez konnte Arsène Wenger nach jetzigem Stand endlich wieder einen echten Top-Spieler ins Emirates holen. Auch Danny Welbeck macht Hoffnung. Nachholbedarf haben die Londoner aber im Winter vor allem in der Innenverteidigung. Dass Thomas Vermaelen nicht ersetzt wurde und Arsenal mit zweieinhalb Innenverteidigern in die Saison gestartet ist, gleicht einem Witz. Zudem fehlen echte Führungsspieler. Zu schnell lässt sich die Wenger-Elf bei einem Rückschlag verunsichern. Kein Akteur nimmt das Heft in die Hand. Deutlicher als beim 3:3 gegen Anderlecht konnte dies kaum zum Ausdruck kommen.
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