Drittteuerster FC-Transfer: Was ist denn mit Jannes los?

34 Millionen Euro steckte der 1. FC Köln im Sommer in neues Spielermaterial. Sieben Millionen davon zahlten die Geißböcke für Linksverteidiger Jannes Horn an den VfL Wolfsburg. Doch der Jungnationalspieler befindet sich im Formtief. FT beschäftigt sich mit einem plausiblen Erklärungsansatz.

von Niklas Kling
4 min.
Jannes Horn ist in Gladbach im Gespräch @Maxppp

Das sieht gar nicht gut aus“, wird sich wohl der ein oder andere Anhänger des 1. FC Köln in den vergangenen Spielen gedacht haben, wenn die Flanken und Standards von Konstantin Rausch ein ums andere Mal durch den Strafraum zischten oder schlicht und ergreifend in der Bedeutungslosigkeit verpufften. Eigentlich eingeplant für dessen Position in der linken Verteidigung war zu Saisonbeginn Jannes Horn.

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Der 20-Jährige wechselte mit ordentlich Vorschusslorbeeren in die Domstadt. In 13 Pflichtspielen für den VfL Wolfsburg hatte der gebürtige Braunschweiger zuvor sein Talent aufblitzen lassen und mit immerhin zwei Vorlagen seinen ausgeprägten Offensivdrang mehr als angedeutet. Gutes Stellungsspiel, konzentrierte Zweikampfführung und vor allem seine enorme Antrittsschnelligkeit hatten den U21-Nationalspieler so begehrt für die Geißböcke gemacht. Mit Lukas Klünter zusammen träumte man vor Saisonstart von der schnellsten Abwehrzange der Liga und versprach sich viel von dem 20-Jährigen.

So viel, dass man sich die Dienste des Wolfsburger Eigengewächses schlappe sieben Millionen Euro kosten ließ. Horn schwang sich damit nach Rekordneuzugang Jhon Córdoba (17 Millionen) und Vereinsikone Lukas Podolski (wechselte 2009 für zehn Millionen Euro zurück vom FC Bayern) gemeinsam mit Innenverteidiger Jorge Meré zum drittteuersten Transfer der Vereinsgeschichte auf.

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Doch die Anfangseuphorie wich schnell der Ernüchterung. Horn kommt mittlerweile unter Peter Stöger nicht einmal mehr zum Einsatz und der geneigte Effzeh-Fan stellt sich berechtigterweise die Frage: „Was ist denn mit Jannes los?FT versucht sich an einem Erklärungsansatz.

Hohe Bürde trifft auf geringes Selbstvertrauen

Ganze drei Pflichtspiele stand Horn bislang für die Geißböcke auf dem Platz und konnte sich dabei nie nachhaltig für einen Stammplatz empfehlen. Während man dem jungen Außenverteidiger bei der 1:3-Heimniederlage gegen den Hamburger SV zumindest noch ein Arbeitszeugnis der Marke ‚stets bemüht‘ ausstellen konnte, offenbarte er spätestens bei der 0:5-Schlappe gegen Borussia Dortmund ungeahnte Schwächen.

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Völlig überfordert mit Gegenspieler Andrey Yarmolenko, der den Linksverteidiger ein ums andere Mal schwindelig spielte, zeigte Horn enorme Anfälligkeit in der Zweikampfführung, im Stellungsspiel und in der Passgenauigkeit und so in ebenjenen Bereichen, die ihn doch in Wolfsburg noch so ausgezeichnet hatten. Ist es vielleicht die enorme Bürde des drittteuersten Vereinstransfers, die auf dem jungen Abwehrspieler lastet? Was machen solch hohe Ablösen und die damit verbundenen hohen Erwartungen der Fans mit der Psyche junger Spieler?

Im Fall Jannes Horn muss man bislang konstatieren: Sie trüben das Selbstbewusstsein. Keine Frage: Nicht nur Horn präsentierte sich zu Anfang der Saison fehleranfällig und verunsichert. Vielmehr war es die Mannschaft im Kollektiv, bei der die Fehler des Nebenmannes direkt die Mitspieler ansteckten. Doch man merkte Horn in seinen Einsätzen den Kampf mit sich selbst und das fehlende Selbstvertrauen deutlich an.

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Die Angst davor, einen Fehler zu machen, bremste das Defensivtalent merklich aus. So sehr, dass er die im Vorfeld so sehr angepriesenen offensiven Vorstöße und scharfen Hereingaben bislang gänzlich vermissen ließ und versuchte, sich nur auf seine Defensivaufgaben zu beschränken, was letztlich jedoch auch nicht gelang. Dass er in den Planungen von Cheftrainer Peter Stöger nun nur noch eine untergeordnete Rolle als Ergänzungsspieler einnimmt, dürfte dem Selbstvertrauen sicherlich keinen Schub geben.

Der Faktor Zeit und die sportliche Misere des Effzeh

Doch so sehr Stöger seinem Schützling gern die nötige Spielpraxis zum Aufbau des eigenen Selbstwertgefühls liefern würde, so unwahrscheinlich ist sein Einsatz in den kommenden Pflichtspielen.

Das liegt zum einen daran, dass der Cheftrainer im Abstiegskampf momentan lieber auf nervenstarke und gestandene Profis wie etwa Dominik Maroh, Pawel Olkowski oder vor allem auch Rausch setzt. Der Russe zeigt zwar keine ansprechenden Leistungen im Spiel nach vorne, wo seine Pässe und Flanken teilweise im Nichts verpuffen. Aber der 27-Jährige präsentiert sich zumindest in den Zweikämpfen und im Stellungsspiel solide und gibt der wackeligen Effzeh-Abwehr dadurch etwas mehr Stabilität.

FC-Tief bremst Entwicklung

Zum anderen hat der österreichische Fußballlehrer auch einfach nicht die Faktoren Zeit und Geduld auf seiner Seite, um einen formschwachen Spieler der Marke Horn langsam und behutsam an die Mannschaft heranzuführen und aufzubauen. Stöger benötigt angesichts der akuten sportlichen Misere Akteure, die dem Effzeh auf Anhieb weiterhelfen und sofort konzentriert bei der Sache sind.

Man darf natürlich einen jungen Profi wie Horn an dieser Stelle nicht völlig zerreißen. Nach dem VfL Wolfsburg ist der 1. FC Köln die zweite Profistation des 20-Jährigen und gerade junge Spieler brauchen eine gewisse Zeit, bis sie sich in ihrem neuen Umfeld akklimatisieren. Doch möchte der Linksverteidiger nicht völlig aus dem Radar rutschen, muss er an seiner Konzentration arbeiten und sich mehr zutrauen. Das Potenzial beim U21-Nationalspieler ist zweifelsohne vorhanden, er muss es lediglich abrufen und dem Trainer signalisieren, dass er bereit ist. Dann kann Horn gerade im lahmenden Offensivspiel der Geißböcke ein entscheidender Faktor sein und vielleicht das Ruder mit den Domstädtern noch herumreißen.

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