Gestern Abend verlor das DFB-Team nach einer indiskutablen Leistung mit 0:2 gegen Österreich. Bedenklich waren dabei auch die Maßnahmen des Bundestrainers, der eigentlich einen anderen Ansatz versprochen hatte.
![Julian Nagelsmann ist Bundestrainer](https://assets-de.imgfoot.com/media/cache/642x382/julian-nagelsmann-2324-655d9efc2038f.jpg)
Eine positive Grundstimmung der Fans wollte Julian Nagelsmann zurückgewinnen. Helfen sollten dabei attraktiver und vertikaler Fußball. In seiner Arbeit mit dem Team stehe deshalb ein gewisser Pragmatismus an oberster Stelle, ließ Nagelsmann bei seinem Amtsantritt wissen. Mit anderen Worten: Der simple Weg sollte der erfolgreiche sein.
Nach seiner zweiten Länderspiel-Kampagne muss man konstatieren: Nagelsmann ist von seinem eigens ausgerufenen Weg bereits abgewichen. Auf zwei gute Länderspiele gegen die USA (3:1) und Mexiko (2:2) folgten zwei Partien, in denen der neue Bundestrainer die große Bühne als seine taktische Spielwiese nutzte – ganz in dem Stile, den er auch in seinen Vereinen für sich proklamierte.
Taktik-Duell mit Rangnick
So wie die DFB-Elf gestern auftrat, wurde man den Eindruck nicht los, als sei es für Nagelsmann vor allem auch ein Duell mit Trainer- und Taktikfuchs Ralf Rangnick. Partout sollte sein Team die wild anlaufende Offensivabteilung der Österreicher spielerisch überbrücken. Ein langer Ball auf den vorne wartenden Niclas Füllkrug – seines Zeichens einer der besten Zielspieler der Bundesliga – schien verboten.
Dabei ist genau dieses Stilmittel gegen hoch pressende Mannschaft eines der wirkungsvollsten, signalisiert aber eben auch, dass man sich dem gegnerischen Pressing ein Stück weit beugt.
Es wäre Nagelsmann ganz offensichtlich ein zu großes Zugeständnis an die Wirksamkeit von Rangnicks Pressing gewesen, diesen einfachen und pragmatischen Weg zu wählen. Zumal Österreich in Spielern wie Konrad Laimer, Marcel Sabitzer, Xaver Schlager und Nicolas Seiwald über ausgewiesene Spezialisten in dieser Disziplin verfügt.
Stimmung im Eimer
Die leicht aufkeimende Euphorie nach den ersten Länderspielen ist nun erst einmal jäh gestoppt. Und das vor allem, weil Nagelsmanns Maßnahmen à la Rückkehr zur ungeliebten Dreierkette, Kai Havertz als linker Joker oder Flachpasspflicht gegen Österreich ausnahmslos ins Leere liefen.
Der Bundestrainer muss nun unbedingt einen anderen Plan aus der Schublade zaubern, denn in sechs Monaten startet die Heim-EM. Dabei scheint offenkundig, dass es keines besonders ausgeklügelten taktischen Kniffs, sondern eher biederer Trainer-Hausmannskost bedarf, um diese fußballerisch so hochveranlagte Truppe wieder in die Spur zu bekommen.
Manchmal ist es eben doch das herkömmliche 4-2-3-1 mit einfachen Strukturen, ein paar langen Bällen und hier und dort einigen Einzelaktionen, das den Weg zum Erfolg ebnen kann.
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